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Bedingungen schwer vereinbar

Im Nahen Osten ringen Vermittler darum, das Blutvergießen zu beenden und einen Bodenkrieg im Gazastreifen abzuwenden. Doch die Bedingungen der Konfliktparteien sind nur schwer zu vereinbaren. Zu groß ist das gegenseitige Misstrauen. So fordern beide Seiten, dass zuerst der Gegner das Feuer einstellen müsse.

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Von der radikalislamischen Hamas wurde folgende Forderungen bekannt: Israel und Ägypten sollen die seit 2007 bestehende Blockade des Gazastreifens beenden. Zudem müssten die „gezielten Tötungen“ militanter Palästinenser durch Israel ein Ende haben. Diese Forderungen soll Hamas-Exilchef Chalid Maschaal dem Leiter des ägyptischen Geheimdienstes, Rafat Schehata, genannt haben.

Israelischer Soldat beim Gebet

AP/Tsafrir Abayov

Ein israelischer Soldat an der Grenze zum Gazastreifen beim Gebet

Israel stellt vor allem eine Hauptforderung: Der Beschuss seines Territoriums aus dem Gazastreifen müsse dauerhaft unterbunden werden, damit seine Bürger in Frieden leben können. Ein Ende der Blockade ist für die Israelis jedoch nur schwer zu akzeptieren. Dann könnten noch mehr Waffen in den Gazastreifen gelangen und Israel erneut bedrohen, heißt es zur Begründung in Jerusalem.

Der Risiken bewusst

In Israel hält sich die Begeisterung für einen Einmarsch in den Gazastreifen allerdings in engen Grenzen. Nicht nur der Armee, auch der rechtsgerichteten Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sind offenbar die Risiken bewusst, wie die linksliberale Zeitung „Haaretz“ (Onlineausgabe) am Montag berichtete. Netanjahu will deshalb auch alle diplomatischen Möglichkeiten ausschöpfen, wie er am Dienstag nach einer Krisensitzung des Kabinetts sagte.

Abgesehen davon, dass sich im Falle eines Einmarsches die Stimmung weltweit schlagartig gegen Israel wenden würde, sind die Risiken und Unwägbarkeiten aus israelischer Sicht groß: Demnach zweifelt zwar niemand daran, dass Israel die direkte Auseinandersetzung mit der radikalislamischen Hamas, die Israels Existenzrecht bis heute nicht anerkennt, gewinnen wird. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich seit der letzten großen Konfrontation zu Jahreswechsel 2008/2009 deutlich verschoben.

Bodenoffensive in mehreren Stufen?

Ein ehemaliger Vizedirektor des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schabak ging Montagfrüh im Militärradio davon aus, dass eine Bodenoffensive notwendig sein werde, um den zuletzt verloren gegangenen Abschreckungseffekt wiederherzustellen, der die Hamas davon abhalten soll, Israel anzugreifen.

Eine solche Bodenoffensive würde aber vermutlich in mehreren Phasen ablaufen - mit zunächst nur punktuellen Einsätzen von Spezialeinheiten. Das wurde bereits bei der Militäraktion „Gegossenes Blei“ vor vier Jahren und beim zweiten Libanon-Krieg vorexerziert, als Spezialeinheiten per Hubschrauber oder per Fallschirm in der Nacht gezielt Einzeloperationen ausführten.

Hamas entwickelte sich weiter

Allerdings hat die Hamas gerade unter ihrem nun getöteten Militärchef Ahmed al-Dschabari in den letzten Jahren daran gearbeitet, ihre Terrorzellen zu regulär operierenden Militäreinheiten weiterzuentwickeln, die nicht nur Bomben platzieren können, sondern auch im direkten Aufeinandertreffen mit dem Feind Gegenwehr leisten können. Dadurch, so „Haaretz“, sei das Risiko von Verlusten auf israelischer Seite deutlich höher als vor vier Jahren.

Präzision als Nachteil?

Das umso mehr, als - ebenfalls im Gegensatz zur Militäraktion „Gegossenes Blei“ - bisher Israels Luftwaffe bei den Angriffen nur Lenkwaffen einsetzte. So berichteten laut „Haaretz“ ausländische Korrespondenten, die am Wochenende den Gazastreifen verließen, dass die Luftangriffe viel präziser seien als vor vier Jahren und deutlich weniger Schaden anrichteten.

Das bedeute aber auch, dass die Kampfverbände der Hamas weniger stark getroffen würden. Offenbar hätten die Luftangriffe bisher nicht gereicht, um die Verteidigungskräfte der Hamas nachhaltig zu schwächen, womit Israels Armee bei Aktivitäten auf dem Boden mit deutlich mehr Widerstand und Opfern zu rechnen hätte, so „Haaretz“.

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