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Goldgrube für Hedgefonds

Der Rückkauf griechischer Staatsanleihen ist unter Dach und Fach - wenn auch nicht so erfolgreich wie erhofft. Nach einer Fristverlängerung bis Dienstag schaffte Athen doch noch den angepeilten Rückkauf von Staatsanleihen im Wert von 30 Mrd. Euro. Damit entledigt sich Griechenland Schulden in Höhe von 20 Mrd. Euro und erfüllt die Voraussetzung für die nächste Tranche an EU-Hilfsgeldern.

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Das Ziel von Athen war es, für eine Summe von zehn Milliarden Euro Anleihen im Nennwert von 30 Milliarden zurückzukaufen. Geworden sind es sogar 31,8 Milliarden Euro, wie aus Euro-Kreisen zu vernehmen war. Doch für das Geschäft musste die Regierung offenbar tiefer in die Tasche greifen als vorgesehen. Der für die Anleihen zu zahlende Durchschnittspreis dürfte 33,5 Cent pro Euro Nennwert betragen haben.

Quote knapp nicht erreicht

Damit könne die Schuldenquote im Verhältnis zur Wirtschaftskraft bis 2020 nur auf 126,6 Prozent und nicht auf die geplanten 124 Prozent gesenkt werden. Die 124 Prozent waren eine Vorgabe für die Freigabe der nächsten Hilfstranche. Insider geben sich zuversichtlich, dass die Lücke noch geschlossen werden kann.

Die Finanzminister der Euro-Zone berieten am Dienstagabend über das weitere Vorgehen. Entgegen ersten Ankündigungen gaben sie nach der Videokonferenz, bei der es lediglich um „eine Bestandsaufnahme“ gegangen sei, keine Erklärung ab. Endgültig freigeben wollen die Euro-Minister die Summe der Euro-Länder unmittelbar vor dem EU-Gipfel am Donnerstag. An diesem Ziel halte man fest, betonten Diplomaten. Bis Ablauf der ersten Frist am Freitag waren Kreisen zufolge Bonds im Nennwert von 26,5 Milliarden Euro zum Rückkauf angeboten worden. Um die restlichen 3,5 Milliarden Euro zusammenzubringen, wurde den Anlegern bis Dienstagmittag Zeit gegeben.

Banken müssen tief in die Tasche greifen

Beim Rückkauf bekam die Regierung vor allem von den griechischen Kreditinstituten Schützenhilfe. Die Geldhäuser waren zunächst zögerlich, weil sie größere Verluste vermeiden wollten. Es blieb ihnen dann aber nichts anderes übrig, weil die an einen erfolgreichen Rückkauf geknüpften Milliardenhilfen zum größten Teil an sie selber fließen sollen. „Alle Banken werden den Rückkauf unterstützen“, sagte ein Vertreter einer griechischen Großbank am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Millionengewinne für Investoren

Aber nicht nur Athen, auch Investoren profitieren von dem Rückkaufprogramm. So hatten Hedgefonds im Sommer Staatsanleihen im Wert von einem Euro zu Dumpingpreisen von wenigen Cent erworben. Auch wenn sie nur 30 oder 40 Prozent des ursprünglichen Nennwertes erhalten, machen sie so noch satte Gewinne. „Es gab im Sommer Hedgefonds - vor allem aus London und aus den USA -, die griechische Anleihen gekauft haben, weil sie der Meinung waren, dass die Papiere zum damaligen Preis unterbewertet waren“, sagte Marcus Storr, Hedgefonds-Analyst beim Analysehaus Feri, vor wenigen Wochen gegenüber der „Financial Times Deutschland“ („FTD“).

Wie die mittlerweile eingestellte „FTD“ berechnete, könnten alle Investoren, die im Sommer Griechenland-Papiere gekauft hatten, zusammen theoretisch einen Gewinn von rund 160 Mio. Euro einstreichen. „Anleger, die im Juli Anleihen gekauft und bis zuletzt gehalten haben, können ihr Geld sogar verdoppeln“, so die „FTD“. Diese Möglichkeit haben jedoch nur private Investoren. Den größten Brocken hielten jedoch griechische Banken, und die verzeichnen nach dem Rückkauf starke Buchverluste. Laut der Zeitung „Kathimerini“ trugen allein die vier größten Banken des Landes 11,5 Milliarden Euro zum Rückkauf bei.

Weiter warten auf Geld aus Brüssel

Abseits des Anleihetauschs hatte Griechenland am Dienstag einen weiteren Grund zur Freude. Auf dem Geldmarkt konnte sich das Land kurzfristig insgesamt 4,38 Mrd. Euro besorgen, um Löcher in seinem Haushalt zu stopfen, wie die Schuldenagentur PDMA mitteilte. Das Geld ist notwendig, um die Zeit zu überbrücken, bis die nächste Tranche in Höhe von 34,4 Milliarden Euro aus Brüssel fließt. Je nachdem, wie die Euro-Finanzminister die Rückkaufaktion bewerten, sollte das Geld noch im Dezember freigegeben werden.

Aufregung über Italien wieder gelegt

Auch andere Länder füllten auf den Finanzmärkten erfolgreich ihre Staatskassen. Spanien versteigerte am Dienstag zwölf- und 18-monatige Geldmarktpapiere im Volumen von 3,9 Mrd. Euro - geplant waren bis zu 3,5 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Rendite der einjährigen Anleihen lag bei 2,556 Prozent und damit niedriger als bei der letzten Emission. Auch die Renditen für zehnjährige Anleihen gingen leicht nach unten.

Italien will in dieser Woche gleich zweimal den Kapitalmarkt anzapfen. Die Regierung in Rom will am Mittwoch Schuldtitel mit einjähriger Laufzeit über insgesamt 6,5 Mrd. Euro begeben. Für Donnerstag ist eine Emission von Dreijahrespapieren geplant. Die Begebung der Anleihen soll wie geplant stattfinden, hieß es aus dem Finanzministerium. Am Montag hatte die überraschende Rücktrittsankündigung durch Italiens Premier Mario Monti von Samstag für Turbulenzen gesorgt. Am Dienstag entspannte sich die Lage an den italienischen Börsen jedoch wieder.

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