Gewalt überschattet „Solidaritätstag“
Der Europäische Gewerkschaftsbund (ETUC) hat am Mittwoch zu einem wohl beispiellosen Massenprotest gegen die Sparpolitik in der Euro-Zone aufgerufen. In Portugal, Spanien Italien und weiteren Ländern legten Hunderttausende die Arbeit nieder und demonstrierten auf den Straßen „für Jobs und Solidarität“. Überschattet wurde der Massenprotest von Ausschreitungen.
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Eine Protestkundgebung von Tausenden von Menschen am Rande des Generalstreiks in Portugal artete am Mittwochabend in Gewalt aus. Ausschreitungen gab es auch bei Demonstrationen in Spanien. Nachdem Demonstranten auf dem Vorplatz des Parlamentsgebäudes in Lissabon Polizisten mit Steinen, Flaschen, Böllern und Farbbeuteln beworfen hatten, gingen die Beamten massiv gegen die Demonstranten vor.
Dabei wurden Hunde, Schutzschilde und Schlagstöcke eingesetzt. Danach hätten Polizisten in der Nähe des Parlaments sogar Schüsse in die Luft gefeuert, um Demonstranten auseinanderzutreiben, berichtete die Nachrichtenagentur LUSA. Im Zentrum der Hauptstadt seien mehrere Feuer gelegt worden, verletzte Demonstranten seien auf den Stufen des Parlaments behandelt worden, berichteten Medien.

APA/EPA/Juan Carlos Higaldo
Dutzende Festnahmen wurden allein aus Spanien gemeldet
Zusammenstöße in Madrid und Barcelona
Auch in Spanien demonstrierten Hunderttausende gegen die Sparpolitik der konservativen Regierung von Premier Mariano Rajoy. In Madrid und Barcelona kam es im Anschluss an die Kundgebungen zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Gewerkschaften des Landes hatten am Mittwoch im Rahmen eines 24-stündigen Generalstreiks zu Demonstrationen in mehr als 100 Städten im ganzen Land aufgerufen.
Die größten Kundgebungen fanden am Abend in Madrid und Barcelona statt. In Barcelona bezifferte die Polizei die Zahl der Demonstranten auf 100.000, die Gewerkschaften sprachen von einer Million. In Madrid beteiligten sich nach Angaben der Präfektur 35.000 Menschen an der Protestkundgebung, laut Veranstalter sollen es mehr als eine Million gewesen sein.
Gewerkschaftschef kritisiert Polizei
In der spanischen Hauptstadt versammelten sich im Anschluss an die Kundgebung etwa 1.000 Demonstranten auf dem Neptun-Platz in der Nähe des Parlaments. Randalierer bewarfen Polizisten mit Gegenständen, die Beamten gingen wiederholt mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor.
Auch in Barcelona kam es in der Innenstadt zu Auseinandersetzungen. Demonstranten schleuderten nach Medienberichten Steine auf die Sicherheitskräfte. Zwei Polizeifahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Kritik an der Vorgangsweise der Polizei kam laut „El Pais“ vom Chef der spanischen Gewerkschaft UGT.
Tränengas in Rom
Auch aus mehreren italienischen Städten wurden gewaltsame Ausschreitungen gemeldet. In Rom setzte die Polizei Tränengas ein und rückte mit gepanzerten Fahrzeugen vor, um randalierende Schüler und Studenten vom Tiber-Ufer zu vertreiben. Diese hatten zuvor Steine, Flaschen und Sprengkörper auf die Sicherheitskräfte geworfen. Im „Corriere della Sera“ war von guerillaähnlichen Szenen die Rede.

AP/Gregorio Borgia
Zu schweren Ausschreitungen kam es unter anderem in Rom
Mehrere Personen, darunter auch Polizisten, wurden bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften in Mailand verletzt. Zu Krawallen in der norditalienieschen Metropole war es gekommen, nachdem die Polizisten die Demonstranten daran gehindert hatten, sich einem gesperrten Gelände zu nähern. Zu Ausschreitungen kam es auch innerhalb des Mailänder Bahnhofs Porta Genova.
Polizist in Turin niedergeschlagen
In Turin wurde ein Polizist von Linksradikalen schwer verletzt. Er wurde von rund 20 Jugendlichen umringt, die mit Stöcken und Knüppeln auf ihn einschlugen. Der Uniformierte wurde mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert, berichteten italienische Medien.

APA/EPA/Cesare Abbate
Protestveranstaltung in Neapel
In Padua kam es zu Spannungen zwischen Polizisten und Demonstranten, als diese versuchten, in den Bahnhof einzudringen und die Abfahrt der Züge zu verhindern. Bei den Ausschreitungen wurden zwei Polizisten verletzt, zwei Demonstranten wurden festgenommen. Zu Festnahmen kam es laut ANSA unter anderem auch in Brescia. In Neapel wurde laut „Repubblica“ der Hauptbahnhof von Demonstranten blockiert.
Großes Polizeiaufgebot
Die größte Protestkundgebung Italiens fand in Rom statt. Zehntausende Schüler, Studenten, Arbeitslose und Anhänger linksorientierter Parteien versammelten sich auf dem zentralen Piazza della Repubblica und zogen in Protestzügen durch die Innenstadt. Zur Vorbeugung von Krawallen wurden wie in anderen Städten des Landes auch zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
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