Überschuss an Hochqualifizierten
China treibt seit Jahren die Hochschulausbildung seiner Bevölkerung stark voran. Während die Zahl der Universitätsabsolventen in den letzten zwölf Jahren auf das Siebenfache stieg, kann sie der Arbeitsmarkt kaum auffangen. Ein Drittel der 6,5 Millionen Universitätsabsolventen war 2012 arbeitslos.
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Experten kritisieren die blinde Erweiterung von Universitäten und den damit verbundenen Absturz der Bildungsqualität. Studenten müssten meist schon während des Studiums damit rechnen, nach dem Abschluss arbeitslos zu sein. „Die Berufsaussichten für Absolventen werden seit 2009 kontinuierlich schlechter“, sagte Tang Wen, Sprecher der Pekinger Jobvermittlungsplattform ChinaHR.com, gegenüber der US-Wirtschaftszeitschrift „Businessweek“. Im Jahr 2011 seien ihm zufolge gar 78 Prozent aller Akademiker arbeitslos gewesen.
Regierung: Nachfrage soll sich von selbst regeln
Das karge Angebot auf dem Arbeitsmarkt sorgt dafür, dass sich viele Akademiker mit einer Tätigkeit abfinden, die unter ihren Qualifikationen liegt. Dass China die ökonomische Entwicklung nicht den freien Märkten überlassen will, sei ein Koordinationsproblem, schrieb die „Wirtschaftswoche“. Die Regierung forciert die Hochschulausbildung und erwartet, dass sich die Nachfrage dem Angebot anpasst. Damit werde ein Überschuss an „Humankapital“ geschaffen, was wiederum den Hochqualifizierten mehr schade als zugutekomme.
Den wirtschaftlichen Fortschritt im Auge strebt China eine gebildete Elite an. Gleichzeitig ist das Sozialsystem trotz Reformen in den letzten Jahrzehnten in China noch immer nicht gut ausgebaut. Ein Kind mit gutem Einkommen ist für seine Eltern noch immer die beste Altersvorsorge. Der Druck nimmt zu, wenn man zwar ein Diplom oder zumindest einen Gymnasialabschluss in der Tasche hat, aber keine adäquate Arbeit findet.
Frust schürt Unzufriedenheit mit Partei
Der Regierung drohen mit arbeitslosen folglich auch unzufriedene Bürger. Da sind die steigenden Lebenshaltungskosten nur ein Faktor, der zur Unzufriedenheit beiträgt. Der Frust über die Arbeitslosigkeit würde den Unmut der Bevölkerung über die Partei fördern. Bei der Arbeitslosigkeit in China zeigt sich ein starkes Stadt-Land-Gefälle ab. Die Arbeitslosenrate liegt in städtischen Regionen bei etwa vier Prozent, in ländlichen Gebieten bei 30 Prozent. Bis 2015 hat sich die Regierung jedenfalls ein ambitioniertes Ziel gesetzt: 45 Millionen neue Arbeitsplätze sollen in Städten und 40 Millionen auf dem Land geschaffen werden.
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