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Nicht nur wissenschaftliches Projekt

Der niederländische Designer Massoud Hassani sorgt mit seiner Idee, die sich der Bekämpfung von Sprengsätzen widmet, für Aufmerksamkeit. „Mine Kafon“ ist eine Kugel, in der etwa 150 bis 200 Bambusrohre stecken. An deren Ende sind kleine Scheiben aus biologisch abbaubaren Kunststoffen befestigt. Im Inneren ist ein GPS-Sender angebracht, der den zurückgelegten und minenfreien Weg an einen PC schickt.

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Beim Rollen berühren die Scheiben den Boden und lösen so die Minen aus. Dabei verliert der „Mine Kafon“ (aus engl. „mine“ und dem Dari-Wort „kafon“: etwa Minen-Sprenger) je nach Sprengkraft zwar einige Beine, rollt aber einfach weiter, erklärte der Designer. Sei die Explosion zu stark, könne das Gerät auch komplett zerstört werden, es sollte aber laut Hassani ungefähr vier Landminen aushalten. Begonnen hat das Projekt mit der Idee für seine Abschlussarbeit an der Design Academy Eindhoven.

Der in Afghanistan geborene Designer, der seit 1998 in den Niederlanden lebt, ließ sich bei der Konstruktion von einem Spielzeug inspirieren, das er in seiner Kindheit mit seinen Freunden aus einfachen Materialien gebastelt hatte. Inzwischen entwickelte er die Idee mit seinem Bruder weiter. Mit dem Gewicht von 70 Kilogramm und seiner Größe von etwa zwei Metern sei der „Minensprenger“ groß und schwer genug, um eine Landmine zu aktivieren, sagte Hassani.

Kind baut „Mine Kafon“ zusammen

Massoud Hassani

Der Minensuchball ist leicht zusammenzusetzen

Jährlich Hunderte Opfer - die meisten sind Kinder

Für den 29-Jährigen, der seine Kindheit in Kabul verbrachte und viele Freunde durch Landminen verlor, ist die Erfindung mehr als nur ein wissenschaftliches Projekt. In den vergangenen Jahrzehnten haben zahlreiche Kriege Hunderttausende Landminen in Afghanistan hinterlassen. Jedes Jahr sterben durch sie Hunderte Zivilisten, meistens sind es Kinder.

„Wir haben oft in der Nähe von Landminen, manchmal auch mit den Minen selbst gespielt. Es war eine sehr gefährliche Umgebung“, sagte Hassani in einem Gespräch mit der britischen BBC. Gemeinsam mit seinem Bruder wolle er die verminten Regionen für die Kinder sicherer machen und sich so „persönlich an den Kriegen rächen“, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Seit Sowjet-Abzug etwa 700.000 Minen zerstört

Seit dem Rückzug der sowjetischen Truppen 1989 wurden in Afghanistan UNO-Angaben zufolge knapp 700.000 Minen und weitere 15 Millionen Sprengkörper zerstört. Trotz internationaler Bemühungen um eine Säuberung gilt Afghanistan als eines der am meisten von Landminen verseuchten Länder weltweit. Sie befinden sich dort nicht nur aus den 1980er Jahren, sondern auch aus dem afghanischen Bürgerkrieg in den 1990er Jahren. Laut UNO leben über eine Million Afghanen nicht weiter als einen halben Kilometer von einer Mine entfernt. Jedes Monat werden durch die Minen im Durchschnitt 42 Afghanen verstümmelt oder getötet.

„Es gibt keine Wunderwaffe gegen die Probleme der Minenbeseitigung“, sagte Mary Wareham von der Human Rights Watch Arms Division der Nachrichtenagentur AFP. „Aber wir wissen alle Bemühungen in dem Bereich zu schätzen.“ Dazu zähle auch die Erfindung der Hassani-Brüder.

Prototyp von niederländischer Armee getestet

Ein Prototyp wurde bereits von der niederländischen Armee getestet. Er hat nur einen Nachteil: Er lässt sich nicht lenken, da er nur durch die Kraft des Windes angetrieben wird. Die Brüder sind nun auf der Suche nach Sponsoren. Um ihr Konzept einer breiten Öffentlichkeit und möglichen Investoren vorzustellen, haben sie einen Kurzfilm gedreht. Hassani hat mit der Idee bereits mehrere Auszeichnungen erhalten und wurde nun für den Designpreis 2012 in London nominiert. Auf der TEDx Konferenz im niederländischen Utrecht hat er sein Projekt dem Publikum vorgestellt.

„Mine Kafon“ bei einer Testexplosion

Massoud Hassani

Erste Tests verliefen vielversprechend

Zur Finanzierung des Projekts benötigt Hassani nach eigenen Angaben etwa 140.000 Euro, um den „Mine Kafon“ professionell mit Ingenieuren zu entwickeln. Spenden dafür werden über die Crowdsourcing-Plattform Kickstarter gesammelt. Dann könne man das Gerät in Produktion schicken. Die Kosten machen dem Designer zufolge etwa 40 Euro pro Stück aus. Im August wollen die Brüder mit dem Prototyp nach Afghanistan reisen und das Gerät an Ort und Stelle testen.

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