Sheriff bedankt sich bei Entführer
Der Geiselnehmer eines Fünfjährigen im US-Bundesstaat Alabama hat auch am sechsten Tag keine Bereitschaft zur Aufgabe gezeigt. Der 65 Jahre alte Vietnamveteran, der das Kind seit Dienstag in einem unterirdischen Bunker in seiner Gewalt hält, steht zwar im Kontakt mit der Polizei, hat aber keine Forderungen für eine Freilassung des Buben gestellt.
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Nach Behördenangaben in der Nacht auf Sonntag versichert der Entführer, der als der pensionierte Lkw-Fahrer Jimmy Lee Dykes identifiziert wurde, dem Buben die Situation „so angenehm wie möglich“ machen zu wollen. In dem Bunker in Midland City gebe es einen elektrischen Heizofen sowie Decken, sagte der zuständige Sheriff Wally Olson mit Blick auf die Kälte. Die Polizei versorge den Buben zudem mit Medikamenten. „Das ist sehr wichtig“, sagte Olson.

AP/Alabama Department of Public Safety
Jimmy Lee Dykes
Erstmals Foto veröffentlicht
Medienberichten zufolge wurde bei dem Fünfjährigen bereits früher das Asperger-Syndrom (eine Form des Autismus) festgestellt. Der Kontakt mit dem Kidnapper laufe über ein Belüftungsrohr aus dem Bunker, der mehr als einen Meter unter der Erde liege. „Wir halten die Kommunikationsmöglichkeit 24 Stunden pro Tag offen; wann immer er reden möchte“, heißt es in der Behördenmitteilung, die dem lokalen Fernsehsender WSFA vorliegt.
Die Polizei veröffentlichte erstmals auch ein Foto des Verdächtigen. Der Entführer habe den Bunker selbst angelegt, heißt es. US-Medien spekulierten, die Geiselnahme könne noch Tage dauern. Nachbarn hätten berichtet, der Täter habe sich früher bis zu acht Tage in seinem Bunker verschanzt. Die Polizei gehe davon aus, dass der Fünfjährige unverletzt ist. Er habe Buntstifte, ein Malbuch, Spielzeug und auch Knabbereien zur Verfügung.
Experte rät zu Geduld
Ein ehemaliger FBI-Experte, der früher mit Kidnappern verhandelte, rate der Polizei zu Geduld, berichtete der TV-Sender CBS. Solange das Kind unverletzt sei, solle die Polizei nicht zu „drastischen Maßnahmen“ greifen und etwa den Strom abstellen. Es ist offensichtlich, dass die Behörden beruhigend auf den Mann einwirken wollen: So erklärte Olson gegenüber den Medien, man danke dem Entführer dafür, dass sich dieser so gut um das Kind kümmere. Angeblich verfolgt Dykes die Berichte über das Geiseldrama im Bunker per TV.
Wie Nachbarn und Medien berichteten, handelt es sich bei dem Täter um einen Mann mit Hang zur Gewalt. Er habe am Dienstag einen Schulbus überfallen, den Fahrer erschossen und den Buben in seine Gewalt gebracht. Der Mann habe zunächst zwei Kinder in seine Gewalt bringen wollen. Doch mehr als 20 Kinder hätten durch eine Nottür im hinteren Bereich des Busses fliehen können. Einen Tag später hätte er sich wegen eines Gewaltdelikts vor einem örtlichen Gericht verantworten müssen.
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