„Solidarische Grüße“ aus Österreich
Aus Protest gegen die Sparpolitik ihrer Regierungen haben am Mittwoch Millionen Arbeitnehmer in mehreren EU-Krisenländern die Arbeit niedergelegt. In Spanien und Portugal begannen landesweite, 24-stündige Generalstreiks. Beschäftigte in Italien und Griechenland waren zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. In Belgien legte ein 24-stündiger Streik der Bahnmitarbeiter schon in der Früh den Zugsverkehr weitgehend lahm.
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In Spanien und Portugal steht das öffentliche Leben seit Mittwochfrüh still. U-Bahnen und Züge fuhren nicht, Fluggesellschaften mussten etliche Flüge streichen. Die portugiesische Fluggesellschaft TAP annullierte fast die Hälfte ihrer Flüge, in Krankenhäusern legten bis zu 90 Prozent der Beschäftigten die Arbeit nieder.

Reuters/Paul Hanna
Massives Polizeiaufgebot auf Madrids Atocha-Bahnhof
In Spanien wurde bei den Bahnen, U-Bahnen und Bussen zumindest ein Mindestbetrieb vereinbart. Demnach sollen etwa zehn bis 50 Prozent der Verbindungen aufrechterhalten werden. Wie das Innenministerium in Madrid mitteilte, wurden die Vereinbarungen weitgehend eingehalten.
Berichte über Zusammenstöße
In Spanien waren die Streikauswirkungen besonders in der Großindustrie zu spüren. Nach Angaben der Gewerkschaften kam die Produktion in den Autowerken von Konzernen wie Volkswagen, Seat, Opel und Nissan komplett zum Erliegen.
In mehreren Städten kam es zu Zusammenstößen von Streikposten und Demonstranten mit der Polizei. Auf Spruchbändern forderten Demonstranten „Raus mit der Troika“, um gegen die Sparvorgaben der internationalen Geldgeber Portugals zu protestieren, die das Land im Gegenzug für eine Krisenhilfe von 78 Milliarden Euro umsetzen soll.

Reuters/Jose Manuel Ribeiro
Auch in Portugal steht am Mittwoch der öffentliche Verkehr still
Die Aktion sei ein starkes Signal des Unbehagens und eine Botschaft an die europäischen Regierungen, sagte der Generalsekretär des portugiesischen Gewerkschaftsbundes CGTP, Armenio Carlos. Der Verband hatte zu dem Streik aufgerufen. „Wir streiken, um diese selbstmörderische Politik zu stoppen“, sagte auch der Chef der zweitgrößten spanischen Gewerkschaft UGT, Candido Mendez.
ÖGB fordert „Notbremse“
Laut ÖGB-Präsident Erich Foglar ist es ein Irrglaube zu denken, die Probleme der südeuropäischen Staaten würden Österreich nicht betreffen. „Europa ist in einer Abwärtsspirale von Sparpaketen über Wirtschaftseinbrüche und Rezessionen bis zu Arbeitslosigkeit und Armut gefangen.“ Wenn die Politik nicht schnell die „Notbremse“ ziehe, werde auch Österreich „sehr bald in diese Spirale“ gezogen.
Zugsverkehr in Belgien lahmgelegt
Der Aufruf zum europaweiten „Solidaritätstag“ kam vom Europäischen Gewerkschaftsbund (ETUC). Erklärtes Motto waren die Forderung nach einem Ende der Sparpolitik und der Aufruf für „Jobs und Solidarität in Europa“. Mit Arbeitsniederlegungen und Protesten beteiligen sich unter anderem auch Italien und Griechenland an der Aktion.
Auch in Paris gingen wie in anderen französischen Städten auch nach einem Aufruf der Gewerkschaftsverbände CGT und CFDT mehrere tausend Menschen auf die Straße. Proteste gegen rigide Sparmaßnahmen und eine übermäßige Belastung der Arbeitnehmer waren auch für Deutschland, Polen und Belgien angekündigt. „Solidarische Grüße“ kamen vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Der Wiener Stephansplatz war Standort einer Solidaritätskundgebung - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
In Belgien legte ein 24-stündiger Streik der Bahnmitarbeiter schon in der Früh den Zugsverkehr weitgehend lahm. Auch Verbindungen mit dem europäischen Hochgeschwindigkeitszug Thalys wurden bestreikt. Betroffen waren auch Verbindungen nach Deutschland, Frankreich und in die Niederlande.

APA/EPA/Cesare Abbate
Auch in Italien fanden zahlreiche Massenkundgebungen statt
Tausende in Rom, Mailand und Turin auf den Straßen
In Italien demonstrierten Gewerkschafter und Studenten gegen die rigide Sparpolitik Europas und der Regierung von Premier Mario Monti. Die größte Gewerkschaft des Landes, CGIL, hatte zu einem vierstündigen Generalstreik aufgerufen und etwa 100 Kundgebungen vorbereitet. So versammelten sich in Rom, Mailand und Turin Tausende Demonstranten. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen. Laut ANSA wurden mehrere Personen - darunter in Turin und Padova auch Polizisten - verletzt.
Auch in Griechenland wurde unter anderem zu einer mehrstündigen Arbeitsniederlegung im öffentlichen Bereich aufgerufen. Betroffen waren neben Schulen und Miniserien auch Fernsehen und Radio, die ihre Berichterstattung auf den europaweiten Aktionstag beschränkten. Um die Mittagszeit versammelten sich nach Schätzungen der Medien zudem rund 2.000 Menschen zu einer Protestkundgebung im Zentrum Athens.
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