Auch Topgeneral in Skandal verwickelt
Die US-Bundespolizei FBI hat am Montagabend (Ortszeit) das Haus der vormaligen Geliebten des zurückgetretenen CIA-Chefs David Petraeus durchsucht. Die 40-jährige Paula Broadwell lebt mit ihrer Familie in Charlotte im Bundesstaat North Carolina. Laut der Lokalzeitung „Charlotte Observer“ betraten mehrere FBI-Beamte mit leeren Schachteln das Haus der Frau.
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Das FBI bestätigte gegenüber dem Sender CNN den „Besuch“, ohne weitere Details zu nennen. Petraeus war am Freitag als CIA-Chef zurückgetreten, nachdem bei FBI-Ermittlungen die außereheliche Affäre mit seiner Biografin aufgeflogen war. Die Bundespolizei hatte auch untersucht, ob die Beziehung ein Sicherheitsrisiko darstellte und Broadwell von geheimen CIA-Erkenntnissen wusste. Indizien dafür häufen sich. Und der Skandal weitet sich auch auf andere Beteiligte aus.
Kistenweise Material beschlagnahmt
Die Razzia dauerte laut den Medienberichten an die vier Stunden und endete lange nach Mitternacht. Am Ende verließen an die zehn Beamte mit sechs Schachteln, zwei Computern, einem Drucker und einer Aktentasche das Haus - Video dazu in iptv.ORF.at. Broadwell ist unterdessen mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen offenbar weiterhin bei Verwandten in Washington DC abgetaucht. Ihre Rückkehr nach Charlotte wird jedoch für die kommenden Tage erwartet, allein wegen der Schulpflicht der Kinder und der beruflichen Verpflichtungen ihres Mannes, eines örtlichen Arztes.

AP/dapd/WBT
Paula Broadwell
Laut Aussagen von Bekannten wollen die Broadwells die Sache am liebsten „versickern“ lassen. Danach sieht es aber keinesfalls aus, denn der anfangs nur hypothetische Verdacht, dass Petraeus seine Geliebte in Staatsgeheimnisse eingeweiht haben könnte, bekommt immer mehr Nahrung. Broadwell sagte etwa selbst bei einem öffentlichen Vortrag, sie sei von Petraeus in Details über den Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi eingeweiht worden. Unklar ist allerdings, ob sie sich mit dieser Aussage nur wichtig machen wollte.
Skandal weitet sich auf Topgeneral aus
Jedenfalls existieren Fotos von Broadwell in Petraeus’ Büro, wo nach den Regeln der CIA ausnahmslos Fotografierverbot herrscht. Die Fotos postete Broadwell auf ihrer Seite im Sozialen Netzwerk Facebook, ebenso wie PR-Material der CIA, lange bevor dieses offiziell freigegeben wurde. Das wahre Ausmaß des Skandals ist indes nun unklarer denn je: Denn auch die bisher als Familienfreundin von Petraeus und seiner Frau Holly geführte Jill Kelley dürfte tiefer darin verwickelt sein als bisher angenommen.
Bisher war Kelley nur als die unfreiwillige Aufdeckerin der Affäre dargestellt worden. Broadwell soll ihr aus lauter Eifersucht über die mögliche oder vermeintliche Nebenbuhlerin Droh-E-Mails geschrieben haben. Kelley wandte sich daraufhin an das FBI, wodurch die Affäre zwischen Petraeus und Broadwell ans Tageslicht kam. In der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) gab das Pentagon allerdings bekannt, dass es auch „unstatthafte Kommunikation“ zwischen Kelley und dem US-General John Allen gegeben habe.
Petraeus’ Frau „nicht gerade erfreut“
Unterdessen reißen auch die privaten Enthüllungen im Sexskandal nicht ab. So war Petraeus laut Medienberichten entsetzt, als er von Broadwells Droh-E-Mails an Kelley erfuhr. Nach Angaben der „Washington Post“ vom Montag forderte er Broadwell auf, Kelley in Ruhe zu lassen. Wie es unter Berufung auf Angaben von Petraeus nahestehenden Personen weiter hieß, beendete der pensionierte Viersternegeneral schließlich auch aus diesem Grund die Affäre. Das soll Mitte letzten Sommers gewesen sein.
Ein früherer Petraeus-Sprecher, Steve Boylan, sagte unterdessen dem Sender ABC News, die betrogene Ehefrau Holly sei „zurzeit nicht gerade erfreut“. Wütend sei noch eine Untertreibung, habe Petraeus selbst in einem Gespräch mit ihm am Wochenende die Stimmung seiner Frau beschrieben. David und Holly Petraeus sind seit mehr als 37 Jahren verheiratet. Laut jüngsten Presseberichten wollte er die Affäre dauerhaft verheimlichen und trat auch nicht aus freien Stücken zurück.
„Er hatte nicht vor zurückzutreten“
Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf Petraeus nahestehende Personen berichtete, zog sich der General erst zurück, als klar wurde, dass seine außereheliche Affäre öffentlich werden würde. Auch nachdem er dem FBI die Affäre gestanden hatte, habe Petraeus CIA-Chef bleiben wollen. „Er hatte nicht vor zurückzutreten“, sagte der pensionierte US-Oberst Peter Mansoor am Dienstag dem Blatt. „Aber als er wusste, dass es in die Öffentlichkeit kommen würde, dachte er, ein Rücktritt sei das Richtige.“
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