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Schmied ärgert sich über Staatssekretär

Der Konflikt zwischen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) über die schulische Sprachförderung ist am Dienstag vor dem Ministerrat weitergegangen. Die Ressortchefin ärgerte sich darüber, dass Kurz mit seiner Forderung, Deutschkenntnisse als Voraussetzung für den Schuleintritt gesetzlich festzuschreiben, einen „medialen Schnellschuss“ produziert habe.

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Ihr gehe es dagegen um ein „seriöses Konzept“. Die Unterrichtsministerin betonte, dass man sich nun mit Experten zusammensetzen müsse, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Konkret zu Kurz’ Forderung gab Schmied zu bedenken, dass es Fachleute gebe, die meinten, mit Crashkursen sei den betroffenen Kindern nicht geholfen.

Konzept noch vage

Wie ihr Konzept aussehen wird, konnte oder wollte Schmied vorerst nicht im Detail sagen. Sie glaubt aber, dass man mit differenzierten Lösungen arbeiten solle. So könnte es etwa in Regionen mit wenigen Schülern mit Sprachproblemen sinnvoller sein, die Sprachförderung in den normalen Unterricht zu integrieren. Wo es mehr Schüler gebe, wäre es dagegen möglich, spezielle Kurse anzubieten. Was eine Gesetzesänderung anbelangt, äußerte sich auch Schmied nicht a priori ablehnend. Es könne schon sein, dass es nach Ausarbeitung eines Konzepts zu gesetzlichen Maßnahmen komme. Welche das sein könnten, sagte die Ministerin freilich nicht.

Kurz verweist auf Wien

Kurz wiederum beharrte darauf, eine Gesetzesänderung durchzuführen, die Deutsch als Voraussetzung für den Schuleintritt bringt. Er kündigte damit quasi eine im Dezember im Ministerrat erzielte Einigung auf, die das Ausprobieren verschiedener Modelle der Sprachförderung an Schulstandorten mit vielen Kindern mit Sprachproblemen vorgesehen hatte.

„Es stellt sich die Frage, ob die Idee von Modellregionen sinnvoll ist, wenn jetzt schon das hauptbetroffene Bundesland Wien das Beherrschen der deutschen Sprache zur Voraussetzung für die Aufnahme in die erste Klasse macht“, so Kurz zur APA. In Wien sollen Kinder mit Sprachproblemen jetzt in eigene Vorschulklassen gehen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at .

Derzeit „keine ausreichende Begründung“

Kurz ist der Ansicht, dass man nun lieber gleich eine entsprechende Gesetzesänderung vornehmen solle, damit das Vorgehen Wiens auch einen gesetzlichen Rahmen habe. Derzeit seien mangelnde Deutschkenntnisse allein keine ausreichende Begründung für die Verweigerung der Schulreife und damit die Einordnung in eine Vorschulklasse. Kinder, die motorisch, sozial und kognitiv in der Lage seien, dem Unterricht zu folgen, müssten als außerordentliche Schüler in die erste Klasse Volksschule aufgenommen werden - was allerdings oft sinnlos sei.

Der Staatssekretär begrüßte das Vorgehen Wiens daher ausdrücklich und will auch nicht über Namen wie „Deutschklasse“, „Vorschulklasse“ oder „Ghettoklasse“ streiten. „Es geht darum, den Leuten im späteren Leben das Ghetto zu ersparen.“ Wenn Kinder nicht Deutsch können, seien sie in einer Vorschulklasse mit Schwerpunkt Deutsch besser aufgehoben als etwa im Mathematikunterricht.

Auch Regelung für „Quereinsteiger“ angedacht

Als Hebel soll laut Kurz das Schulpflichtgesetz dienen: Dort soll die Beherrschung der Unterrichtssprache Deutsch als Kriterium für die Schulreife festgehalten werden, so der Staatssekretär. Eine ähnliche Regelung schwebt ihm für „Quereinsteiger“ vor, die erst nach Erreichen des schulpflichtigen Alters nach Österreich kommen.

Für diese brauche es Intensivkurse in der Dauer von drei bis sechs Monaten, bevor sie in den regulären Unterricht einsteigen: „Jetzt setzen wir sie ohne Deutschkenntnisse in Physik, Chemie und andere Fächer.“ Die so in sie gesetzten Erwartungen seien unrealistisch und unfair: „Sie sollen die Sprache lernen und gleichzeitig denselben Bildungserfolg haben wie andere Kinder. Wer von der ersten Klasse an hinterherläuft, hat keine Chancengerechtigkeit.“

Schmied: Wien gesetzeskonform

Schmied selbst hält das Wiener Vorgehen bereits jetzt für gesetzeskonform. Das Konzept werde von Experten des Ministeriums weiterentwickelt, so Schmied in der „Krone“ (Dienstag-Ausgabe). Sie setzt auf die (jetzt schon vorhandene) Möglichkeit, die ersten beiden Volksschulklassen in drei Jahren zu absolvieren - inklusive einer gezielten Sprachförderung, eventuell auch in externen Kursen außerhalb der Klasse. „Die Förderung muss in der Schule passieren, wir wollen keine Kinder zweiter Klasse produzieren“, so Schmied. Die Mittel für die Sprachförderung der Quereinsteiger will sie außerdem ausbauen und ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einführen.

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