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Fast zwei Monate vorab einsatzbereit

Auch wenn die Informationen über die Geiselnahme auf einem Gasfeld in Algerien höchst widersprüchlich waren, galt zuletzt eines als sicher: Die Attacke war aufwändig geplant, die brutal vorgehenden Attentäter um Anführer Moktar Belmokhtar besaßen hervorragende Ortskenntnisse.

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Das Kommando al-Muwaqiun bi-l Dam („Die mit Blut unterschreiben“) war einem Islamistensprecher zufolge monatelang für den Fall vorbereitet worden, dass Algerien dem Drängen Frankreichs nach Unterstützung im Mali-Krieg nachgibt. Das Kommando war fast zwei Monate vor dem Angriff einsatzbereit.

Es verfügte über genaue Kenntnisse der Anlage und ihres Funktionierens und war zudem mit Armeeuniformen ausgestattet, um ihre Opfer zu täuschen. Die Geiselnehmer waren nach algerischen Angaben auch mit Raketen und Granatwerfern bewaffnet.

Gezielte Suche nach Ausländern

Die Islamisten brachten das Werk schnell unter Kontrolle. Sie schalteten die Förderung ab und durchsuchten systematisch alle Zimmer der Wohneinheit nach Ausländern. Laut Angaben von geflüchteten Geiseln suchten die Attentäter gezielt nach Ausländern. Ein Ire, der fliehen konnte, berichtete, ihnen sei Sprengstoff umgebunden worden. Die Entführer versuchten dann offenbar, ihre Gefangenen im Konvoi nach Mali zu verschleppen, was durch das Eingreifen der algerischen Behörden offenbar verhindert werden konnte.

Das untermauert die Einschätzung afrikanischer und westlicher Staatschefs, dass sie es in der Sahara mit einem länderübergreifenden islamistischen Aufstand zu tun haben. Entsprechend war auch das algerische Militär in erhöhter Alarmbereitschaft.

Ein gefangen genommener Geiselnehmer habe bei einem „harten Verhör“ ausgesagt, dass sein Kommando aus 32 Kämpfern bestanden habe, berichtet die algerische Zeitung „Al-Watan“. Zu den geforderten Verhandlungen waren weder algerische Behörden noch US-amerikanische Behörden bereit - die Islamisten hatten von den USA einen Gefangenenaustausch gefordert.

Kritik an Militäraktion

Es hagelte Kritik an der Befreiungsaktion: Das harte Vorgehen ohne Rücksicht auf das Leben der Geiseln brachte Algerien das Unverständnis vieler Regierungen ein, darunter der aus Großbritannien. Das ebenfalls betroffene Frankreich stellte sich allerdings gegen den Chor der Kritiker. Die Algerier seien mit einer sehr komplexen Lage konfrontiert, erklärte das Pariser Außenministerium.

„Werden auftauchen, wo uns niemand erwartet“

US-Verteidigungsminister Leon Panetta drohte den Geiselnehmern Konsequenzen an. „Die Terroristen sollten wissen, dass es für sie kein Versteck, keinen Fluchtpunkt gibt“, sagte Panetta in London. Die Islamisten zeigten sich unbeeindruckt und kündigten weitere Anschläge auf westliche Interessen an. Alle Algerier seien aufgerufen, sich „abseits von Standorten ausländischer Unternehmen zu halten“, erklärte einer ihrer Sprecher der mauretanischen Agentur ANI. „Wir werden auftauchen, wo uns niemand erwartet.“

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