Panik nach Explosion
Bei einem Brand in einer Behindertenwerkstatt im Schwarzwald in Deutschland sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Außerdem seien acht Menschen in Titisee-Neustadt schwer verletzt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Unter den Opfern befinden sich Behinderte sowie Betreuer. Das sagte der Einsatzleiter der Polizei, Alfred Oschwald, am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Titisee-Neustadt.
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Es seien aber noch nicht alle Toten identifiziert. Die Verletzten seien außer Lebensgefahr. Bei den anderen Opfern sei die Todesursache vermutlich Rauchgasvergiftung. Spezialisten sollen nun die Brandursache klären. Über die Brandursache könnten noch keine Angaben gemacht werden. Hinweise auf eine Brandstiftung gab es nach Polizeiangaben bislang nicht.

APA/EPA/Patrick Seeger
Die Feuerwehr ging mit Atemschutz in das Gebäude
In Behördenkreisen hieß es dazu, das Feuer sei vermutlich durch eine Explosion in einem gasbefeuerten Heizgerät im zweiten Obergeschoss des Gebäudes der Caritas ausgelöst worden. Zuvor hatte es geheißen, es habe in einem Lagerraum eine Explosion gegeben. Ob in dem Raum Chemikalien gelagert waren, sei noch unklar. In den Werkstätten wird Holz verarbeitet.
Arbeiten für Weihnachten hergestellt
Bei der Einrichtung handelt es sich um eine Behindertenwerkstatt des katholischen Hilfswerks Caritas. Zum Unglückszeitpunkt befanden sich laut einem Caritas-Sprecher etwa 50 bis 60 Behinderte und Betreuer im Alter zwischen 20 und 65 Jahren in der Einrichtung, in der unter anderem Laubsägearbeiten für Weihnachtsdekorationen gefertigt werden. Die meisten seien geistig behindert und hätten in Kleingruppen gearbeitet. Das Gebäude sei erst wenige Jahre alt und entspreche den aktuellen Brandschutzbestimmungen, sagte der Caritas-Sprecher.
Feuerwehr im Großeinsatz
Feuerwehrmänner hatten mit schwerem Atemgerät zahlreiche Behinderte und Bedienstete aus dem brennenden und verrauchten Gebäude gerettet. Die meisten konnten sich selbst retten. Doch 14 von ihnen seien völlig hilflos gewesen und mussten von der Feuerwehr geborgen werden, so die Polizei weiter. Für Gerettete, Angehörige und Einsatzkräfte wurde ein Betreuungsstützpunkt eingerichtet. Dort kümmerten sich Psychologen um sie.
Gut zwei Stunden nach der Explosion hatte die Feuerwehr den Brand nach eigenen Angaben unter Kontrolle. Doch immer noch drang Rauch aus dem Haus. Die Bergungsarbeiten seien abgeschlossen, so ein Polizeisprecher: „Das Gebäude ist leer, es gibt keine weiteren Toten mehr.“
„Personensammelstelle“ eingerichtet
Alarmiert wurde die Feuerwehr durch eine automatische Brandmeldeanlage in dem Gebäude. Kurz danach riefen zahlreiche Nachbarn über Notruf an und berichteten von starkem Rauch. Als die Feuerwehrleute eintrafen, seien ihnen auf der Straße schon viele Menschen in Panik entgegengelaufen. „Wir haben hier mit Menschen zu tun, die naturgemäß nicht rational reagieren“, sagte der Kreisbrandmeister Alexander Widmaier.
Aus allen Nachbarregionen waren Einsatzkräfte zusammengezogen worden. Mehrere Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Polizei richtete in einer benachbarten Spedition eine „Personensammelstelle“ ein und bat Menschen, die bei Ausbruch des Feuers in dem Gebäude waren, sich zu melden.
Trauer und Betroffenheit
Beim Deutschen Caritas-Verband herrschte große Trauer. „Man versteht nicht, was passiert ist. Man kann sich das nicht erklären“, sagte Sprecherin Claudia Beck am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Die Werkstatt ist eine Einrichtung des Freiburger Caritas-Verbandes. Nun müsse geklärt werden, wie es weitergehe.
Der Ministerpräsident des betroffenen deutschen Bundeslandes Baden-Württembergs Winfried Kretschmann flog zum Unfallort. „Die Nachricht über den Brand in der Behindertenwerkstatt und das schreckliche Ausmaß hat mich zutiefst getroffen“, erklärte der Grünen-Politiker. Ganz Baden-Württemberg trauere mit den Angehörigen der Toten.
Merkel tief erschüttert
Er habe die deutsche Kanzlerin Angela Merkel über die Brandkatastrophe informiert. „Ich habe soeben mit der Bundeskanzlerin telefoniert. Sie ist tief erschüttert, sprachlos und fassungslos angesichts dieser schrecklichen Ereignisse“, sagte Kretschmann in Titisee-Neustadt. Der Brand sei „eine Katastrophe für die Betroffenen, für den Ort und ganz Baden-Württemberg“, so der Regierungschef des Bundeslandes weiter. Er dankte allen Rettungskräften, die so schnell und professionell im Einsatz gewesen seien.
Barroso und Gauck drücken Mitgefühl aus
Auch EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso drückte sein Beileid aus. „Die Neuigkeiten von dem Feuer in der Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt erfüllen mich mit Kummer und Trauer“, ließ Barroso am Montagabend in Brüssel mitteilen. Sein Beileid gelte den Familien und Freunden der Opfer und ganz Deutschland. Eine entsprechende Erklärung sollte auch an den deutschen Bundespräsident Joachim Gauck gehen.
Gauck hatte zuvor der Opfer der Brandkatastrophe im Schwarzwald gedacht. „Ich denke an die armen Menschen, die Opfer zu beklagen haben“, sagte Gauck am Montagabend in Duisburg zum Abschluss seines Antrittsbesuchs in Nordrhein-Westfalen. Er habe mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann telefoniert und sein Beileid ausgedrückt, sagte Gauck.
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