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Internierung als Todesurteil

In der UNO hatte man gehofft, dass mit dem Machtwechsel in Nordkorea sich auch die Menschenrechtssituation in dem bitterarmen Land verbessern würde. Rund ein Jahr nachdem Kim Jong Un das Amt des Staatschefs von seinem Vater erbte, zeigt sich aber, dass es keine Anzeichen für eine Verbesserung gibt. Bis zu 200.000 Menschen werden in Straflagern festgehalten, aus denen viele nie wieder herauskommen.

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Menschenrechtsgruppen fordern seit Jahren eine Untersuchung der Vorwürfe über die Straflager in Nordkorea. Auch UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay sprach kürzlich von einer „längst überfälligen“ Untersuchung der Menschenrechtslage in dem Land. Pillay kritisierte vor allem die Lager für politische Gefangene. Hier seien Folter, Vergewaltigungen, Exekutionen und Sklavenarbeit weit verbreitet. Die Todesstrafe wird nach den Worten Pillays oftmals für kleinere Verstöße verhängt - teilweise ohne jedes Rechtsverfahren.

Google Earth Grafik

Google Earth

Kohlenmine (coal mine), Steinbruch (quarry), Unterkunftsbaracken (guard shacks)

Gelände mit 20-Kilometer-Zaun

Nordkorea streitet das Vorhandensein solcher Lager ab - Satellitenaufnahmen via Google Earth beweisen aber das Gegenteil, wie der britische „Telegraph“ unter Berufung auf die Website von North Korean Economy Watch berichtet. Über die Bilder wurde eines dieser - offenbar relativ neuen - Lager ausgemacht. Zu sehen sind auf dem Gelände, das von einem über 20 Kilometer langen Zaun umgeben ist, demnach Unterkunftsbaracken, eine Kohlenmine, ein Steinbruch, zahlreiche Wachposten und auch eine Gräberstätte. Errichtet wurde das Lager offenbar erst vor wenigen Jahren - denn auf Geländefotos aus dem Jahr 2006 war all das noch nicht zu sehen.

40 Prozent sterben an Hunger

Aus dem völlig abgeschotteten und verarmten Land dringen nur wenige valide Informationen nach außen - noch weniger weiß man freilich, was hinter den Zäunen der Haftlager geschieht. Jene wenigen Überlebenden, denen die Flucht gelang, berichten von Folter, 16-Stunden-Arbeitstagen, und Missbrauch. Mehr als 40 Prozent der Insassen sterben laut Angaben von Menschenrechtsaktivisten an Hunger - viele andere unterliegen Krankheiten, sexueller Gewalt oder arbeiten sich zu Tode.

Pillay sagte, sie habe im Dezember zwei Überlebende eines Arbeitslagers getroffen. Deren Berichte seien erschütternd gewesen. Einer der Männer habe seit seiner Geburt im Lager gelebt und sei gefoltert worden. Mit 14 habe er die Exekution seiner Mutter und seines Bruders mit ansehen müssen.

Fluchtversuch aus Land reicht für Inhaftierung

Laut einem aktuellen Bericht dienen die Lager längst nicht nur zur Inhaftierung politischer Regimegegner: Ein Großteil der Insassen wurde demnach - getrieben aus Hunger oder auf der Suche nach Arbeit - beim Fluchtversuch aus Nordkorea erwischt. Einmal in einem Lager interniert, ist es sehr unwahrscheinlich, dieses lebend wieder zu verlassen. Fluchtversuche aus dem Lager werden, so Aktivisten, mit Exekution bestraft.

Pillay erklärte, sie bedauere, dass die Sorgen der internationalen Gemeinschaft wegen Nordkoreas umstrittenen Atomprogramms und der Raketenstarts „die bedauernswerte Lage der Menschenrechte“ überlagerten.

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