Im Dschungel der Angaben
Matt oder durchsichtig und eher stark oder schwach in der Leistung: Das waren die beiden Kriterien, die den Kauf von Glühbirnen recht einfach machten. Mit dem Auslaufen des Verkaufs von Birnen mit 40 und 25 Watt ist die Ära der Glühbirne seit Herbst endgültig zu Ende. Alternativen gibt es viele - doch einfacher wird es für die Konsumenten vorerst nicht.
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Zunächst muss man sich für Energiespar-, Halogen- oder LED-Lampe entscheiden - und sich dann auch noch durch einen Dschungel an anderen Spezifika kämpfen: Lichttemperatur, Brenndauer, Schaltzyklen und Dauer der Einschaltzeit gilt es zu beachten. Wohl auch deshalb fällt vielen der Abschied so schwer. Trotz der stufenweisen Abschaffung war die klassische Glühbirne auch noch im Vorjahr der klare Marktführer.
Ungeliebte Energiesparlampe
Der Glühbirnenausstieg der Europäischen Union ist seit 1. September vollzogen. Es gilt ein Herstellungs- und Vertriebsverbot für alle Standardglühlampen mit einer Leistung von mehr als zehn Watt - die geringste gängige Stärke für Haushaltslampen ist aber 25 Watt. Varianten mit höherer Leistung als 45 Watt wurden schon seit 2009 schrittweise ausgemustert. Händlern ist nur noch erlaubt, Restbestände zu verkaufen.
Was angegeben werden muss
- Energieeffizienzklasse
- Die Lichtleistung in Lumen
- Der Energieverbrauch in Watt
- Vergleichswert, welchem Glühbirnen-Energieverbrauch das entspricht
- Lebensdauer in Jahren bzw. Stunden
- Schaltzyklen, also wie oft eine Lampe im Schnitt ein- bzw. ausgeschaltet werden kann
- Farbtemperatur, also ob das Licht warm-weiß (2.700 bis 4.000 Kelvin), neutral (4.000 bis 6.500 Kelvin) oder kalt-weiß (mehr als 6.500) ist
- Anlaufzeit, also wie lange die Lampe benötigt, um 60 Prozent des Helligkeitswerts zu erreichen
- Dimmbarkeit
- Lampenmaße
Der Grund für die Abschaffung ist simpel: Glühbirnen sind Stromfresser. Sie wandeln nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie in Licht um, der Rest wird als Wärme abgegeben. Dennoch ist um ihre Verbannung fast so etwas wie ein Glaubenskrieg ausgebrochen - und das liegt vor allem daran, dass ihr logischer Nachfolger, die Energiesparlampe, nie ganz bei den Konsumenten angekommen ist.
Teuer, „kalt“, quecksilberhaltig
Das liegt unter anderm daran, dass Energiesparlampen nach den billigen Glühbirnen bei der Anschaffung um ein paar Euro pro Stück als vergleichsweise teuer empfunden werden. Und der - nachgewiesen - geringere Energieverbrauch lässt sich an der Stromrechnung nicht auf den ersten Blick erkennen. Zudem wird deren Licht oft als zu „kalt“ empfunden und die lange Anlaufzeit, bis sie die volle Leistung entfalten, als störend.
Dass einige Modelle nicht dimmbar sind und vor allem Billigmodelle in Sachen Haltbarkeit enttäuschen, macht die Energiesparlampe nicht gerade attraktiver. Auch wenn die Hersteller in den vergangenen Jahren ihre Produkte - gerade bei Lichttemperatur und Dauer der Einschaltzeit - stark verbessert haben, bleibt ein großes Minus: Sie enthalten giftiges Quecksilber, was eine entsprechende Entsorgung und vorsichtigen Umgang mit zerbrochenen Lampen notwendig macht. Bisher hat sich diese Variante also alles andere als durchgesetzt - ganz im Gegenteil: Ihr Absatz brach im vergangenen Jahren etwa in Deutschland um knapp 30 Prozent ein.
Halogenlampen als beliebter Ersatz
Konsumenten greifen da offenbar lieber zu Halogenlampen, die - nachdem sie im Zwölfvoltbetrieb mit Trafo schon weite Verbreitung fanden - seit einiger Zeit in klassischer Glühbirnenform angeboten werden. Sie entsprechen bei der Lichtfarbe am ehesten den alten Glühbirnen und sind auch preislich attraktiv und liegen insgesamt beim Marktanteil auf Platz zwei. Schönheitsfehler: Ihre Haltbarkeit ist mit rund 2.000 Stunden nicht überragend und ihre Energieeinsparung mit 30 Prozent vergleichsweise gering, heißt es in einem Leitfaden der Arbeiterkammer Steiermark. Nicht zuletzt deswegen sind einige Varianten ab 2016 vom EU-Verbot betroffen.
LED als Technologie der Zukunft
Bleiben Leuchtdioden (LED), die vergleichsweise teuer sind, sie gelten jedoch als Technologie der Zukunft. LED-Retrofit-Lampen, die auch in die altbekannte Glühbirnenfassung passen, dürften laut Experten in den nächsten Jahren erstmals einen höheren Marktanteil als klassische Energiesparlampen erreichen, während sie derzeit noch an letzter Stelle liegen. Bei der Effizienz haben die LEDs die Energiesparlampe überholt: Die Stromersparnis bei LED-Lampen liegt der Industrie zufolge bei 80 Prozent im Vergleich zu klassischen Glühbirnen. Ihre Lebensdauer gibt die Branche mit mindestens 30 Jahren an.
Der Preis sei allerdings nach wie vor ein Problem, zudem gebe es große Qualitätsunterschiede: Wie das Magazin „Technology Review“ berichtet, sind die Herstellerangaben teilweise verwirrend und nicht einheitlich. Die Herstellung sei schwierig und erlaube nur kleinste Fertigungstoleranzen - geringe Unterschiede hätten große Folgen bei Wirkungsgraden und Farbtemperaturen, heißt es dort.
Nächster Technologieschritt in Sicht
Doch bevor LED-Lampen überhaupt den Lichtmarkt erobert haben, arbeitet die Industrie schon am nächsten Trend: der OLED-Technologie, bei der organische Materialien zum Leuchten gebracht werden. OLEDs (Organic Light Emitting Diode) sind mehrere Zentimeter große Lichtquellen, die ein weiches Licht abgeben. Die Strahler werden insbesondere als Designelemente eingesetzt. Allerdings meinen Experten, die bisher vor allem in kleinen Bildschirmen für Mobiltelefone eingesetzten OLEDs dürften wohl erst in zehn bis 15 Jahren auf dem breiten Lichtmarkt Fuß fassen.
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