„Professionell gegraben“
Spektakulärer Einbruch in eine Berliner Bank: Unbekannte Täter haben einen 30 Meter langen Tunnel von einer Tiefgarage zu der Filiale der Berliner Volksbank im Stadtteil Steglitz gegraben, wie die Berliner Polizei am Montag mitteilte. Der Coup war offenbar von langer Hand vorbereitet.
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Durch den Tunnel drangen die Einbrecher nachts in den Tresorraum ein, brachen mehr als hundert Schließfächer auf und verschwanden unbemerkt mit ihrer Beute. Von den Einbrechern fehlte zunächst jede Spur. „Der Tunnel wurde professionell gegraben“, sagte eine Polizeisprecherin. Es habe „mehrere Tage gedauert“, ihn anzulegen.
Details zum Tunnel, etwa wie hoch er war, wollte die Sprecherin aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. Die deutsche Tageszeitung „Bild“ spricht von einer Höhe von rund 1,50 Metern. Wegen der „komplizierten Vorgehensweise und dem hohen Aufwand“ gehe die Polizei von mehreren Tätern aus.

APA/EPA/Paul Zinken
Die unscheinbare Volksbank-Filiale in Berlin Steglitz
Brand sollte Spuren verwischen
Nach „Bild“-Informationen befinden sich in der Tiefgarage einzelne, durch Rolltore abschließbare Einzelgaragen. Von hier aus gruben die Täter vermutlich den Tunnel in Richtung Volksbank. Anwohner entdeckten Polizeiangaben zufolge Montagfrüh um kurz nach 6.00 Uhr Rauchentwicklung in der Tiefgarage in der Nähe der Bank und riefen die Feuerwehr.
Die Feuerwehr stieß dann auf den Tunnel. Die Täter legten außerdem im Tresorraum der Bank einen Brand. Laut Polizei wurden beide Brände gelegt, um Spuren zu verwischen. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Kriminaltechniker sicherten den ganzen Tag lang Spuren.
Kunden haften privat
Zur mutmaßlichen Beute gab es zunächst keine Informationen. Eine Sprecherin der Berliner Volksbank wies darauf hin, dass der Inhalt der Schließfächer alleinige Angelegenheit der Kunden sei. Diese würden beim Abschluss eines Schließfachvertrags darauf hingewiesen, dass sie den Inhalt des Fachs privat versichern müssen.
„Es wird einige Zeit dauern, den materiellen Schaden zu ermitteln“, sagte die Sprecherin. Die Bank befindet sich in unmittelbarer Nähe des Berliner Botanischen Gartens in einer Gegend, die als gut situiert gilt.
Erinnerungen an Coup vor 17 Jahren
Der spektakulärste Fall in Deutschland liegt 17 Jahre zurück und ereignete sich ebenfalls in Berlin. Am 27. Juni 1995 überfielen fünf Bankräuber eine Filiale der Commerzbank im Berliner Bezirk Zehlendorf. Sie hatten 16 Menschen als Geiseln genommen und 5,6 Millionen Euro Lösegeld erpresst. Gleichzeitig leerten sie die Schließfächer im Tresorraum. Während des Überfalls stemmten die Täter den Boden des Tresorraums auf, unter dem sich ein 170 Meter langer Tunnel verbarg.
Durch diesen flüchteten die Männer mit einer Beute, deren Höhe von der Justiz auf rund zehn Millionen Mark (gut fünf Millionen Euro) geschätzt wurde. Insgesamt sechs Männer wurden wegen der Tat zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt, der letzte im Jahr 2008.
Fette Beute
Vor knapp drei Jahren plünderten Einbrecher rund 200 Schließfächer einer Bank in Paris. Auch sie hatten sich im März 2010 durch einen Tunnel in den Tresorraum gegraben. Ein Sicherheitsmann erwischte die Täter zwar auf frischer Tat, die Gangster konnten ihn jedoch überwältigen und fesseln.
Im August 2005 wurden bei einem ähnlichen Banküberfall in der brasilianischen Provinzhauptstadt Fortaleza umgerechnet rund 57 Millionen Euro erbeutet. Die Räuber hatten in filmreifer Manier einen 80 Meter langen und vier Meter tiefen Tunnel bis in den Tresorraum gegraben. Im November 1991 drangen Räuber durch einen Tunnel in eine Bank im kolumbianischen Bogota ein. Sie erbeuteten umgerechnet 35,8 Millionen Euro. Zur Beute gehörten Bargeld, Schmuck und Goldbarren.
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