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„Beispiellose“ Schwindelaktion

Nach einem Täuschungsskandal an der US-Eliteuniversität Harvard sind rund 60 Studenten exmatrikuliert oder disziplinarisch bestraft worden. Etwas mehr als die Hälfte der ermittelten Fälle habe mit einer Exmatrikulation der Studenten geendet, schrieb der Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät, Michael Smith, am Freitag (Ortszeit) in einer universitätsinternen E-Mail.

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Smith nannte den Täuschungsskandal „beispiellos“ - normalerweise würden im Schnitt 17 Studenten pro Jahr der Universität verwiesen. Man habe gegen 125 Studenten des Politikseminars „Einführung in den Kongress“ ermittelt, denen vorgeworfen wird, Prüfungsaufgaben gemeinsam bearbeitet zu haben. Letztes Jahr im April hatten die Studenten eine Woche Zeit, ein „take home exam“, eine Form von Hausübung mit Prüfungscharakter, zu belegen. Als Prämisse dabei gilt: Die Fragen dürfen nicht mit den Kommilitonen besprochen werden.

Weil die Antworten der 125 Studenten bei mehreren Fragen verblüffend ähnlich waren, habe der zuständige Dozent die Fälle der Universitätsleitung gemeldet, berichtete die „New York Times“. In rund 60 Fällen sei die Untersuchungskommission zum Schluss gekommen, dass ein Fehlverhalten der Studenten nachweisbar sei, so Smith. Von den anderen verdächtigten Schwindlern bekam rund die Hälfte eine Bewährungsfrist, die anderen seien aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden und hätten keine Disziplinarmaßnahmen zu fürchten.

Ausschluss zeitlich begrenzt

Die Exmatrikulation der Studenten sei aber zeitlich begrenzt, wie lange ließ der Dekan offen. Im Normalfall würden Studenten etwa zwei bis vier Semester vom Studium an der Eliteuni ausgeschlossen, heißt es auf der Website des Verwaltungsausschusses. Der Ausschluss in den aktuellen Fällen sei rückwirkend mit Beginn des Semesters gültig, die bereits bezahlten Studiengebühren würden jedoch zurückerstattet, so die Erklärung der Universität.

Kritik vonseiten der Studierenden, aber auch von Lehrpersonal der Uni gab es schon vor der Bekanntgabe der Entscheidung - vor allem weil die Untersuchung über ein halbes Jahr gedauert habe, aber auch weil der Lehrende im Vorfeld der Prüfung nicht explizit genug darauf hingewiesen habe, dass und welche Form der Zusammenarbeit untersagt sei.

Dekan will an „akademischer Integrität“ arbeiten

Im Bezug auf die Dauer räumte auch Smith ein, dass sich die Bearbeitung länger als üblich hingezogen habe, über die Härte der Strafe wolle er sich jedoch nicht äußern. „Der Fall ist zwar abgeschlossen, unsere Arbeit an der akademischen Integrität ist jedoch noch längst nicht erledigt“, so der Dekan in seinem Statement.

Harvard gilt als eine der renommiertesten Universitäten der Welt. Studenten zahlen rund 63.000 Dollar (etwa 46.000 Euro) im Jahr, um an der Hochschule studieren zu können. Zuvor müssen sie einen umkämpften Zulassungsprozess bestehen.

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