Themenüberblick

Atomgespräche im Dezember geplant

Die unterirdische Förderanlage in Fordo ist fertig. Laut einem am Freitag bekanntgewordenen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind alle für die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent benötigten zentralen Teile installiert. Damit kann das Land künftig deutlich mehr Brennstoff anreichern als bisher.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Sie können jeden Tag anfangen. Sie sind startbereit“, bestätigte ein Diplomat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Im Westen, der den Iran seit Jahren verdächtigt, eine Atombombe bauen zu wollen, lässt der Bericht die Alarmglocken schrillen. Doch Teheran dementiert nach wie vor, das Material für militärische Zwecke verwenden zu wollen. Die Anreicherung auf 20 Prozent ist auch für die Herstellung medizinischen Materials nötig.

Kapazität bald verdoppelt?

Die Anlage in Fordo umfasst insgesamt fast 2.800 Zentrifugen. Bisher sind nur etwa 700 in Betrieb, doch die Kapazitäten könnten in den nächsten Monaten verdoppelt werden, wie es in dem mehrerer Nachrichtenagenturen vorliegenden Bericht heißt. Seit 2010 soll Teheran rund 233 Kilogramm angereichertes Uran hergestellt haben - das ist deutlich mehr, als das Land für sein einziges Atomkraftwerk in Buschehr oder für Forschungszwecke braucht.

Für eine Atombombe würde die Menge bereits reichen, doch 96 Kilo sind laut Bericht tatsächlich für das Atomkraftwerk bzw. für Forschungszwecke verwendet worden. Doch mit den zusätzlichen Zentrifugen in Fordo kann der Iran deutlich schneller und mehr Uran anreichern. So hat die Produktion bereits in den letzten drei Monaten um fast 50 Prozent zugenommen.

Satellitenaufnahme der iranischen Militärbasis Parchin

AP/ISIS/DigitalGlobe

Satellitenbild der Militärbasis Partschin

IAEA will „sofort Zugang“ zur Anlage

Zudem bereiten die Vorgänge rund um die Militäranlage in Partschin den Diplomaten Kopfzerbrechen. IAEA-Chef Yukiya Amano hatte noch am Sonntag berichtet, die Demontage der Anlage schreite voran. Schon im Sommer hatten Aufnahmen gezeigt, dass Materialien abtransportiert, Gebäude abgerissen und Flächen gesäubert wurden, wie es in einem IAEA-Bericht vom August heißt. Außerdem hätten Erdarbeiten stattgefunden.

Die IAEA hatte wiederholt Zugang zu der Militäranlage gefordert, der Zutritt wurde ihnen jedoch immer wieder verwehrt. Es sei „unumgänglich sofort Zugang zu der Anlage zu bekommen“, steht im IAEA-Bericht. Der Westen vermutet, dass in der Anlage schon vor Jahrzehnten Atomtests durchgeführt wurden. Trotz dieser Entwicklung äußerte sich Amano vorsichtig optimistisch hinsichtlich der für Mitte Dezember geplanten Gespräche mit Teheran über das Atomprogramm und stellte eine Annäherung in Aussicht.

Obama schließt militärisches Eingreifen nicht aus

Doch die diplomatischen Gespräche liegen seit Wochen auf Eis. Nach seiner Wiederwahl kündigte US-Präsidenten Barack Obama daher an, die diplomatischen Bemühungen im Atomstreit mit dem Iran zu verstärken. In den kommenden Monaten wolle er sich um einen „Dialog“ zwischen der internationalen Gemeinschaft und der Regierung in Teheran bemühen, sagte Obama. Noch gebe es ein „Zeitfenster“, um den Konflikt auf friedlichem Wege zu lösen.

Auch Obama hat ein militärisches Eingreifen als letzten Schritt nicht ausgeschlossen, setzt aber weiter auf Sanktionen und Verhandlungen. Doch gerade von Israel, der momentan einzigen Atommacht im Nahen Osten, wächst der Druck auf ein rasches Handeln. Doch die Anlage in Fordo ist tief im Berg untergebracht und daher vor Luftangriffen geschützt.

Links: