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Hamas jubelt über „Sieg“

Vorerst hält die von Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Die Vereinbarung sieht einen Stopp aller Angriffe vor, gefolgt von Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand. Die Hamas verlangt unter anderem ein Ende der seit fünf Jahren andauernden Blockade der Grenzübergänge in den Gazastreifen durch Israel und Ägypten.

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Nach Bekanntwerden des Waffenstillstands brach im Gazastreifen Jubel aus. Über die Lautsprecher der Moscheen wurde die Nachricht verbreitet, dass die „Leute in Gaza gewonnen“ hätten. „Wir kommen hoch erhobenen Hauptes aus der Schlacht“, sagte auch der im Exil lebende Hamas-Chef Chalid Maschaal bei einer Pressekonferenz in Kairo.

Grenzöffnung nach 24 Stunden

Der Chef der Hamas-Regierung, Ismail Hanija, rief umgehend den 22. November zum Nationalfeiertag aus. „Wir haben dem zionistischen Feind (Israel) eine Lektion erteilt“, so Hanija vor Journalisten. Nun müsse Israel endlich die Grenzen öffnen, um den Palästinensern im Gazastreifen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Hamas bezog sich dabei auf das in Kairo unterzeichnete Verhandlungspapier.

Militante Palästinenser geben eine Pressekonferenz

AP/Hatem Moussa

Hamas-Kämpfer verkünden in spontanen Pressekonferenzen ihren Sieg

Laut dem Text, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, haben sich beide Seiten verpflichtet ihre Angriffe einzustellen. Israel erklärte, Vorstöße sowie Angriffe aus der Luft, vom Boden und von See aus zu unterlassen. Die militanten Palästinensergruppen müssen ihrerseits laut der Vereinbarung Angriffe mit Raketen und an der Grenze beenden. Auch verlangt werden in dem Papier Erleichterungen für die Bevölkerung im Gazastreifen.

Unterstützung erhält die Hamas von den arabischen Staaten. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, betonte am Donnerstag in Kairo: „Es ist wichtig, dass nun auch der Artikel der Vereinbarung umgesetzt wird, in dem es um die Aufhebung der Gaza-Blockade geht.“

„Nur ein Papier“

All diese Forderungen sollen 24 Stunden nach Inkrafttreten der Waffenruhe umgesetzt werden. Doch Israel befürchtet, dass dann noch mehr Waffen in das Gebiet gelangen könnten. Dass diese Sorge nicht ganz unberechtigt ist, zeigen die jüngsten Aussagen eines iranischen Kommandanten, der erklärte, sein Land versorge die Hamas mit Waffentechnologie. Direkte Waffenlieferungen dementierte er. Israel beschuldigt Teheran, Raketen über Schmugglertunnel an der Grenze zu Ägypten in den Gazastreifen zu bringt.

In einem Interview mit dem israelischen Armeeradio sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak daher, dass für ihn die Vereinbarung einer Grenzöffnung nur „ein Stück Papier“ sei, von dem er sich nicht erinnern könne, dass es von Bedeutung sei. „Da ist keine Unterschrift drauf.“ Er räumte jedoch ein, dass das Sperrgebiet an der Grenze auf der Seite des Gazastreifens fallen könnte. „Solange es keine Angriffe gibt, sollte es kein Problem sein, dass Bauern ihr Feld bis zur Grenze bestellen.“

USA bei Zusagen zögerlich

US-Vermittlerin Außenministerin Hillary Clinton ging vorerst nur indirekt auf die Forderungen ein. „In den kommenden Tagen werden wir daran arbeiten, die Gewalt in der Region zu beenden und eine Verbesserung der Lebensumstände im Gazastreifen und der Sicherheit Israels zu erreichen“, sagte sie bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ägyptischen Außenminister Mohammed Kamel Amr am Abend in Kairo.

Verbales Säbelrasseln

Die Waffenruhe ist daher mehr als wackelig. Obwohl seit Mitternacht keine Raketen abgeschossen wurden, geht das verbale Säbelrasseln weiter. Maschaal versicherte zwar, das die Hamas das Stillstandsabkommen respektieren werde, jedoch nur, solange es nicht von Israel gebrochen werde. „Wenn Israel sein Versprechen hält, halten wir es auch. Wenn Israel sein Versprechen bricht, dann ist unser Finger am Abzug.“

Auch Israels Premier Benjamin Netanjahu richtete warnende Worte an die Hamas. „Ich weiß, es gibt Leute ,die sich von unserer Seite eine stärkere Militäraktion erwartet hätten. Und vielleicht sollten wir das auch tun“, so Netanjahu. Auch Barak bekräftige, sollte die Hamas die Waffenruhe brechen, dann stehe es Israel „frei zu handeln“. „Das Recht auf Selbstverteidigung übertrumpft jedes Stück Papier.“

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