Die Bahn taucht in Wien und Tirol ab
Mit 9. Dezember stellen die ÖBB auf ihren Fahrplan 2013 um. Gleich vorweg: Die meisten Neuerungen gibt es auf der Weststrecke, wo sich die Fahrzeiten durch zwei neue Tunnelstrecken deutlich verkürzen. St. Pölten ist dann in 25 Minuten erreichbar, Innsbruck in vier Stunden und 15 Minuten. Auf der Süd- und Oststrecke bleibt vorerst alles beim Alten.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der 13,4 km lange Wienerwaldtunnel ist das Herzstück der 60 km langen neuen viergleisigen Hochleistungsstrecke von Wien nach St. Pölten. Statt der kurvenreichen Strecke durch den Wienerwald - vorbei an Purkersdorf und Neulengbach - führt die Strecke jetzt durch den Wienerwaldtunnel hinaus ins Tullnerfeld und weiter durch die Tunnelkette Perschling bis nach St. Pölten.

APA/ORF.at
Die Hauptstrecke führt nun durchs Tullnerfeld
Auto nicht konkurrenzfähig
Auf der geraden und flachen Strecke rauscht der Railjet mit 230 km/h durch die Tunnel und erreicht St. Pölten in 25 Minuten. In Salzburg ist man künftig um 23 Minuten schneller - in zwei Stunden 22 Minuten. Noch eine Spur schneller geht es mit der Westbahn, die ebenfalls ab 9. Dezember die Strecke über das Tullnerfeld befährt. Da Richtung Salzburg der Stopp im Bahnhof Tullnerfeld wegfällt, wird der Salzburger Hauptbahnhof sogar 27 Minuten früher erreicht als bisher.
Reisezeiten mit dem ÖBB-Railjet
Strecke |
Reisezeit |
Zeitersparnis |
Wien - St. Pölten |
25 Minuten |
16 Minuten kürzer |
Wien - Linz |
1:15 Stunden |
19 Minuten kürzer |
Wien - Salzburg |
2:22 Stunden |
23 Minuten kürzer |
Wien - Innsbruck |
4:15 Stunden |
22 Minuten kürzer |
Wien - Feldkirch |
6:08 Stunden |
27 Minuten kürzer |
Wien - Bregenz |
6:41 Stunden |
22 Minuten kürzer |
Wien - Zürich |
7:44 Stunden |
22 Minuten kürzer |
Wien - München |
3:54 Stunden |
25 Minuten kürzer |
|
|
|
In Tirol wurde am 26. November die Unterinntaltrasse feierlich eröffnet. Ab 9. Dezember fahren die Züge dann mit 220 km/h durch die 2,3 Mrd. Euro teure und 40 Kilometer lange Tunnelstrecke zwischen Kundl und Baumkirchen. Damit verkürzt sich die Fahrzeit von Wien nach Innsbruck auf vier Stunden 15 Minuten. Streitpunkt war in Tirol zuletzt noch die Zahl der Railjet-Stopps in Kufstein und Wörgl. Mit dem Fahrplanwechsel sind insgesamt elf Stopps geplant - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Regionalzüge gewinnen an Fahrt
Im Wiener Umland gewinnt durch den Wienerwaldtunnel auch der Regionalverkehr an Fahrt. Die neuen REX200, die auf der neuen Strecke zwischen Wien - Amstetten und teilweise bis St. Valentin verkehren, sind mit bis zu 200 km/h unterwegs. Die Routine der Pendler entlang der alten Strecke könnte sich dadurch aber deutlich ändern, denn „für manche wird es sich auszahlen, nach St. Pölten zurückzufahren, um dort in den REX200 zu steigen“, erklärt Michael Fröhlich, Leiter des ÖBB-Personalverkehrs in der Ostregion.

ORF.at/Christian Öser
Der neue Bahnhof Tullnerfeld
Im Osten soll der für 20 Mio. Euro neu errichtete Bahnhof Tullnerfeld zum neuen zentralen Bahnhof für Pendler werden. In 18 Minuten ist man von dort am Wiener Westbahnhof, „das ist mit dem Auto nicht möglich“, so Fröhlich. Lange wurde über die Stopps der schnellen ÖBB-Verbindungen gestritten. Aber erst nachdem die Westbahn angekündigt hat, im Tullnerfeld stehen bleiben zu wollen, kam es zu einer Einigung mit den ÖBB. Der Kompromiss sieht vor, dass die Westbahn 15-mal täglich in Tullnerfeld hält - aber nur in Richtung Wien. Die ÖBB bedienen den Bahnhof mit den Intercity-Zügen, aber nur in Richtung St. Pölten - mehr zum neuen Westbahn-Fahrplan in wien.ORF.at
Nichts Neues auf der Südstrecke
Von einem Geschwindigkeitsrausch können Fahrgäste auf der Südstrecke nur träumen. Statt mit 230 km/h geht’s mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit deutlich gemütlicher gen Süden, und das spiegelt sich auch bei den Fahrzeiten wieder. Während die Bahn für die 180 Kilometer von Wien nach Linz im nächsten Jahr konkurrenzlose 1:15 Stunden braucht, zahlt sich nach Graz der Umstieg vom Auto in den Zug bei einer Fahrzeit von 2:30 Stunden für Eilige kaum aus.

ORF.at/Christian Öser
2,8 Mrd. Euro
Die Investitionen für die Neubaustrecke sowie für den Lainzer Tunnel, der ab 2015 die Verbindung zum Hauptbahnhof herstellt, liegen laut ÖBB bei rund 2,8 Mrd. Euro und damit 100 Mio. Euro unter dem veranschlagten Kosten.
Pendler aus dem Großraum Wr. Neustadt, Baden und Mödling müssen auch 2013 mit dem bisherigen Angebot vorliebnehmen. Eine höhere Taktung sei laut ÖBB-Leiter des Personalverkehrs in der Ostregion, Fröhlich, auf der zweigleisigen Strecke schon aufgrund der hohen Auslastung kaum noch möglich. Schon jetzt seien zehn Züge pro Stunde auf der Südstrecke unterwegs, „mehr geht nicht“. Um hier mehr und schnellere Anbindungen zu schaffen, müsste ebenfalls in neue Gleisanlagen investiert werden.
Die Westbahn bedient die Südstrecke weiterhin nur mit dem Bus. Sollte es jedoch eine Ausschreibung für die Südstrecke geben, stünde die Westbahn in den Startlöchern, wie Westbahn-Sprecher Manfred Mader gegenüber ORF.at erklärte. Da die Strecke über den Semmering langsamer und weniger rentabel sei als die Weststrecke, wäre ein Betrieb nur mit Subventionen zu vertreten.
Graz - Salzburg im Zweistundentakt
Eine Wiederbelebung erfährt hingegen die Strecke Salzburg - Graz, auf der die Verbindungen noch im vergangenen Jahr stark zusammengekürzt wurden. 2013 werden die Landeshauptstädte tagsüber wieder im Zweistundentakt miteinander verbunden. Statt drei werden fünf Direktverbindungen pro Tag angeboten, dazu zwei Verbindungen mit Umstiege in Bischofshofen. Die Fahrzeit beträgt vier Stunden sechs Minuten, soll im nächsten Jahr aber knapp unter vier Stunden sinken.
Im internationalen Bahnverkehr wird das Angebot Wien - Zürich ausgeweitet. Statt bisher drei Railjet-Verbindungen werden künftig vier zwischen Wien - Zürich und fünf zwischen Zürich - Wien angeboten. Der Früh- und Abendzug nach Prag fährt eine Stunde später ab, dafür werden zwei Direktzüge Linz - Prag ins Taktsystem der ÖBB eingebunden. Die Verbindungen Wien - Sopron - Zagreb und Villach - Zagreb werden hingegen vonseiten der kroatischen Eisenbahn eingestellt.
Warten auf Wiener Hauptbahnhof
Trotz des neuen Fahrplanes und der neuen Weststrecke finden die Bahnkunden vorerst ihre Züge an den gewohnten Plattformen: Sowohl der Nah- als auch der Fernverkehr Richtung Westen verkehren vom Westbahnhof, Verbindungen auf der Südstrecke und Richtung Prag oder Warschau fahren weiterhin von Meidling ab. Doch auch auf dem neuen Wiener Hauptbahnhof tut sich etwas. Der Nahverkehr der Ostbahn, der bisher beim Schweizer Garten endete, rückt zum Südtiroler Platz vor und damit zur U1-Station. Mit 9. Dezember gehen dort vier Gleise mit Bahnsteigen und einer provisorischen Kassenhalle in Betrieb.

ORF.at/Christian Öser
Vier Gleise gehen ab 9. Dezember am Hauptbahnhof in Betrieb
Auch ist der Hauptbahnhof dann nicht mehr länger ein Kopfbahnhof, sondern über ein Durchfahrtgleis erstmals mit Meidling und damit mit der Südbahn verbunden. Diese Änderung betrifft vorläufig nur die S-Bahn-Linien S 80, S 60 und den Regionalzug zwischen Bratislava und Deutschkreutz. Die S-Bahn-Station Südtiroler Platz wird in Hauptbahnhof umbenannt. Erst mit der Fertigstellung 2015 wird dann der gesamte ÖBB-Fernverkehr vom Hauptbahnhof abgewickelt. Nur die Westbahn wird weiterhin den Westbahnhof anfahren.
Links: