„Zugang zur Branche enorm erleichtert“
„Das Detektivgewerbe ist nicht einfach, und unsere Mitarbeiter unterliegen einer strengen Prüfung“, sagt der Wiener Berufsdetektiv Christoph Jäger. Nichtsdestoweniger drängt eine Reihe zweifelhafter Anbieter auf den Markt. Josef Schachermaier arbeitet als „Pfuscher-Referent“ der Wirtschaftskammer Wien daran, die „schwarzen Schafe“ ausfindig zu machen.
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Seit 2002 sei es aufgrund neuer Regelungen zu einer enormen Liberalisierung der Branche gekommen. Der Zugang zu Gewerbeberechtigungen wurde erleichtert, und „viele Halbwissende drängen auf den Markt“, sagt Schachermaier. Es sei ein hochkomplexes Gebiet, das sich in Berufsdetektive und Bewachungsgewerbe gliedert. „So kommt es vor, dass jemand, der ausschließlich eine Berechtigung zum Personenschutz hat, auch Dienstleistungen übernimmt, für die er nicht qualifiziert ist“, beschreibt der ehemalige Polizist das Problem.
Stümperhafte Inserate entlarven „Pfuscher“
Wenn sich Wirtschaftsdetektive - wie in einem kürzlich veröffentlichten Zeitungsinserat im „Standard“ - für „alle Rollen“ und „Einsätze bei Weihnachtsfeiern“ anbieten, läuten bei Schachermaier, der als Erhebungsorgan und „Pfuscher-Referent“ im Auftrag der WKO Wien nach „schwarzen Schafen“ der Branche sucht, die Alarmglocken. „Grundsätzlich ist diese Art der Inserate rechtlich unzulässig. In Wien verfolgen wir das teilweise. Aber es gilt zu unterscheiden, ob es sich bei den Personen um ‚komplette Pusher‘ handelt - also jemanden, der sich ohne Lizenzen als Detektiv ausgibt - oder ob sie eingeschränkte Berechtigungen besitzen“, so Schachermaier. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein seriöser Detektiv ist. Das Inserat ist schon sehr dubios“, ist auch Jäger überzeugt.
Meist sei bereits an den stümperhaften Texten erkennbar, ob der Detektiv professionell tätig ist. „Oder wenn man Ihnen einen Termin an der Autobahnraststätte vorschlägt und sofort Anzahlungen fordert, sollten Sie als Kunde misstrauisch sein“, rät Schachermaier. Prinzipiell solle man sich immer ein Bild von der Detektivagentur machen und bei einer nicht vorhandenen Infrastruktur (Festnetztelefon, Impressum auf der Website) des Büros stutzig werden. Am besten sei es, bei der WKO zu überprüfen, ob der Detektiv bei der Fachinnung registriert ist.
Dubiose Fälle werden angezeigt
Dubiose Fälle, die dem WKO-Erhebungsorgan von Konsumenten, geschädigten Personen oder Anwälten gemeldet werden, landen als Anzeigen bei den Finanzbehörden. Nicht selten komme es anschließend zu Prozessen vor dem Handelsgericht. „Wenn der Angeklagte kein Geld hat, bleiben wir auf den Kosten sitzen“, sagt Schachermaier. Diese würden im Notfall auch geteilt, „weil wir nicht ganz so böse sein wollen“.
Kein „Schnüffler“-Leben wie im Film
Seit 1980 kennt der Berufsdetektiv und „Pfuscher-Referent“ die Branche. Vom Polizeiberuf habe er sich voller Enttäuschung abgewandt. „Ich habe mir damit einen Jugendtraum verwirklicht, aber die Arbeit hat mich nicht glücklich gemacht.“ Für die Ausbildung, ohne die er - wie er meint - seinen Beruf in der Form nicht ausüben könnte, sei er sehr dankbar.
„Die goldenen Zeiten sind aber vorbei“, sagt Schachermaier schmunzelnd. Reich sei er nicht geworden, könne aber gut von der Selbstständigkeit leben. Ein geduldiges Wesen müsse man wohl ebenfalls mitbringen. Das Aufregende an der Arbeit sei, „dass ich 14 Tage lang im Auto auf ein Ereignis warte, das eintreten kann - oder auch nicht.“ Mit dem Berufswunsch des Privatdetektivs seien häufig romantische Vorstellungen eines „Schnüffler“-Lebens verknüpft. Von dieser Filmdarstellung müsse man sich verabschieden.
Großer Bedarf an weiblichen Ermittlern
Auf die Frage nach weiblichen Mitarbeitern gibt Jäger zu, dass Frauen sehr gefragt seien. Allerdings seien die Arbeitsbedingungen sehr unregelmäßig. Es sei nach seinen Erfahrungen schwierig, Frauen zu finden, „die bei einer Observation zwölf Stunden im kalten Auto ausharren“, sagt der Berufsdetektiv.
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