Kurzfristige Erfolge im Osten
Nach tagelangen Luftangriffen hat Frankreich nun auch Bodentruppen in den Kampf gegen islamistische Rebellen in Mali geschickt. Das bestätigte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Mittwoch. Zugleich sagte er, es werde ein „langer Kampf“, an dessen Ende das Ziel stehe, dass Mali seine Souveränität über das gesamte Staatsgebiet zurückerlange.
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Auch ein hochrangiger EU-Diplomat sagte am Mittwoch in Brüssel: „Diese Ereignisse in Mali werden Wochen, wenn nicht Monate dauern.“ Mauretanien hatte aus Angst vor vordringenden Rebellen die Grenzkontrollen zu Mali verstärkt, Algerien die Grenze vollständig geschlossen.
Hollande: Militäreinsatz nur vorübergehend
Am Dienstag hatte der französische Präsident Francois Hollande noch gesagt, Frankreich habe kein Interesse daran, langfristig in Mali zu bleiben. Der Militäreinsatz sei nur für einen begrenzten Zeitraum möglich und habe nichts mit „der Politik einer anderen Zeit“ zu tun, sagte Hollande unter Anspielung auf die französische Kolonialvergangenheit in Afrika.

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Französische Soldaten bereiten sich auf Einsatz vor
Vor einem Rückzug aus Mali müsse aber sichergestellt werden, dass es dort wieder Sicherheit und eine funktionierende Verwaltung gebe, dass Wahlen organisiert würden und dass keine Terroristen mehr das Land bedrohten, sagte Hollande. Er fügte hinzu, dass sich der Militäreinsatz „im Rahmen des internationalen Rechts“ bewege und von der malischen Führung ausdrücklich gewünscht werde.
Straßenkämpfe mit Islamisten
Die französische Armee war am Dienstag zahlreiche Luftangriffe auf Diabali geflogen, jedoch ohne die Islamisten vollständig aus der Kleinstadt vertreiben zu können. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen lieferten französische Spezialeinheiten am Mittwoch den Islamisten Gefechte in der Stadt. Den Angaben zufolge standen sie mit den Islamisten in Kämpfen „Mann gegen Mann“. Einheiten der malischen Armee seien ebenfalls im Einsatz.

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Eine örtliche Sicherheitsquelle bestätigte die Straßenkämpfe zwischen Islamisten und französischen Spezialeinheiten. Die französischen Bodentruppen, die sich zuvor vom Flughafen Bamako aus in Richtung Norden aufgemacht hatten, seien an den Kämpfen aber nicht beteiligt. Sie befänden sich in der Stadt Niono rund 50 Kilometer südlich von Diabali sowie in der noch weiter entfernten Stadt Markala in „Alarmbereitschaft“.
Bisher sei der malisch-französische Militäreinsatz vor allem im Osten erfolgreich gewesen, sagte Le Drian. Im Westen des afrikanischen Landes, wo sich auch Diabali befindet, seien die Islamisten weiterhin stark.
Konna weiter in Rebellenhand
Le Drian musste auch eingestehen, dass Konna, wo die französische Militärintervention am 10. Jänner begonnen hatte, nachdem Rebellen die Stadt erobert hatten, weiterhin unter Kontrolle der Islamisten steht. Erfolgreich sind die malisch-französischen Truppen hingegen im Nordosten, wo die Rebellen aus den vormals von ihnen kontrollierten strategisch wichtigen Städten Gao, Kidal und Timbuktu zurückgedrängt werden konnten.
Rebellenrückzug in die Berge
Beobachter werten das jedoch als „strategischen Rückzug“. Die Islamisten hätten sich in die bergigen Gebiete rund um Kidal an der Grenze zu Algerien zurückgezogen, um sie langfristig zu besiegen, müsse es auch gelingen, sie von dort zu vertreiben, sagte der Terrorismusexperte Jean-Charles Brisard gegenüber AFP. Zudem kappten Rebellen in der Nacht auf Mittwoch die Telekommunikationsverbindungen in Goa, wie Bewohner berichteten. Die französische Luftwaffe sei erneut Angriffe auf Gao, Kidal und Timbuktu geflogen, hieß es aus malischen Militärkreisen.
Rund hundert französische Soldaten trafen am Mittwochvormittag auch bei einer strategisch wichtigen Niger-Brücke in Malaka nahe der Stadt Segou rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Bamako ein. Ihre Aufgabe sei es, die Brücke zu sichern, um die Islamisten davon abzuhalten, weiter nach Süden vorzurücken, sagte ein Truppensprecher.
ECOWAS will 3.300 Mann schicken
Die Westafrikanische Staatengemeinschaft (ECOWAS) will unterdessen bei einem Treffen in Bamako die „letzten Vorkehrungen“ für einen von der UNO unterstützten Einsatz von 3.300 ECOWAS-Soldaten treffen. Der Start der Mission war ursprünglich für September vorgesehen gewesen, soll nun jedoch so früh wie möglich beginnen.
Deutschland leistet logistische Hilfe
Deutschland will den Einsatz Frankreichs mit zwei Transall-Transportflugzeugen unterstützen, die unverzüglich nach Mali entsandt werden sollen, gab Verteidigungsminister Thomas de Maiziere am Mittwoch bekannt. Eine EU-Aufklärungsmission soll sich am Sonntag auf den Weg nach Mali machen, am Donnerstag wollen die EU-Außenminister über die Entsendung der rund 200 Mann starken EU-Ausbildungstruppe nach Mali entscheiden. Österreich will sich nach bisherigem Stand daran nicht beteiligen, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.
Al-Schabab-Miliz droht, Geisel zu töten
Unterdessen erklärte die islamistische Al-Schabab-Miliz in Somalia am Mittwoch, den entführten französischen Geheimdienstagenten Denis Allex töten zu wollen. Grund sei die „Verfolgung der Muslime weltweit durch Frankreich“. Auch mit Blick auf den jüngsten Militäreinsatz Frankreichs gegen die Islamisten in Mali habe sich die Miliz zu diesem „Urteil“ entschieden, hieß es. Erst am Samstag war eine französische Operation zur Befreiung von Allex fehlgeschlagen, zwei Soldaten wurden dabei getötet.
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