Behörden vermuten Selbstmordattentat
Bei einer Explosion vor der US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara dürften am Freitag mindestens zwei Personen getötet und mehrere Menschen verletzt worden sein. Laut dem Gouverneur von Ankara, Alaaddin Yuksel, dürfte es sich bei dem Anschlag um ein Selbstmordattentat gehandelt haben.
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Unter den Opfern ist auch ein türkischer Sicherheitsbeamter, wie die US-Botschaft bestätigte. Bei dem zweiten Toten dürfte es sich um den Attentäter selbst handeln, wie die Polizei mitteilte. Der TV-Sender NTV berichtete zunächst von zwei toten Sicherheitsbeamten vor dem Konsulat. Fernsehbilder zeigten eine beschädigte Wand an einem Wachhäuschen im Eingangsbereich zu dem Botschaftsgelände. Unter den Verletzten soll nach dem Bericht eines französischen Journalisten auch eine Frau sein. Über dem Stadtviertel war Rauch zu sehen. Rettungswagen und Feuerwehrleute waren im Einsatz.

APA/EPA/Stringer Turkey
Verletzte werden abtransportiert
Hauptgebäude blieb unversehrt
Nach einer Meldung des Senders CNN-Türk explodierte der Sprengsatz während der Überprüfung einer Besucherin im Eingangsbereich der Visumsstelle an einem Seiteneingang der Botschaft. Die Tür des Wachhäuschens wurde völlig zerstört, Teile der zerstörten Wand fielen auf die Straße. Die Botschaft selbst dürfte jedoch unversehrt geblieben sein. Augenzeugen berichteten gegenüber Reuters von einer gewaltigen Explosion. Die US-Diplomaten auf dem Gelände sollen sich zeitweise in Schutzräume zurückgezogen haben.
DHKP-C
Die „Revolutionäre Volksbefreiungspartei/-front“ (DHKP-C) ist eine linksextremistische Vereinigung. Sie operiert im Untergrund und steht sowohl in der Europäischen Union als auch den USA auf der Terrorliste.
Die türkische Polizei riegelte den Anschlagsort ab, auch von innen wurde das Botschaftsgebäude versperrt. Nach Medienberichten hatten US-Vertreter in Ankara bereits mehrmals mit den türkischen Behörden über mögliche Sicherheitsrisiken für die Botschaft gesprochen, die wie andere Vertretungen im Zentrum der türkischen Hauptstadt liegt. Demnach wurde unter anderem über einen Neubau der US-Botschaft außerhalb der Stadt gesprochen.
Die türkische Regierung verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen für diplomatische Vertretungen, auch für die in unmittelbarer Nachbarschaft des Tatortes gelegene deutsche Botschaft. Der türkische Regierungschef, Recep Tayyip Erdogan, verurteilte die Tat scharf. Er forderte zu Einigkeit und zum weltweiten gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus auf. Sein Land werde niemals in die Knie gehen, sagte er.

Reuters/Stringer Turkey
Das zerstörte Wachhäuschen vor dem US-Konsulat
Hinter dem Selbstmordanschlag wird nach Angaben der türkischen Regierung die Tat von Linksextremisten vermutet. Es gebe erste Hinweise, dass der Selbstmordattentäter einer verbotenen linksgerichteten Organisation angehört habe, sagte Innenminister Muammer Güler am Freitag vor Reportern. Der Attentäter sei ein 30-jähriger Türke, der der verbotenen Organisation DHKP-C angehört habe, so Güler. Der DHKP-C werden in der Türkei vor allem Anschläge gegen Polizei und Justiz mit dem Ziel eines Umsturzes vorgeworfen.
USA sehen „terroristischen Akt“
Die USA verurteilten die Tat in einer ersten Reaktion. Auch wenn nicht klar sei, wer hinter dem Anschlag steht, handle es sich „bei dem Anschlag klar um einen terroristischen Akt“, sagte Jay Carney, Sprecher des Weißen Hauses. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, sicherte in einer Erklärung den türkischen Ermittlern die Hilfe der USA zu.
Laut NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen handle es sich um einen „empörenden Anschlag gegen die diplomatische Einrichtung eines Verbündeten auf dem Territorium eines anderen Verbündeten“.
Zuletzt wurde am 11. September 2012 die US-Botschaft im libyschen Bengasi angegriffen. Botschafter Chris Stevens und drei weitere US-Bürger kamen bei einem Angriff ums Leben. Die USA machten Islamisten für die Tat verantwortlich, die genauen Umstände sind aber weiter unklar. Mitte Jänner gab es in Bengasi zudem Schüsse auf den italienischen Konsul. Er blieb bei dem Angriff auf seinen Dienstwagen aber unverletzt.
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