„Müssen etwas unternehmen“
Zum ersten Mal seit der Bluttat von Newtown mit zwanzig getöteten Kindern sind in den USA am Mittwoch Befürworter und Gegner von schärferen Waffengesetzen vor den Senat getreten.
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Die frühere Abgeordnete Gabrielle Giffords, selbst Opfer einer Schusswaffenattacke, sagte an ihre ehemaligen Kollegen gerichtet: „Zu viele Kinder sterben. Zu viele Kinder. Wir müssen etwas unternehmen.“ Wayne LaPierre von der Waffenlobbyorganisation NRA konterte, man müsse bestehende Gesetze zur Überprüfung von Waffenkäufern anwenden anstatt neue Gesetze einzuführen.
Gesetzestreue Waffenbesitzer würden nicht die Schuld für gewalttätige oder geistesgestörte Kriminelle auf sich nehmen, betonte LaPierre. „Wir glauben auch nicht, dass die Regierung vorschreiben sollte, welche Waffen wir gesetzmäßig besitzen und nutzen dürfen, um unsere Familien zu schützen“, sagte LaPierre in Washington.
Verbot von Sturmgewehren
Die mit rund zwei Dutzend Teilnehmern besetzte Runde diskutierte auch Maßnahmen aus dem von Präsident Barack Obama vorgestellten Paket gegen Waffengewalt. Während eine verbindliche Überprüfung jedes Waffenkäufers auf psychische Vorerkrankungen eher Zustimmung erzielte, lehnten einige konservative Vertreter eine maximal erlaubte Patronenzahl für Waffenmagazine oder gar ein generelles Verbot von halbautomatischen Sturmgewehren ab.
„Eine Kugel in der Hand eines Geisteskranken ist zu viel - sechs Kugeln in der Hand einer Mutter, die ihre neun Jahre alten Kinder schützen möchte, sind möglicherweise zu wenig“, argumentierte der Republikaner Chuck Grassley.

APA/AP/The White House/Pete Souza
Vom Weißen Haus auf Flickr veröffentlicht: Obama beim Tontaubenschießen
Obama mit Gewehr
In der Debatte über eine Verschärfung des Waffenrechts veröffentlichte unterdessen das Weiße Haus am Samstag ein Foto von Obama beim Tontaubenschießen. Das im Fotointernetdienst Flickr eingestellte Bild wurde demnach am 4. August in Camp David, dem Landsitz des Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland, aufgenommen.
Offenbar will das Weiße Haus damit den von konservativen US-Medien verbreiteten Eindruck zerstreuen, der Präsident sei grundsätzlich gegen Waffen. Obama hatte kürzlich in einem Interview seine Vorliebe für das Tontaubenschießen erklärt.
Verschärfte Gesetze im Bundesstaat New York
Seit dem Amoklauf an einer Grundschule in Newtown wird das Thema Waffenbesitz in den USA wieder heiß diskutiert. Ende Jänner legten demokratische Abgeordnete einen Gesetzentwurf zur Verschärfung des Waffenrechts vor, der allerdings am Widerstand der Republikaner scheitern dürfte. Er sieht vor, die Herstellung, die Einfuhr und den Verkauf von mehr als 150 verschiedenen meist halbautomatischen Waffen zu untersagen. Außerdem ist ein Verbot von Magazinen mit mehr als zehn Patronen geplant.
Entschlossene Schritte gab es bereits im US-Staat New York. Dort reformierte der Kongress sein Waffengesetz zum schärfsten aller 50 US-Staaten. Nachdem innerhalb von nur zwei Tagen Senat und Repräsentantenhaus in Albany dafür gestimmt hatten, wurde das Gesetz nun auch von Gouverneur Andrew Cuomo unterschrieben. Seitdem ist etwa der Verkauf von Sturmgewehren für Private ebenso verboten wie Magazine mit mehr als sieben Schuss. Schon zuvor hatten im „Empire State“ deutlich restriktivere Waffengesetze als in fast allen anderen US-Staaten gegolten.
Bei dem Amoklauf von Newtown hatte ein junger Mann Mitte Dezember 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen, bevor er sich selbst tötete. In den USA gibt es rund 270 Millionen Waffen in Privatbesitz, das sind 88,8 Waffen pro 100 Einwohner. 2011 starben mehr als 32.000 Menschen durch Schusswaffen, das sind gut zehn Todesfälle pro 100.000 Einwohner. Die mächtige US-Waffenlobby NRA läuft gegen schärfere Gesetze Sturm.
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