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Österreich nicht im Spitzenfeld

Die Länder Nordeuropas sind bei der Gleichstellung von Frauen am fortschrittlichsten. In entsprechenden Studien werden Island und Schweden an der Spitze des Rankings gesehen, dort besteht noch am ehesten Gleichberechtigung. Doch die Statistiken bergen auch etliche Überraschungen.

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Beim Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit im Rahmen des Human Development Report des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP) liegt Schweden an erster Stelle, dahinter liegen die Niederlande, Dänemark, die Schweiz, Finnland, Norwegen, Deutschland, Singapur, Island und Frankreich. Österreich belegt Rang 16.

Bewertung nach vier Kategorien

Der Index bewertet die Teilnahme von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, den Grad der Bildung, Repräsentation im Parlament, die Geburtenrate sowie die Müttersterblichkeit in weltweit 146 Staaten. Der Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums ist ähnlich aufgebaut: Dieser untersucht die vier Bereiche wirtschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, die Bildungsbeteiligung, Gesundheit und Lebenserwartung sowie die Präsenz von Frauen in der Politik. Dennoch kommt dieser Report zu etwas anderen Ergebnissen: Hier führt Island, es folgen Norwegen, Finnland und Schweden. Österreich erreicht gar nur den 34. Platz. Schlusslichter sind Pakistan, der Tschad und Jemen.

Burundi und Ägypten

Vor allem die Details des WEF-Berichts bergen Überraschungen: So liegen etwa die Bahamas in gleich drei Kategorien - bei der Integration ins Arbeitsleben, bei Bildungschancen und Gesundheit - auf Rang eins. Albanien wiederum belegt den letzten Platz bei der Gesundheit - noch hinter allen Entwicklungsländern.

Bei der Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt hat Burundi als einziger untersuchter Staat einen größeren Anteil von Frauen als Männer. Es folgen Ghana, Mosambik und Tansania. Noch überraschender ist die Statistik der Lohngerechtigkeit, also die Frage, ob Frauen für dieselbe Arbeit auch denselben Lohn wie Männer erhalten: Hier führt Ägypten vor Lesotho, Albanien, Malaysia, Singapur und Uganda. Allerdings liegt Ägypten beim tatsächlichen Einkommensunterschied dann wieder im Schlussfeld.

Topjobs in Jamaika und Thailand

Bei Frauen in hoch qualifizierten und gut bezahlten Jobs wie Beamten und Managern führen Jamaika, die Philippinen, Lesotho und Fidschi - diese sind in diesen vier Ländern mehrheitlich in den Händen von Frauen. Zum Vergleich: In Österreich werden 78 Prozent dieser Jobs von Männern gemacht, das bedeutet im WEF-Ranking Rang 66.

Beim Anteil an weiblichen Fachkräften liegen die drei baltischen Länder Estland, Litauen und Lettland vorne. Zu etwas anderen, aber ebenso überraschenden Ergebnissen kommt eine Studie der Consultingfirma Grant Thornton: Bei Frauen im höheren Management führt demnach Thailand mit 45 Prozent, gefolgt von Georgien mit 40 und Russland mit 36 Prozent. Hongkong und die Philippinen folgen kurz dahinter.

Das höchste geschätzte Einkommen haben Frauen in Luxemburg mit durchschnittlich 60.000 Dollar pro Jahr - wobei die Kaufkraft des Landes einberechnet ist. Es folgen Norwegen mit knapp 50.000 Dollar und das Sultanat Brunei mit knapp 39.000 Dollar. In Burundi sind es gerade 349 Dollar, in Nepal 628 und in Malawi 671.

Gebildeter als Männer

Lesotho, Jamaika, Malta, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Bahamas und Uruquay sind jene Länder, bei der Frauen eine höhere Alphabetisierungsrate aufweisen als Männer. Lesotho, Katar und Surinam sind jene Länder mit dem höchsten Überhang an Frauen mit weiterführender Bildung. Im tertiären Bereich nimmt Katar von einem Verhältnis von sechs zu eins für Frauen eine herausragende Position ein.

Die höchste Lebenserwartung haben Frauen laut UNO in Japan - mit 86 Jahren. Es folgen Hongkong und die Schweiz. In Lesotho sind es 42 Jahre, in Swasiland und Mosambik gar nur 39 Jahre. Die Müttersterblichkeit ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Griechenland am geringsten. Zwei Frauen pro 100.000 Geburten sterben während oder kurz nach der Schwangerschaft. Auf Platz zwei folgt Irland. Am anderen Ende der Statistik liegt Afghanistan mit 1.400 toten Frauen. Im Tschad und Somalia sind es 1.200, in Guinea-Bissau 1.000.

Ruanda überrascht mit weiblichen Abgeordneten

Die offiziellen Statistiken zur Quote der weiblichen Abgeordneten führt Schweden an - mit 45 zu 55 Sitzen. Es folgen Südafrika, Kuba und Island. Vergessen wird allerdings ein Land: Die Abgeordnetenkammer Ruandas hat 80 Sitze, 45 werden von Frauen besetzt - damit ist der afrikanische Staat das einzige Land mit einer Frauenmehrheit im Parlament. Die erste Premierministerin der Welt war Sirimavo Bandaranaike in Sri Lanka, die 1960 dieses Amt antrat. Zwei weitere Male wurde sie Regierungschefin und hatte 18 Jahre den Posten inne - länger als jede andere Frau.

Afghanistan gefährlichstes Land

Das gefährlichste Land der Welt für Frauen ist laut einer im Vorjahr veröffentlichten Studie der Thomson Reuters Foundation Afghanistan. Der andauernde Konflikt in Afghanistan und „kulturelle Praktiken“ machen Afghanistan „zum gefährlichsten Platz für Frauen“, hieß in der Studie, zu der Hunderte Experten befragt wurden. Auch in der Gesundheitsversorgung fehlt es am Nötigsten, dazu kommt noch das „beinahe völlige Fehlen ökonomischer Rechte“.

Das „atemberaubende Ausmaß sexueller Gewalt“ im Osten des Kongo macht dieses Land zum zweitgefährlichsten für Frauen weltweit. In einer UNO-Studie wurde zuletzt die Zahl der jährlichen Vergewaltigungen auf mehr als 400.000 geschätzt. Pakistan, das auf Platz drei liegt, ist vor allem wegen seiner kulturell und religiös bedingten Praktiken ein Land, in dem Frauen besonders viel leiden müssen. Für besondere Überraschung sorgte, dass Indien unter den fünf gefährlichsten Ländern aufscheint. Das Land legt seit Jahren eine rasante wirtschaftliche Entwicklung hin. Indien sei vor allem wegen des verbreiteten Frauenhandels und der Tötung von Mädchen gefährlich. Platz fünf belegte Somalia.

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