„Mind Reader“ Obamas wechselt Branche
Der Umbau im Mitarbeiterteam von US-Präsident Barack Obama nimmt immer größere Ausmaße an: Wie am Dienstag bekanntwurde, verlässt nach zahlreichen Ministern auch der Redenschreiber von Obama das Weiße Haus. Der 31-jährige Jon Favreau, von US-Medien auch gerne als „Mind Reader“ (Gedankenleser) Obamas bezeichnet, steht seit 2005 hinter den Reden des Präsidenten.
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Favreaus Karriere startete durch, als er 2004 im Alter von nur 23 Jahren auf den damaligen Senatsanwärter Obama traf. Favreau, frischgebackener Collegeabsolvent arbeitete zu der Zeit im Team von Präsidentschaftskandidat John Kerry. Ihm fiel die Aufgabe zu, Obama vor einer bevorstehenden Rede auf Überlappungen mit einer geplanten Rede von Kerry aufmerksam zu machen und ihn dazu zu bewegen, seinen Text zu kürzen.
„Praktisch jede große Rede“
Nachdem Obama in den Senat gewählt wurde, holte er den jungen Mann in sein Team - wo er zum Haupt-Redenschreiber des Präsidenten aufstieg. Seither gilt Favreau als Mastermind hinter allen großen Reden Obamas seit 2005. Obama würdigte den 31-Jährigen laut Medienberichten als einen „Freund“ und „Mitarbeiter an praktisch jeder großen Rede“, die er im Senat, auf seiner Wahlkampftour und im Weißen Haus gegeben habe. Favreau erarbeitete sich schnell eine gute Reputation, als Mitarbeiter, der die hohen Erwartungen Obamas zuverlässig erfüllt habe, sagte David Plouffe, ein langjähriger Berater des Präsidenten gegenüber der „Los Angeles Times“ („LA Times“).

AP/Charles Dharapak
Favreau will künftig Drehbücher statt Reden verfassen
Aber auch außerhalb des politischen Kaders rund um den US-Präsidenten schlug die Karriere des smarten Redenschreibers Wellen: Das „People Magazin“ erhob ihn 2009 in die Riege der schönsten Menschen weltweit, und die „New York Times“ bezeichnete ihn im selben Jahr als eine der einflussreichsten Personen.
Favreau zieht es nach Hollywood
Ab erstem März wird nun Cody Keenan an seine Stelle treten. Dieser hatte bereits Erfahrungen für seinen neuen Job gesammelt, als er Obama bei der Rede in der Sandy Hook Elementary School zwei Tage nach dem Newtown-Massaker unterstützt hatte. Favreau, so heißt es, zieht es nach Hollywood - wo er sich dem Verfassen von Drehbüchern widmen will, wie USA Today berichtet. Pikantes Detail: Obama verliert damit schon seinen zweiten Redenschreiber an die Filmindustrie, denn auch Favreaus Vorgänger wechselte in diese Branche.
Die große Suche nach neuen Ministern
Der Abgang von Favreau reiht sich ein in eine ganze Serie von Personalaustritten in Obamas Team. Der Präsident muss für seine kürzlich begonnene zweite Amtszeit ein halbes Dutzend Ministerposten neu besetzen. Bereits vereidigt ist Außenminister Kerry als Nachfolger von Hillary Clinton, auf Finanzminister Timothy Geithner soll der bisherige Stabschef im Weißen Haus, Jacob Lew, folgen.
Heikel ist allerdings noch der Ersatz für Verteidigungsminister Leon Panetta: Der von Obama favorisierte Senator Chuck Hagel stößt im Lager der Republikaner auf Ablehnung. Auch Arbeitsministerin Hilda Solis, Innenminister Ken Salazar und Verkehrsminister Ray LaHood haben ihren Rückzug aus der Regierung angekündigt.
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