Junge Frauen als Zielgruppe
Wer neue Motivation sucht, um weniger Alkohol zu trinken, könnte mit der „Drinking Mirror“-App gut beraten sein. Das Programm, Teil einer schottischen Gesundheitskampagne, setzt ganz auf den Effekt der Abschreckung. Nutzer können dabei an ihrem eigenen Gesicht nachvollziehen, wie erhöhter Alkoholkonsum zu tiefen Falten und starker Gewichtszunahme führt.
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Mit der Kampagne „Drop a Glass Size“ (etwa: „Ein Glas weniger trinken“) will die schottische Regierung Frauen vor übermäßigem Alkoholkonsum warnen. Seit kurzem gibt es als Teil der Kampagne auch eine App mit dem doppeldeutigen Namen „Drinking Mirror“ (Deutsch: „Trinker-Spiegel“), wie CNN berichtete. Sie zeigt Usern, die ein Foto von sich hochladen, wie sich ihr aktueller Alkoholkonsum auf ihr Aussehen in zehn Jahren auswirken könnte. Bisher gibt es das Programm nur für Android-Geräte und als Webversion. Eine Anwendung für Apple-Geräte ist in Planung.
„Weibliche Eitelkeit“ im Fokus
Auf der Website der Kampagne demonstriert das Bild einer Frau, wie die App funktioniert. Darüber ist der Hinweis zu lesen, dass starker Alkoholkonsum „tiefere Falten, rote Wangen und Gewichtszunahme“ zur Folge haben kann. User können mit Hilfe der Applikation ein Foto von sich selbst hochladen. Gibt man noch einige Daten zum eigenen Alkoholkonsum an, verfremdet die Applikation das Bild und zeigt, wie man in zehn Jahren aussehen könnte, sofern man seine aktuellen Trinkgewohnheiten beibehält.

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Das aktuelle Bild einer jungen Frau und die Folgen des Alkohols laut App
Die Kampagne richtet sich vor allem an die weibliche Bevölkerung. Sie soll besonders „die Eitelkeit von Frauen ansprechen“, wie eine namentlich nicht genannte schottische Regierungssprecherin laut CNN sagte. Schottische Männer trinken im Schnitt zwar mehr Alkohol als Frauen und leiden dementsprechend öfter an gesundheitlichen Problemen. Frauen sind laut der Regierungssprecherin aber oft weniger vertraut mit den empfohlenen Richtlinien zum Alkoholkonsum. Bisherige Kampagnen hatten meist beide Geschlechter angesprochen, waren allerdings vor allem bei Frauen nicht so erfolgreich wie erhofft.
Todesfälle nehmen zu
In Schottland hat sich die Zahl der Todesfälle von Frauen zwischen 30 und 44 Jahren im Zusammenhang mit Alkohol innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte verdoppelt. Das geht aus Zahlen des schottischen Zentralregisters hervor.
„Bei jeder staatlichen Gesundheitskampagne ist es entscheidend, eine spezifische demographische Zielgruppe anzusprechen“, sagte die Gesundheitsjournalistin Leslie Goldman gegenüber CNN. Das könne eine bestimmte Altersgruppe genauso sein wie eines der beiden Geschlechter oder Menschen mit besonderen Risikofaktoren. „Wenn es in Schottland zunehmend mehr Frauen mit ungesunden Trinkgewohnheiten gibt, dann ist es eine kluge Idee, sich speziell an diese Bevölkerungsgruppe zu wenden“, so Goldman.
Wie viel ist zu viel?
Die „Drinking Mirror“-App soll vor allem das Bewusstsein dafür stärken, ab welcher Menge regelmäßiger Alkoholkonsum problematisch wird. Die angegebenen Grenzwerte liegen für Frauen bei zwei, drei alkoholischen Getränken pro Tag, bei Männern bei drei, vier. Zwei, drei Getränke entsprechen dabei einer Menge von 175 Milliliter Wein mit einem Alkoholgehalt von rund 13 Prozent. Laut Statistiken der schottischen Regierung überschreiten 38 Prozent der schottischen Frauen und 49 Prozent der Männer diese Grenzwerte jede Woche.
Ähnlich funktionierende Apps gab es bereits früher zu den Auswirkungen von regelmäßigem Rauchen von Zigaretten oder häufigen Solariumbesuchen. Die „Drinking Mirror“-App ist allerdings das erste derartige Programm im Rahmen einer offiziellen staatlichen Gesundheitskampagne.
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