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Leicester jubelt über Sensationsfund

Britische Archäologen haben nach eigenen Angaben das Skelett des im 15. Jahrhundert in einer Schlacht gefallenen Königs Richard III. gefunden und identifiziert. Die Universität Leicester sei nach DNA-Tests zu der „akademischen Schlussfolgerung“ gekommen, dass die im September 2012 ausgegrabenen Knochen „ohne Zweifel“ die von Richard III. seien, sagte der Forscher Richard Buckley am Montag.

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Das Skelett war bei Grabungen unter einem Parkplatz im mittelenglischen Leicester gefunden worden. Die Forscher hatten mit DNA-Material ein biologisches Profil der Charakteristika des Königs erstellt und die Knochenreste auf Spuren untersucht, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuteten. DNA-Proben erhielten sie von Michael Ibsen, einem in London lebenden Neffen Richards III. in der 17. Generation. Historiker gingen stets davon aus, dass Richard III. in Leicester in einer Franziskanerkirche bestattet wurde. Das Skelett wurde an einer Stelle exhumiert, an der mutmaßlich der Chor der Kirche stand.

Ausgrabungsleiterin Jo Appleby mit einem Skelett-Plakat

APA/AP/Rui Vieira

Ausgrabungsleiterin Jo Appleby mit den gefundenen Knochen. Eindeutig zu erkennen: die gebogene Wirbelsäule.

Vor der Pressekonferenz am Montag hatte Ausgrabungsleiterin Jo Appleby erklärt, der gefundene Schädel sei „in gutem Zustand“. Er habe viele Einzelheiten über den Toten verraten. Auf einem von der Universität vorab veröffentlichten Foto ist ein Totenschädel zu sehen, an dessen Hinterkopf Spuren einer Wunde erkennbar sind und der noch über fast alle Zähne verfügt. Die gekrümmte Wirbelsäule weist Spuren einer eingedrungenen Pfeilspitze auf.

Letzter König, der im Kampf starb

Richard III. war der letzte englische König, der im Kampf starb. 1485 fiel er in der Schlacht von Bosworth Field gegen die Truppen von Henry Tudor, dem späteren König Heinrich VII. „Viele Leute hatten sich nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, ob die Überreste überhaupt noch da sein könnten“, sagt der für das Projekt verantwortliche Archäologe Buckley von der Universität Leicester.

Archäologische Ausgrabung in Leicester

AP/University of Leicester

Neben den Gebeinen wurden auch Überreste des alten Franziskanerklosters gefunden

Anscheinend kein aufwendiges Begräbnis

Als das Archäologenteam jedoch in die Gräben unter dem Asphalt des Parkplatzes stieg, wurden ihre kühnsten Träume übertroffen. Nach nur drei Wochen fanden die Wissenschaftler in einem schlichten Grab die Knochen eines Mannes. „Wir können vom Zustand des Skeletts darauf schließen, dass das Begräbnis kurz nach dem Tod stattfand und die Leiche nicht verlegt wurde“, so Appleby. „Es scheint ein sorgfältiges Begräbnis gewesen zu sein, aber kein aufwendiges.“

Das Skelett weist den Wissenschaftlern zufolge mindestens zwei Verletzungen am Schädel auf, eine Wunde am Rücken und eine Krümmung der Wirbelsäule. „Er hat Verletzungen, die zu einem Tod in einer Schlacht passen könnten, wie es Richard III. passiert ist“, sagt Appleby. „Trotzdem ist es eine Grabstätte in einer mittelalterlichen Kirche, und die haben normalerweise mehrere Grabstätten, so dass immer noch die Möglichkeit besteht, dass wir nicht den Richtigen gefunden haben.“

Nachfahre des Königs Richard III., Michael Ibsen

APA/AP/Rui Vieira

Durch die DNA von Michael Ibsen konnte das Skelett identifiziert werden

Gewissheit brachte schließlich ein DNA-Abgleich mit Ibsen. Der 55-jährige Tischler wurde in Kanada geboren und zog vor 27 Jahren nach London. „Die einzige Linie, die sie bis in die heutige Zeit verfolgen konnten, war diejenige, die zu meiner Mutter führte“, sagt Ibsen.

Wie böse war Richard III. wirklich?

Ibsen hofft, dass die Identifizierung der Überreste dazu beitragen könnte, den Ruf Richards III. zu rehabilitieren. „Ehrlich gesagt ist man doch lieber mit jemandem verwandt, der für nette Dinge bekannt ist, als mit einem barbarischen Mörder, wie ihn Shakespeare dargestellt hat“, sagt Ibsen. Schließlich porträtierte der englische Dramatiker Richard III. als machtbesessenen Buckligen, der seinen Neffen ermordete, um auf den Thron zu kommen. „Ich persönlich glaube, er wurde falsch dargestellt“, sagt Ibsen. „Aber wir werden das wohl nie mit Sicherheit erfahren.“

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