Themenüberblick

Fast 1.000 Kilometer ohne Aufladen

In Reaktion auf steigende Rohstoffpreise und drückende Fragen des Umweltschutzes erwägt die britische Regierung nun einen Vorstoß in Sachen Transport: Personenzüge könne man leistungsfähig mit Akkus betreiben, fast 1.000 Kilometer könnten die Züge zurücklegen, ohne an die Steckdose zu müssen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Hinter diesen Erkenntnissen steht eine Studie der britischen Regierung (Department for Transport). Doch nicht nur die Unsicherheit im Zusammenhang mit Rohstoffpreisen machte den Verantwortlichen Sorgen. Denn viele Strecken sind nur unter schwierigen Umständen zu elektrifizieren, fast stößt der Streckenausbau infolge derartiger Schwierigkeiten an seine Grenzen. Auch hinsichtlich solcher Überlegungen könnte ein autonom verkehrender Batteriezug Abhilfe schaffen.

Zwei Varianten diskutiert

Dabei werden derzeit vom Transport Research Laboratory (TRL; in Großbritannien zuständig für die Prüfung des infrastrukturellen Ausbaus, Anm.) zwei Varianten geprüft: Variante eins sieht den Einsatz einer vergleichsweise relativ kleinen Zwei-Tonnen-Batterie vor. Diese müsste in fixen Haltestellen getauscht werden - das würde mechanisch gesteuert geschehen. Variante zwei wird als wahrscheinlichere Möglichkeit diskutiert: Dabei wird ein Acht-Tonnen-Akku eingesetzt, der die Streckenvorgabe von knapp 1.000 Kilometern „am Stück“ durchhält. Gestützt würde die Anlage mittels eines Kondensators und eines Schwungrads, um unterschiedlichen Leistungsbedarf zu berücksichtigen.

Batteriebetrieb ist teurer

Bereits vor dem praktischen Einsatz der Batteriezüge würden die Experten das Streckenprofil erstellen und es auf das „Leistungsprofil“ der Batterie abstimmen, um keine Leerläufe (etwa bei absteigenden Strecken, Anm.) zu erzeugen. Ein Argument gegen alle in Erwägung gezogenen Varianten ist jedoch die beschränkte Lebensdauer der Batterien, deren Anschaffung sich im Falle der Acht-Tonnen-Version auf etwa eine halbe Mio. Pfund (über 580.000 Euro) belaufen würde. Während eine Diesellok bei täglichem 1.000-Kilometer-Einsatz jährlich etwa 160.000 Pfund (186.000 Euro) verbrät, würde die Batterieversion über 240.000 Pfund (280.000 Euro) kosten.

„Aus unbedingter Erfordernis heraus“

Hochgerechnet müsste der Preis für Diesel auf das Doppelte ansteigen, damit sich der Batteriebetrieb finanziell rentiert, so John Molyneux von der Lloyd’s Register Group, die die Studie durchführte. „Ich glaube nicht, dass ich den Einsatz solcher Züge noch erlebe“, sagte Molyneux in Anspielung auf die Kosten. „Aber das Projekt kommt vielleicht weniger aus dem praktischen Nutzen, sondern mehr aus unbedingter Erfordernis heraus.“

Die Technologie in Zusammenhang mit Batterien könnte sich weiterentwickeln, jedoch weit weniger schnell als viele glauben, meint der britische Experte. „Seit 20 Jahren gibt es nichts Besseres als Lithium-Ionen-Batterien. Aber noch immer gibt es damit Probleme. Ich denke, man kann die derzeitigen Möglichkeiten kaum mehr übertreffen“, glaubt Molyneux. Doch eine andere Variante scheint eher im Bereich des Möglichen zu stehen - so könnten Garnituren nur während der nicht elektrifizierten Streckenabschnitte mittels Batterie betrieben werden. Hier geht es vor allem um Tunnel, Stationen oder Brücken.

Links: