Lacroix: Vom Laufsteg auf die Bühne
Christian Lacroix hatte Glück im Unglück. Denn durch den Bankrott seines Modehauses vor rund zwei Jahren macht der Designer endlich das, wovon er als Kind geträumt hat: Er entwirft Roben und Kostüme für große Opernproduktionen. Statt Designs für die Reichen der Welt zu entwerfen, schneidert er nun für die Bühne.
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Lacroix trauert dem Ende seines Imperiums nicht nach. „Ich bin nicht sicher, ob ich die Modewelt noch mag. Heutzutage geht es vor allem um Werbung, drei oder vier Gruppen kämpfen gegeneinander“, erklärte Lacroix. Eine Branche, in der es verbittert um schwarze Zahlen geht. Und die hatte Lacroix mit seinen opulenten Kreationen schon lange nicht mehr geschrieben. Der Franzose war immer mehr Künstler als Geschäftsmann.
Das Haus Lacroix hatte seine Glanzzeit Ende der 80er Jahre. Mit seinem Ballonrock „Le pouf“ gehörte Lacroix schnell zu den bekanntesten Designern des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1987 gründete er sein eigenes Unternehmen und brachte seine erste Haute-Couture-Kollektion heraus. Kreationen, die immer fantasievoll und glamourös waren und deren Tragbarkeit nicht immer das Wichtigste war.

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Christian Lacroix sorgte vor allem in den 1980er Jahren mit seinen auffälligen Kreationen für Furore
Großes Drama auf dem Laufsteg
Für das Theater hatte Lacroix bereits seit 20 Jahren geschneidert, jedoch nur gelegentlich. Durch die Insolvenz kann der in der südfranzösischen Stadt Arles geborene Designer nun endgültig seiner Bestimmung nachgehen. Denn selbst als Modemacher war er stets Kostümdesigner. Seine Kleider hatten immer etwas Dramatisches, Theatralisches: Spitzenroben a la Marie Antoinette oder Reifröcke und Schnürschuhe im Stil der Belle Epoque hätten ebenso auf eine Bühne gepasst.
Lacroix besitzt zwar kein Modehaus mehr, doch gehört ihm weiterhin seine 2005 gegründete Firma XCLC, unter deren Label der Franzose Inneneinrichtungen für Hotels entwirft und Parfüms entwickelt. Im Jahr 2004 schuf er die Uniform für das Air-France-Personal und seit 2007 fahren auf den Strecken Frankfurt-Saarbrücken-Paris und Stuttgart-Straßburg-Paris Hochgeschwindigkeitszüge im Lacroix-Design.
Drittes Standbein: Museumsdesign
Studiert hat der Designer französische Literatur, und zwar in Montpellier. Im Jahr 1971 zog er nach Paris, wo er seine Doktorarbeit zum Thema „Kleidung in Gemälden des 17. Jahrhunderts“ schrieb, um Museumskurator zu werden - ein weiterer Traum, der in Erfüllung zu gehen scheint.
Mitte 2010 wurde er zum künstlerischen Berater der französischen Münzprägeanstalt Monnaie de Paris ernannt, Anfang 2011 inszenierte er die Pariser Ausstellung „Der Orient der Frauen“ und für die Alexandre-Cabanel-Schau im Kölner Wallraf-Richartz-Museum entwarf er die Ausstellungsarchitektur.
Sabine Glaubitz, dpa
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