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Wirtschaftsfaktor Textilindustrie

Bangladeschs Textilindustrie bedeutet für die zu Hungerlöhnen Beschäftigten oftmals auch unmittelbare Lebensgefahr. Laxe Sicherheitsstandards haben in den vergangenen Jahren bei mehreren großen Unglücksfällen viele Menschenleben gekostet. Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor des Landes.

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Laut einer Studie der Clean Clothes Campaign kam es seit dem Jahr 2005 zu sieben tödlichen Bränden und Fabrikeinstürzen in Bangladesch, bei denen insgesamt 145 Menschen starben. Dabei waren die beiden jüngsten Vorfälle - ein verheerender Fabriksbrand im letzten November und nun der Einsturz einer Fabrik - noch gar nicht mitgezählt. Die vielen Toten seien mit mangelhaften Sicherheitsmaßnahmen zu erklären, so die Studie. Elektrokabel hingen häufig frei im Raum, Feuerlöscher fehlten, Notausgänge seien verschlossen und Fluchtwege versperrt.

4.500 Bekleidungsfabriken

In Bangladesch gibt es etwa 4.500 Bekleidungsfabriken, die unter anderem für Firmen wie H&M, Wal-Mart, JC Penney und Tesco produzieren. Die meisten Produkte gehen nach Europa und in die USA. Das Land ist jüngst zum weltweit zweitgrößten Textilexporteur aufgestiegen, 79 Prozent der Exporte des asiatischen Landes fallen auf den Textilsektor.

Obwohl Bangladesch in den vergangenen zwei Jahrzehnten Fortschritte gemacht hat, ist es noch immer ein Entwicklungsland. Fast ein Drittel der 164 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar (97 Cent). Viele Menschen sind unterernährt.

Die niedrigen Lohnkosten in Bangladesch haben dazu geführt, dass viele Unternehmen in den vergangenen Jahren das Land als Produktionsstandort für Textilien entdeckten. Dabei werden die Arbeits- und Sozialstandards von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) immer wieder kritisiert. So würden keine Frauen über 30 in den Fabriken beschäftigt, da sie die 13- bis 16-Stunden-Schichten nicht schafften. Gewerkschaften würden nur selten toleriert. Außerdem gebe es kaum Kontrollen, sodass der Arbeitsschutz nicht gewährleistet sei.

Immer wieder viele Tote

Wegen mangelhafter Sicherheitsstandards kommt es immer wieder zu Unglücken in der Textilindustrie, auch außerhalb Bangladeschs. Im September 2012 gab es etwa einen Brand mit mehr als 259 Toten in einer Fabrik in Pakistan. Bangladesch war bis 1971 ein Teil Pakistans. Die pakistanische Unglücksfabrik belieferte auch den Textildiscounter Kik.

In einer Matratzenfabrik in der marokkanischen Stadt Casablanca starben 2008 bei einem Brand 55 Menschen. Brennbare Chemikalien sorgten dafür, dass sich die Flammen schnell ausbreiteten. Nach Medienberichten gab es keine Notausgänge, und die Fenster waren vergittert. 2007 kamen bei einem Feuer in einer illegal betriebenen Schuhfabrik in dem chinesischen Dorf Hushi mindestens 37 Menschen ums Leben. Die vergitterten Fenster wurden für viele zur Todesfalle.

2006 wurde eine Textilfabrik im Südosten Bangladeschs nach dem Ausbruch eines Feuers für 61 Menschen zur Todesfalle. Wachmänner versperrten die Fabrikausgänge - aus Angst, Arbeiter könnten in dem Tumult Textilien stehlen. Der Brandschutz in der Fabrik war nach Angaben der Feuerwehr mangelhaft. 2002 starben mindestens 45 Menschen bei einem Feuer in einer indischen Schuhfabrik. Diese hatte nur einen Ausgang - dadurch hätten sich viele Arbeiter nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen können, berichteten Medien.

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