Sozialbericht zeigt Unterschiede auf
Die Verteilung des Vermögens in Österreich ist sehr ungleich. Wie aus dem am Montag vorgestellten Sozialbericht hervorgeht, besitzt die Hälfte der Haushalte nur ein sehr geringes Nettovermögen von durchschnittlich 18.000 Euro. Bei weiteren 30 Prozent beträgt das durchschnittliche Vermögen 178.000 Euro.
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Bei weiteren 15 Prozent der Haushalte liegt das durchschnittliche Vermögen bei 497.000 Euro. An der Spitze der Vermögensskala befinden sich fünf Prozent der Haushalte: Deren durchschnittliches Vermögen beträgt 2,57 Millionen Euro pro Haushalt. Erfasst wurde dabei das Sach- und Finanzvermögen der Haushalte abzüglich der Verschuldung.
Fünf Prozent halten fast Hälfte
Das durchschnittliche Nettovermögen der vermögendsten fünf Prozent ist damit laut Sozialbericht 139-mal höher als das der Hälfte aller Haushalte. Auf die obersten fünf Prozent entfallen 45 Prozent und auf die untere Hälfte vier Prozent des Gesamtvermögens. In der Gruppe der obersten fünf Prozent besitzt die Hälfte nicht selbst genutzte Immobilien; 68 Prozent haben Unternehmensbeteiligungen; 30 Prozent haben einen Teil ihres Vermögens in Fonds angelegt, und jeweils zwölf bis 14 Prozent besitzen Aktien, Anleihen und anderes Finanzvermögen.
Bei den unteren 50 Prozent besitzen nur drei Prozent eine nicht selbst genutzte Immobilie, zwei Prozent sind an Unternehmen beteiligt, und jeweils zwischen ein und drei Prozent haben einen Teil ihres Vermögens in Fonds, Aktien, Anleihen oder anderem Finanzvermögen angelegt. Die Einkommen aus Löhnen steigen langsamer als jene von Unternehmen, aus Vermögen oder Mieten. Die Bruttolohnquote, der Anteil der Löhne am Volkseinkommen ist von 75,7 Prozent im Jahr 1994 auf 67,3 Prozent im Jahr 2011 deutlich gesunken.
Schere bei Löhnen geht auf
Auch innerhalb der Lohneinkommen steigen die Ungleichheiten. Innerhalb von 15 Jahren (1995 bis 2010) reduzierte sich der Anteil des untersten Einkommensfünftels am gesamten Bruttolohneinkommen von 2,9 auf 2,0 Prozent. Auch im zweituntersten Einkommensfünftel verringerte sich der Anteil von 10,9 auf 9,2 Prozent. Dem steht ein Anstieg des Anteils der beiden oberen Einkommensgruppen gegenüber.
Das bestverdienende Einkommensfünftel konnte seinen Anteil von 44,4 auf 47,4 Prozent erhöhen. Das heißt, die 20 Prozent mit den höchsten Einkommen lukrieren fast die Hälfte des Gesamteinkommens, während die 20 Prozent mit den niedrigsten Einkommen lediglich zwei Prozent der gesamten Einkommen verdienen.
Sozialtransfers als Korrektur
Durch Aktivitäten des Staates (Steuern und Sozialtransfers) wird die Verteilung der Bruttoeinkommen allerdings beträchtlich korrigiert. Auf die 20 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Haushaltseinkommen entfallen elf Prozent des gesamten verfügbaren Einkommens, auf das oberste Einkommensfünftel 35 Prozent. Damit blieb trotz des Auseinanderdriftens der unteren und oberen personellen Erwerbseinkommen die Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen in etwa konstant.
Die Armutskonferenz hatte bereits im Oktober beklagt, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Österreich immer weiter aufgehe. Die hohe Zahl der in Armut lebenden Menschen komme Österreich zudem teuer - durch Folgekosten wie chronische Krankheiten, eine geringere Lebenserwartung, mehr Schulabbrecher und vollere Gefängnisse.
Sozialquote während Krise gestiegen
Die Folgen der Wirtschaftskrise wirkten sich laut Sozialbericht in Österreich im EU-Vergleich „relativ moderat auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Lebensstandard der Bevölkerung“ aus. Zurückgeführt wird das auf wirtschafts-, fiskal- und beschäftigungspolitische Maßnahmen und auch auf die Sozialausgaben als konjunkturstabilisierende Faktoren.
Abgesehen von dem krisenbedingten Anstieg 2009 konnte die Sozialquote - also jene Kennzahl, die zeigt, wie viel des BIP für Sozialausgaben ausgegeben wird - trotz Alterung der Gesellschaft längerfristig auf einem konstanten Niveau gehalten werden. „Unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Entwicklungen und Reformen“ rechnen die Autoren des Berichts auch bis 2030 „lediglich mit einem schwachen Anstieg der Sozialquote“.
Wohin die Sozialausgaben fließen
Die Hälfte der Sozialausgaben entfällt auf Leistungen für Pensionen und Hinterbliebene, ein Viertel auf Gesundheit und zehn Prozent auf Familienleistungen. Invaliditätsbedingte Leistungen machen acht Prozent und arbeitsmarktbezogene Leistungen fünf Prozent der Sozialausgaben aus.
Jeweils etwa die Hälfte der Sozialausgaben entfällt auf Frauen und Männer. Frauen beziehen bei jenen Sozialleistungen, die vom Erwerbsverlauf abhängen, aufgrund ihrer Schlechterstellung auf dem Arbeitsmarkt einen deutlich geringeren Anteil. Bei den Gesundheits- und Pflegeleistungen erhalten Frauen hingegen vor allem aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung einen größeren Anteil.
Hundstorfer betont Handlungsbedarf
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht angesichts der festgestellten ungleichen Vermögensverteilung Handlungsbedarf. Es sei bezüglich vermögensbezogener Steuern zwar schon vieles geschehen, einiges sei aber noch offen. Konkret gehe es darum, den Faktor Arbeit zu entlasten und den Faktor Vermögen zu belasten, sagte Hundstorfer bei der Präsentation des Sozialberichts.
Hundstorfer will seine Forderung ausdrücklich „nicht als Neiddebatte“ verstanden wissen. Es gehe ihm um die richtigen Relationen. Es werde immer Menschen geben, die mehr haben und andere, die weniger haben. Die Frage sei, ob erstere nicht einen höheren Beitrag leisten könnten, sagte Hundstorfer.
Handlungsbedarf konstatierte der Sozialminister auch bezüglich der Armutsdaten. Hier nannte er vor allem Maßnahmen in den Bereichen Qualifikation, Bildung, Erwerbstätigkeit sowie den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Außerdem hofft Hundstorfer, demnächst auch das Privatkonkursrecht novellieren zu können. Er verwies darauf, dass ein Drittel der Privatkonkurse Ein-Personen-Unternehmen betreffe.
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