Ein „Traum“ für Millionen Schwarze
„Ich freue mich, heute mit euch zusammen an einem Ereignis teilzunehmen, das als die größte Demonstration für die Freiheit in die Geschichte unserer Nation eingehen wird.“ Mit diesen Worten - und den berühmten „I have a dream“-Passagen - richtete sich Martin Luther King Jr. am 28. August 1963 an 250.000 Demonstranten vor dem Lincoln-Denkmal in Washington.
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Er sollte Recht behalten: Auch heute gilt der „Marsch auf Washington“ noch immer als die größte politische Demonstration, die je in der US-Hauptstadt stattgefunden hat, und Kings Rede als eines der markantesten Ereignisse im Kampf gegen die Rassentrennung.
Damals wurde den meisten Schwarzen noch das Wahlrecht verweigert, manche wurden für ihre Ansprüche auf Gleichbehandlung ermordet. Schwarze und weiße US-Bürger durften vor allem in den Südstaaten oft nicht dieselben Restaurants, Hotels oder öffentlichen Toiletten besuchen.
„Ich habe einen Traum“
„Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können“, wünschte sich der Bürgerrechtler damals mit donnernder Stimme. Seinen Traum versuchte King zu diesem Zeitpunkt schon seit acht Jahren zu verwirklichen. Der baptistische Pastor aus Alabama war seit 1955 Präsident der neu gegründeten Montgomery Improvement Association (MIA).
Die Bewegung war aus einem Boykott des öffentlichen Nahverkehrs entstanden, nachdem die Bürgerrechtlerin Rosa Parks dagegen protestiert hatte, dass Schwarze in den Bussen auf die Hinterbänke verwiesen wurden.
Weil er ein außergewöhnlich guter Redner war und mutigen persönlichen Einsatz zeigte, erlangte King im Laufe des Boykotts enorme Popularität. Die Bewegung war erfolgreich: 1956 erklärte der Oberste Gerichtshof die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln für verfassungswidrig.
Auf „Traum“-Rede folgte Wahlrecht
Auch 1963 zog King mit seinen Worten nicht nur zahlreiche Menschen in seinen Bann, sondern erzielte tatsächlich politische Veränderungen. Zwei Jahre zuvor übernahm mit John F. Kennedy ein junger, ambitionierter Demokrat das Präsidentenamt. Das ganze Land war in Aufbruchsstimmung. Kennedy lud King nach seiner Rede zu sich ins Weiße Haus, und der US-Kongress sprach sich gegen eine Beeinträchtigung des Wahlrechts und für volle Bürgerrechte der Schwarzen aus.
Mittlerweile war King weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. 1964 wurde er in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Doch in den USA stand er weiter auf der Abschussliste. Das FBI hörte sein Telefon ab, er kam ins Gefängnis, und er wurde immer wieder bedroht. Während des Vietnamkriegs, den der Bürgerrechtler verurteilte, verschlechterte sich auch sein Verhältnis zur Regierung.
Bei Attentat in Memphis getötet
Am 4. April 1968 wurde King in einem Hotel in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee erschossen. Das Attentat löste massive Unruhen aus, in vielen US-Städten kam es zu Plünderungen, Brandstiftungen und blutigen Ausschreitungen. Die genauen Todesumstände geben bis heute Rätsel auf. Für die Tat wurde der Weiße James Earl Ray verurteilt, der 1998 in der Haft starb.
Seit 1986 wird - um Kings Geburtstag am 15. Jänner - der dritte Montag im Jänner als offizieller Gedenktag für den Bürgerrechtler gefeiert. Die Einführung dieses Feiertags ist vor allem einer Kampagne des Soulstars Stevie Wonder zu verdanken, der seinen Song „Happy Birthday“ speziell dafür komponierte. In diesem Jahr fiel der Gedenktag mit der Angelobung von US-Präsident Barack Obama zusammen, der seine zweite Amtszeit als erster schwarzer Präsident der USA antrat.
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