Fünf Sprachen für Österreich gelistet
Etwa die Hälfte der mehr als 6.700 Sprachen weltweit ist vom Aussterben bedroht. Im laufend aktualisierten UNESCO-Weltatlas sind derzeit 2.743 gefährdete Sprachen gelistet. Auch fünf österreichische Minderheitensprachen sind zum Teil stark gefährdet oder werden kaum noch gepflegt.
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Die UNESCO dokumentiert in ihrem Atlas, der seit 2009 in digitalisierter und interaktiver Form besteht, über 2.500 gefährdete Sprachen weltweit. Davon sind 1.700 ernsthaft gefährdet, 600 werden kaum noch gesprochen. Etwa 3.000 Sprachen weltweit werden von weniger als 10.000 Menschen gesprochen und sind regionale und Minderheitensprachen - die meisten davon im asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika.
Aussterben kulturell, politisch und sozial bedingt
Dass sie von ehemaligen Kolonialsprachen wie Französisch, Spanisch und Englisch vertrieben werden, kann nicht als alleiniger Grund für das Aussterben von Sprachen herangezogen werden. Das sagt Christopher Moseley, Chefredakteur des UNESCO-Sprachatlas. Vielmehr sei es eine Folge aus der Kombination von kulturellen, politischen und sozialen Einflüssen.
Der Sprachatlas listet auch fünf bedrohte Sprachen für Österreich. Darunter Burgenlandkroatisch, das laut UNESCO-Angaben von 25.000 bis 30.000 Menschen gesprochen wird - außer in Österreich auch in Ungarn und der Slowakei. Wie viele Menschen Jiddisch sprechen, ist unklar. Früher wurde es weiträumig in Ost- und Mitteleuropa gesprochen. Weiter ist die bairische Mundart in Österreich besonders gefährdet, die laut UNESCO-Atlas in ganz Österreich - außer Vorarlberg und Teilen Tirols - vorkommt. Auch Walserdeutsch wird etwa in der Tiroler Marktgemeinde Reutte gesprochen.
Trotz 3,5 Mio. Sprechern ist Romanes gefährdet
Romanes, die Sprache der Roma und Sinti, sprechen noch etwa 3,5 Millionen Menschen in Österreich und anderen europäischen Ländern. Dass trotzdem ein Sprachverlust des Romanes droht, ist eine Folge von Diskriminierung und Stigmatisierung der Roma. Viele junge Roma verstecken ihre Identität, was dazu führt, dass Kultur und Sprache nicht mehr wachsen können. Die Entwicklung und Erhaltung einer Sprache hängt unter anderem davon ab, ob sie auch als Verwaltungs- und Unterrichtssprache institutionalisiert wird.
Neun Kriterien messen Grad der Gefährdung
Nutzer des Sprachatlas können anhand eines Onlineformulars bei der Aktualisierung des Katalogs mithelfen und Beispiele an die UNESCO schicken. Inwiefern eine Sprache gefährdet ist, wird anhand von neun Kriterien bewertet: darunter die Anzahl der Sprecher, Qualität und Art der Dokumentation sowie die Einstellung der Community gegenüber ihrer Sprache. Außerdem ist relevant, ob Lehrmaterial und Literatur der jeweiligen Sprache existieren.
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