„Neues Kapitel“ für Venezuela
Der Tod des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez hat international für höchst unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Während vielerorts sein Ableben als tragischer Verlust betrauert wird, sehen andere nun die Chance für Venezuela gekommen, dass sich das Land aus dem Schatten des „Soldaten des Volkes“ lösen kann.
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US-Präsident Barack Obama bekundete nur wenige Stunden nach der Todesnachricht sein Interesse an besseren Beziehungen zu dem ölreichen Land. Venezuela schlage nun ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf, sagte Obama am Dienstag in Washington.
Die USA seien daran interessiert, mit der Regierung in Caracas in einen konstruktiven Dialog zu treten. Sein Land sei weiterhin bereit, der venezolanischen Bevölkerung zu helfen. „Die Vereinigten Staaten setzen sich weiter für eine Politik ein, die demokratische Prinzipien, den Rechtsstaat und die Achtung von Menschenrechten fördert.“
Penn und Stone streuen Chavez Rosen
Die Hollywood-Größen Sean Penn und Oliver Stone würdigten Chavez als großen Staatsmann. „Die Bevölkerung in den USA hat einen Freund verloren, von dem sie nicht wusste, dass es ihn gibt“, sagte Schauspieler Penn am Dienstag in Los Angeles. Filmemacher Stone pries Chavez als „großartigen Helden“.
Die politischen Beziehungen zwischen Washington und Caracas waren während Chavez’ Amtszeit sehr angespannt, die überwiegende Mehrheit in den USA sah den linkspopulistischen Präsidenten kritisch. Penn und Stone pflegten dagegen eine Freundschaft mit Chavez und besuchten ihn mehrfach in Venezuela. Als der Politiker vor zwei Jahren gefragt wurde, wen er sich für den vakanten US-Botschafterposten in seinem Land wünsche, scherzte er vor laufenden Kameras: Sean Penn oder Oliver Stone.
„Ich trauere um einen großen Helden für die Mehrheit seines Volkes und jene, die überall auf der Welt um ihren Platz kämpfen“, sagte Stone, der 2009 einen Dokumentarfilm über Chavez gedreht hatte. Der verstorbene Präsident werde „für immer in der Geschichte weiterleben“. Penn sagte, Chavez sei ein „Champion“ für die Armen gewesen. Die Revolution in Venezuela werde nun unter der Führung von Chavez’ bisherigem Stellvertreter Nicolas Maduro weitergehen.
Putin: Herausragender Anführer
Der kanadische Premierminister Stephen Harper sagte, er hoffe, der Tod von Chavez bringe „eine bessere Zukunft für das Volk des Landes“. Der britische Außenminister William Hague erklärte, er sei „traurig, vom Tod des Präsidenten Hugo Chavez“ zu hören. Er fügte hinzu, dass der Staatschef einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe, „in Venezuela und darüber hinaus“. „Ich möchte den Angehörigen und dem venezolanischen Volk mein Beileid ausdrücken.“
Russlands Präsident Wladimir Putin würdigte Chavez in einem Kondolenzschreiben als „herausragenden Anführer“. „Er war ein außerordentlicher und starker Mensch, der in die Zukunft schaute und sich selbst stets die höchsten Maßstäbe auferlegte“, schrieb Putin laut Kreml-Angaben von Mittwoch an Vizepräsident Maduro. Der russische Staatschef lobte zudem Chavez’ persönlichen Einsatz für die bilateralen Beziehungen. Moskau und Caracas sind enge Partner. Venezuela ist einer der wichtigsten Käufer russischer Waffen.
Chinas Führung bezeichnete Chavez in einem Kondolenzschreiben als „hervorragenden Staatschef“ und „guten Freund“. Parteichef Xi Jinping und Staatspräsident Hu Jintao drückten in dem Schreiben an Maduro ihr tiefstes Mitgefühl aus, wie eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch mitteilte. China hat Milliardenbeträge in die venezolanische Ölindustrie und andere Projekte investiert.
EU bekundet Anteilnahme
Die EU bekundete ihre Trauer. In einer sechs Zeilen langen Erklärung von EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso von Mittwoch in Brüssel heißt es, die EU habe „mit Trauer“ auf die Nachricht vom Tode des Präsidenten reagiert. „Venezuela hat sich durch seine soziale Entwicklung und für seinen Beitrag zur regionalen Integration Südamerikas ausgezeichnet“, heißt es weiter. „In der Hoffnung auf eine Vertiefung unserer Beziehungen in der Zukunft möchten wir dem Volk und der Regierung Venezuelas unser aufrichtiges Beileid und unsere Anteilnahme übermitteln.“
Spindelegger: Lateinamerika Stempel aufgedrückt
Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) bezeichnete Chavez als „streitbaren Staatschef und kontroverse Persönlichkeit“. Er habe der Politik in Lateinamerika seinen „Stempel aufgedrückt“, so Spindelegger in einer der APA übermittelten Stellungnahme am Mittwoch.
Spindelegger äußerte seine Hoffnung, dass das südamerikanische Land nach den Neuwahlen, die in 30 Tagen stattfinden sollen, in „politisch ruhigere Gewässer kommt“ und in den Beziehungen mit seinen Nachbarn eine „berechenbare und konstruktive Zusammenarbeit sucht“. Dazu zähle aus Sicht des Vizekanzlers auch das Bemühen um einen konstruktiven Dialog mit den USA
Hollande: Streitbarer Kämpfer
Frankreichs Staatschef Francois Hollande bezeichnete Chavez in einem Kondolenzschreiben als streitbaren Kämpfer für Gerechtigkeit. „Der verstorbene Präsident stand für sein Temperament und für Orientierungen, die nicht von jedem geteilt wurden, aber darüber hinaus für einen nicht zu leugnenden Willen, für Gerechtigkeit und Entwicklung zu kämpfen“, hieß es in der am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung.
Der britische Außenminister William Hague sprach der Familie Chavez’ und den trauernden Menschen in Venezuela sein Beileid aus. „In 14 Jahren als Präsident von Venezuela hat er eine bleibendes Erbe in seinem Land und darüber hinaus hinterlassen“, erklärte er. Irlands Präsident Michael Higgins betonte, seine Gedanken seien bei den Menschen in Venezuela. Chavez habe in seiner Amtszeit sehr viel erreicht, vor allem für die Entwicklung seines Landes und die Armutsbekämpfung, sagte Higgins.
Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle bezeichnete den Tod Chavez’ als „tiefen Einschnitt“ für das südamerikanische Land. „Wir empfinden Anteilnahme mit dem Schmerz der Familie des Verstorbenen und der Trauer des venezolanischen Volkes“, so Westerwelle. Er „setze darauf, dass Venezuela nach Tagen der Trauer den Aufbruch in eine neue Zeit schafft“. Das Land habe „ein großes Potenzial, und Demokratie und Freiheit sind der richtige Weg, um dieses Potenzial zu verwirklichen“.
Trauer in Lateinamerika
Vor allem die Venezuela politisch nahestehenden Länder Lateinamerikas reagierten mit Entsetzen auf die Nachricht des Ablebens des „Comandante“. Kuba, Argentinien und Ecuador riefen eine dreitägige Staatstrauer aus. Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner machte sich gemeinsam mit ihrem uruguayischen Amtskollege Jose Mujica noch in der Nacht auf den Weg nach Caracas. Auch Boliviens Präsident Evo Morales kündigte an, nach Venezuela reisen zu wollen.
Chavez habe den kubanischen Ex-Präsidenten und Revolutionär Fidel Castro „wie ein Sohn begleitet“, hieß es aus Kuba. Ecuadors Präsident Rafael Correa sprach von einem „Verlust für das gesamte große Vaterland“ und würdigte wie auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon die Leistung des Venezolaners zur Bekämpfung der Armut. Ban, der sich „betrübt“ über Chavez’ Tod zeigte, würdigte zudem dessen Bemühungen im Kampf gegen den Drogenhandel und die kolumbianische FARC-Guerilla. Der russische UNO-Botschafter Witali Schurkin sagte zum Tod von Chavez: „Es ist eine Tragödie. Er war ein großartiger Politiker.“
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