„Nichts“
Nachdem sich eine australische Forschergruppe vergeblich auf die Suche nach einer auf Karten eingetragenen Insel im Südpazifik gemacht hat, gab es über das unauffindbare Sandy bzw. Sable Island zahllose Spekulationen. Shaun Higgins vom Auckland Museum in Neuseeland hat nun offenbar das Rätsel der Phantominsel gelöst.
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Seinen Recherchen zufolge wurde die Insel erstmals 1876 von einem Walfänger „gesichtet“, so Higgins nach Sichtung von historischem Kartenmaterial gegenüber dem ABC-Sender Radio Australia. Mit „Victoria“ sei auch der Name des Schiffes bekannt, so Higgins weiter. Der Kapitän könne allerdings nicht mehr bestimmt werden. Der Grund: Laut „Guardian“ führt das Lloyd’s Register of Shipping im entsprechenden Zeitraum gleich fünf Schiffe mit demselben Namen.

Auckland Museum
Phantominsel Sandy Island: 1876 erstmals „aufgetaucht“
„Kleine Inselchen“
Den Aufzeichnungen zufolge wurden von der „Victoria“ am mutmaßlichen Inselstandort zunächst „starke Brandungswellen“, dann auch einige „kleine, sandige Inselchen“ geortet, wobei sich der Kapitän Higgins’ Ausführungen zufolge wohl nicht ganz sicher gewesen sein dürfte. Dennoch war im Anschluss auch von offizieller Seite (etwa auf einer Karte des Marineministeriums aus dem Jahr 1908) von einer unter anderem als Sandy Island bezeichneten Insel die Rede, die gleichzeitig als mögliche Gefahr für die Schifffahrt eingestuft wurde.
Auf den Grund gegangen sein dürfte der Sache seitdem allerdings niemand - vielmehr sei ein damals eingetragener „Punkt auf einer Karte“ (bis heute) lediglich ungeprüft „kopiert und wieder kopiert“ worden. Neben dem Namen Sandy Island, der es auch auf Onlinekarten wie Google Earth schaffte, ist etwa im renommierten „Times Atlas of the World“ von Sable Island die Rede. Higgins’ Antwort auf die Frage, was sich nun tatsächlich am mutmaßlichen Inselstandort befindet: „Nichts“.
„Wir waren wirklich verblüfft“
Auf den Fehler stieß die Forscherin Maria Seton von der Universität Sydney. Als sie nahe der vermeintlichen Insel die Erdkruste untersuchte, stellte sie nach eigenen Angaben eine Wassertiefe von 1.400 Metern fest - für die Umgebung einer Landmasse ungewöhnlich tief. „Sie (die Insel, Anm.) ist auf Google Earth und anderen Karten, deshalb wollten wir hinfahren und das nachprüfen, und dort war keine Insel. Wir waren wirklich verblüfft“, sagte Seton.

Google Earth
Auf Google Earth misst die Insel im Korallenmeer etwas mehr als 20 Kilometer Länge und ungefähr fünf Kilometer Breite - zu sehen ist sie lediglich als schwarzer Fleck
Sandy Island, das etwa auf halber Strecke zwischen der australischen Küste und der zu Frankreich gehörenden Inselgruppe Neukaledonien liegen sollte, ist auch auf Wetterkarten verzeichnet, die auf Setons Expeditionsschiff „Southern Surveyor“ genutzt werden.
Phantomeintrag als Copyrightschutz?
In Sozialen Netzwerken wurde spekuliert, dass es sich bei der Eintragung der Insel um eine bewusste Manipulation handelt, mit der Plagiate einer Karte erkannt werden können. Ein Sprecher des australischen hydrographischen Dienstes sagte jedoch, dass, während das Einzeichnen von Phantomstraßen in Landkarten aus Copyrightgründen durchaus vorkomme, es bei nautischen Karten sehr ungewöhnlich sei. Ein Google-Sprecher sagte, das Unternehmen sei dankbar für jeden Hinweis auf mögliche Fehler auf seinen Karten. Es prüfe regelmäßig neue Informationen von Nutzern und Behörden.
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