Taten laut Polizei „räuberisch“
Es sind schockierende neue Details, die ein am Freitag präsentierter Bericht der britischen Polizei über den britischen Ex-BBC-Star Jimmy Savile zutage bringt: Laut den Angaben verging sich der mittlerweile verstorbene Moderator mindestens 214-mal an Menschen, meist Kindern - und das über fünf Jahrzehnte lang.
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Schauplätze der Missbräuche waren neben dem Gelände der BBC auch Spitäler und Heime für psychisch Kranke sowie Hospize, für die sich Savile karitativ engagierte. Doch der Bericht der Polizei und der Kinderschutzbehörde schildert weitere grauenhafte Details: 73 Prozent seiner Opfer waren unter 18 Jahre alt - 82 Prozent waren Frauen. Das älteste Opfer war 47, das jüngste acht Jahre alt.
„Beispielloses“ Vergehen
Der Bericht spricht von einem „beispiellosen“ Vergehen in der Geschichte des Landes - 214 Übergriffe sind registriert, darunter 34 Nötigungen. Insgesamt ist von 450 Personen die Rede, die die Polizei über die Taten des Ex-TV-Stars informierten. Auch wird angemerkt, dass von vielen weiteren Opfern ausgegangen werden muss, die sich aus Angst oder Scham nicht gemeldet hätten.
„Saviles Fußabdruck in dieser Hinsicht war enorm, räuberisch und opportunistisch“, sagte Peter Spindler, Chef der Sonderkommission bei Scotland Yard, gegenüber Journalisten. „Er zeigt ein beeindruckendes Bild und unterstreicht die Konsequenzen, wenn Anfälligkeit und Macht aufeinanderprallen.“
Bekannter BBC-Moderator
Nach seiner Karriere als Wrestler erlangte Jimmy Savile in den 60er Jahren als DJ Berühmtheit - in der Folge war er als Moderator von Kinder- und Musikshows bei der BBC tätig. In seiner Show „Jim’ll fix it“ erfüllte er von 1975 bis 1994 Kindern außergewöhnliche Wünsche. Er war für seine grellen Outfits bekannt, seine langen blonden Haare galten als „nationaler Schatz“. Savile verstarb 2011 84-jährig.
Status ausgenützt
Der Bericht führt weiter aus, dass Savile die Übergriffe über Jahrzehnte hinweg landesweit verübte: Der erste Übergriff sei bereits 1955 im nordenglischen Manchester erfolgt, der letzte erst 2009 - zwei Jahre vor seinem Tod. Auch im Zuge seiner Arbeit für die BBC sind Missbräuche dokumentiert - der erste Fall wird mit 1965 datiert, der letzte 2006 am Rande der wöchentlichen TV-Show „Top of the Pops“.
Doch es gab auch andere Schauplätze der Verbrechen. Der Bericht schildert, dass Savile im Zuge seiner freiwilligen Dienste in Krankenhäusern über drei Jahrzehnte Übergriffe verübte - darunter auch in einem Londoner Kinderspital. „Nun ist klar, dass Savile seinen Bekanntheitsgrad mit dem Vorwand karitativer Tätigkeiten ausnützte, um offenen Zugang zu wehrlosen Opfern zu bekommen“, heißt es.
In einigen Fällen habe es aber auch „Planungen“ gegeben, hieß es. Savile war in den 1970er und 1980er Jahren einer der größten TV-Stars Großbritanniens. Von der Queen war er für seine karitative Arbeit sogar ausgezeichnet worden - auch Papst Johannes Paul II. hatte ihn dafür offiziell geehrt.
Hätte Savile belangt werden können?
Ein weiterer Bericht der Oberstaatsanwaltschaft kritisiert das Ausbleiben der Ermittlungen gegen Savile zu dessen Lebzeiten. Darin wird geschildert, dass zwischen 2007 und 2008 mehrere Frauen vor der Polizei über Missbräuche ausgesagt hätten, eine Anklage jedoch nicht zustande gekommen sei.
So wird kritisiert, dass die Betroffenen aufgrund der Schwere der Fälle stärker zu einer Aussage hätten gedrängt werden müssen. „Eine Aussage der Frauen wäre möglich gewesen“, meint die zuständige Oberstaatsanwältin Alison Levitt.
Ermittlungen im Oktober eingeleitet
Der Bericht ist einer von mittlerweile 14 veröffentlichen Berichten seit dem Aufkommen des Skandals - allein vier davon waren BBC-Berichte. Die Enthüllungen sorgten wochenlange für Unruhe in und um die BBC - zudem veranlassten sie den Direktor des Senders, George Entwistle, nach nur zwei Monaten im Amt zum Rücktritt.
Der Skandal war durch eine Dokumentation des britischen Senders ITV ins Rollen gekommen, in der fünf Frauen davon berichteten, Savile habe sie als Minderjährige sexuell missbraucht. Im Oktober wurden Ermittlungen eingeleitet, im Zuge derer bereits mehrere britische Prominente vorübergehend festgenommen wurden.
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