Seit über 30 Jahren auf dem Thron
Die niederländische Königin Beatrix übergibt den Thron an ihren ältesten Sohn Willem-Alexander, gab sie am Montagabend in einer kurzfristig anberaumten TV- und Radio-Ansprache bekannt. Die Übergabe ist für den 33. Jahrestag von Beatrix’ eigener Krönung geplant.
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Am 30. April werde sie den Thron an ihren Sohn, Kronprinz Willem-Alexander, übergeben, kündigte die 74 Jahre alte Monarchin an. Ihr eigener Geburtstag und der 200. Geburtstag der Monarchie seien für sie der Anlass zum Rücktritt, so Beatrix.

AP/Peter Dejong
Kronprinz Willem-Alexander und Königin Beatrix
„Ich trete nicht ab, weil mir das Amt zu schwer geworden ist, sondern aus der Überzeugung, dass die Verantwortung für unser Land nun in den Händen einer neuen Generation liegen muss“, sagte die niederländische Königin. Sie übergebe „mit der größten Zuversicht“ an ihren Sohn. Willem-Alexander wird als Willem IV. der erste König seit Willem III., der 1890 starb. Auch Beatrix’ Mutter Juliana war nicht bis zu ihrem Lebensende Königin, sondern hatte zugunsten von Beatrix abgedankt.
75. Geburtstag am Donnerstag
Willem-Alexander (45) ist der älteste Sohn aus Beatrix’ Ehe mit dem 2002 verstorbenen Prinzen Claus. Der zweitälteste Sohn Friso verunglückte 2012 schwer im österreichischen Skiort Lech und liegt seitdem im Koma. Der jüngste Sohn heißt Constantijn. Willem-Alexander hat mit seiner Frau Prinzessin Maxima (41) drei Kinder: Amalia (9), Alexia (7) und Ariane (5). Amalia ist auf Platz zwei der niederländischen Thronfolge.

APA/dpa
Beatrix und ihr Mann Prinz Claus bei ihrer Krönung 1980
Beatrix, die Tochter von Königin Juliana und Prinz Bernhard, ist seit dem 30. April 1980 und damit fast 33 Jahre Chefin des Hauses Oranje und Staatsoberhaupt der Niederlande. Sie wird am Donnerstag 75 Jahre alt. Gefeiert werden soll ihr Geburtstag am Donnerstag nur im kleinen Kreis, sagte Beatrix im Rahmen eines Staatsbesuchs am vergangenen Freitag in Singapur. Üblicherweise wird am 30. April, am „Koninginnedag“, mit einem Volksfest im ganzen Land gefeiert.
„Vorstandsvorsitzende“ der Niederlande
„Die Vorstandsvorsitzende der Firma Niederlande“ wird Beatrix oft spöttisch, aber auch anerkennend genannt. Sie arbeite hart, sei stets gut informiert und ungeheuer pflichtbewusst, loben alle Ministerpräsidenten, die mit ihr zusammenarbeiteten. Sie sei ein Kontrollfreak, lästern hingegen vor allem Journalisten.
Beatrix entwickelte im Laufe ihrer langen Regentschaft einen anderen Herrschaftsstil als ihre Mutter, Königin Juliana, die für ihre extreme Zurückhaltung bekannt war. Sie schaltete sich wiederholt in die Politik und in gesellschaftliche Debatten ein. Sie ließ einen Palast in der Regierungsstadt Den Haag in einen „Arbeitspalast“ umgestalten - um dort mit Ministern, Botschaftern und Vertretern der Zivilgesellschaft zu beraten.
Die meisten Niederländer gönnen Beatrix den Ruhestand, auch wenn sie die Monarchin schätzen. „Ich bin gegen die Monarchie“, sagt etwa der Amsterdamer Unternehmer Marc Visser. „Aber sie macht ihre Sache gut.“ Auch die Ansicht der Verkäuferin Anneke ist wohl stellvertretend für viele: „Vor allem nach dem schrecklichen Unfall von Prinz Friso sollte sie jetzt Zeit für ihre Familie haben.“
Geordnete Übergabe
Bereits seit einiger Zeit mehrten sich Hinweise auf einen anstehenden Thronwechsel. Wichtige Funktionen am königlichen Hof wurden neu besetzt, der Einfluss der Königin auf die Politik wurde eingeschränkt. Offiziell ist Beatrix als Staatsoberhaupt noch Mitglied der Regierung. Im vergangenen Jahr entzog ihr allerdings das Parlament die Initiative bei der Bildung einer Koalition.
Der Moment scheint günstig. Nach zehn Jahren mit fünf Parlamentswahlen scheint nun wieder mehr politische Stabilität im Land eingekehrt zu sein. Beatrix selbst hatte in einem ihrer seltenen Interviews angegeben, dass sie ihrem Sohn einen leichten Start ermöglichen will. Außerdem sind Umfragen zufolge die meisten Niederländer davon überzeugt, dass Kronprinz Willem-Alexander gut auf seine Funktion als König vorbereitet ist.
Regierungschef würdigt „niederländische Ikone“
Unmittelbar nach der Ansprache der Königin ergriff der niederländische Regierungschef Mark Rutte das Wort und würdigte den unermüdlichen Einsatz der Monarchin für das Land. „Sie ist zu einer niederländischen Ikone geworden“, so Rutte, der zugleich dem künftigen König Respekt zollte. „Er und Prinzessin Maxima sind perfekt vorbereitet für diese Aufgabe.“
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