Schub für Wirtschaft
China verstärkt seine Investitionen in den Nachwuchs, um den Talentepool für internationale Konzerne zu vergrößern. Insgesamt pumpt die chinesische Regierung jährlich eine Summe von umgerechnet 187 Milliarden Euro in „Humankapital“, berichtete die „New York Times“. Insbesondere die Landbevölkerung solle gefördert werden, die bisher kaum die Möglichkeit einer Hochschulausbildung erhielt.
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Ziel ist es, junge Menschen besser auf die Hochschulzulassung vorzubereiten. Von 9,15 Millionen Schülern, die 2012 die gefürchtete „Gaokao“-Zugangsprüfung absolvierten, wurden 6,85 Millionen zum Studium zugelassen. Als langfristiges Ziel des Bildungskonzepts gilt es, das System zu verändern, in dem eine kleine Elite gut Ausgebildeter einer Schar von Fabrik- und Landarbeitern ohne höhere Bildung gegenübersteht.
Bildungseinrichtungen in ländlichen Gebieten
Seit einigen Jahren arbeitet China daran, die Entwicklung durch eine Ausbildungsoffensive in allen Bevölkerungsschichten voranzutreiben. Besonders der Bau von Universitäten und Bildungseinrichtungen in kleineren Städten soll forciert werden. Schloss im Jahr 1996 noch ein Sechstel der 17-Jährigen die Pflichtschule ab, sind es mittlerweile 60 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren stieg in China die Zahl der Hochschulen auf das Doppelte (2.409), die Anzahl der Uniabsolventen vervierfachte sich.
Derzeit machen pro Jahr acht Millionen Chinesen ihren Hochschulabschluss. Bis 2020 will China auf insgesamt 195 Millionen Absolventen kommen, so das ambitionierte Ziel. Fruchtet die Bildungsoffensive, könnte die Zahl der Akademiker in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land gewaltig werden.
Regierung: Mehr Druck durch neue Mittelschicht
„Das wird Chinas Wirtschaft, wissenschaftliche Innovation und Politik einen ordentlichen Schub geben“, sagte Wang Huiyao, Direktor der Forschungsgruppe Center for China and Globalization, gegenüber der „New York Times“. Gleichzeitig steigen mit der nächsten Generation qualifizierter Arbeitskräfte die Herausforderungen für die Regierung, genug Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Die neu entstandene Mittelschicht würde ihrerseits viel Druck auf die Regierung ausüben und politische Veränderungen einfordern, so der Bericht.
Für eine Prognose über Erfolg oder Misserfolg ist es laut „New York Times“ noch zu früh. Sollte Chinas Bildungskonzept aufgehen, könnte das enorme Konsequenzen für die globale Wirtschaft haben. Wenn chinesische Studenten die Arbeitsmärkte stürmen, müssten sich Absolventen auf größere Konkurrenz einstellen. Besonderes Augenmerk richtet die Regierung in ihrer Offensive auf neue Industriezweige, die auch bei europäischen und US-Studenten beliebt sind. Dazu zählen erneuerbare Energien, Biotechnologie, Umweltschutz, IT sowie Hybrid- und Elektroautos.
Export in Autoindustrie ankurbeln
Viele Studienanfänger sehen die Automobilbranche als attraktiven Zukunftsweg. China hat bereits die weltweit größte Autoindustrie und produziert doppelt so viele Fahrzeuge und Lastkraftwagen wie die USA und Japan. Allerdings wird nahezu keines dieser Autos exportiert. Hier müsste die künftige Generation innovativer bei der Autoentwicklung werden und die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Export erfüllen: attraktiveres Design, höhere Verlässlichkeit, die Entwicklung eigener Technologien und ein geeignetes Marketing, das Übersee-Kunden anspricht.
Internationale Konzerne interessiert
Vom wachsenden Talentepool Chinas profitieren auch international operierende Konzerne wie IBM, General Motors und Intel. Sie haben ihre Angeln ausgeworfen und Tausende frischgebackene Absolventen von chinesischen Hochschulen angeheuert. „Wir sehen derzeit eine große Anzahl an qualifizierten Arbeitskräften aus China, die mit besonderen Führungsqualitäten ausgestattet sind“, sagte Kevin Taylor, Vorsitzender der British Telecom für den asiatisch-pazifischen Raum.
"Das größte Problem ist, qualifizierte Lehrer für die chinesischen Hochschulen zu finden. Am gefragtesten sind in China Professoren mit Erfahrung, also um die vierzig“, erzählt Nathan Jiang, Vizepräsident der Geely-Universität in Peking. Kleinere Hochschulen müssten entweder auf Absolventen mit wenig Erfahrung zurückgreifen oder auf pensionierte Lehrer, deren Wissen nicht mehr auf dem neuesten Stand ist.
Veraltete Unterrichtsmethoden
Problematisch sei außerdem die politische Dimension: Unistellen seien zwar sehr gut bezahlt, jedoch seien Aktivitäten innerhalb der Kommunistischen Partei meist relevanter bei der Einstellung als ein guter Lebenslauf. Außerdem seien die Unterrichtsmethoden in China gegenüber westlichen Standards überholt. So zitiert die „New York Times“ eine Studentin mit den Worten: „Es gibt zwar junge Lehrer, die einen modernen Unterricht führen und mit den Studenten kommunizieren, aber viele ältere Lehrer halten immer noch am Frontalunterricht fest.“
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