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„Godfather of World Music“

Der Sitar-Virtuose Ravi Shankar hat ab den 50er Jahren nicht nur die indische Musik im Westen populär gemacht, seine Projekte und sein Einfluss auf Bands wie die Beatles brachten ihm auch den Ehrentitel „Godfather of World Music“. Am Dienstag starb der Musiker nach Angaben der Ravi-Shankar-Stiftung im Alter von 92 Jahren im Scripps Memorial Hospital im kalifornischen San Diego.

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Shankar wurde für sein musikalisches Werk mit drei Grammys ausgezeichnet, er erhielt zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und lehrte an unterschiedlichen US-Universitäten. Shankar brachte Beatles-Gitarrist George Harrison das Sitar-Spielen bei und trat 1969 beim legendären Woodstock-Festival auf. Sein musikalischer Einfluss reichte von der Klassik über den Jazz bis zum Rock.

Sitar-Spieler Ravi Shankar mit seiner Tochter Anoushka

AP/Bikas Das

Shankar bei einem Auftritt mit Tochter Anoushka

Von Klassik bis Rock

Shankar komponierte Werke für das London Symphony Orchestra und das New York Philharmonic Orchestra, arbeitete mit dem Gitarristen David Crosby (Gründungsmitglied der Byrds), dem Geigenvirtuosen Jehudi Menuhin und dem US-Jazzsaxofonisten John Coltrane zusammen. Coltrane benannte sogar seinen Sohn Ravi nach Shankar. Shankar galt auch als Ikone der Hippie-Bewegung. Die Bezeichnung „Godfather of World Music“ stammt von Beatle Harrison. Vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Harrison wurde Shankar populär.

„Legende der Legenden“

„Er war die Legende der Legenden“, sagte der bekannte indische Santoor-Spieler Shivkumar Sharma, der oft mit Shankar gemeinsam aufgetreten war. „Indische klassische Musik war im Westen nicht wirklich bekannt. Er war der Musiker, der das konnte (...), der die Fähigkeit hatte, mit dem westlichen Publikum zu kommunizieren.“ „Das ist einer der größten Verluste für die Musikwelt“, sagte Shankars Freund Kartic Seshadri, Professor für Musik an der University of California. „Mehr kann man dazu nicht sagen.“

Sängerin Norah Jones

Reuters/Mario Anzuoni

Shankars Tochter Norah Jones

Letzter Auftritt mit Tochter Anoushka

Shankar war der Vater dreier Kinder, der Sitar-Spielerin Anoushka Shankar und der Soul- und Jazzsängerin Norah Jones. Sein Sohn Shubhendra Shankar, ebenfalls Musiker, starb 1992. Ravi Shankar selbst hatte seit Jahren mit Atemwegs- und Herzproblemen zu kämpfen. Erst vor wenigen Tagen war er in San Diego operiert worden. TV-Sender in seinem Heimatland Indien unterbrachen für die Nachricht über den Tod des Musikers ihr Programm und zeigten Sondersendungen.

Shankar war in Indien nicht nur musikalisch aktiv, sondern dort auch Mitglied des Oberhauses des Parlaments. Der indische Premierminister Manmohan Singh bezeichnete Shankar als einen „nationalen Schatz“ und einen „Botschafter des indischen Kulturerbes“.

Postum für Grammy nominiert

Der Musiker war am 7. April 1920 in Benares am Ganges geboren worden, er stammte aus einer Familie von Brahmanen, der höchsten indischen Kaste. Bis zuletzt lebte Shankar in seiner Wahlheimat Kalifornien. Mit seinem Album „The Living Room Sessions Part 1“ ist Shankar für die Grammy-Awards 2013 in der Kategorie „Bestes Weltmusik-Album“ nominiert. Seine Tochter Anouskha geht mit „Traveller“ in derselben Kategorie ins Rennen. Mit ihr gemeinsam war Shankar zuletzt Anfang November aufgetreten.

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