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Verwirrspiel mit Todesgarantie

In der vermeintlich friedlichen vorweihnachtlichen Kaufrauschzeit muss man seine Aggressionen manchmal kanalisieren: Dafür bietet sich hervorragend Martin McDonaghs erfrischend dümmliche Brutalokomödie „7 Psychos“ an. Viel Blut fließt da die Leinwand hinab - und die Lachmuskeln werden strapaziert.

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Der irische Dramatiker und Regisseur Martin McDonagh hat 2008 bereits mit seinem von Kritikern hoch gelobten Film „Brügge sehen ... und sterben?“ bewiesen, dass er mit Blut und Beuschel im Kinoformat umgehen kann. Das Drehbuch brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein. Eine dieser Trophäen hat er bereits zu Hause stehen - 2006 für den Kurzfilm „Six Shooter“ verliehen.

Mit Spannung war deshalb die dritte Kinoarbeit des erfolgsverwöhnten Broadway-Veteranen erwartet worden. Gleich vorweg: Oscar-Verdacht kommt bei „7 Psychos“ nicht auf. McDonagh liefert diesmal derbe Unterhaltung. Die steht und fällt mit der Schauspielerleistung - und in dieser Hinsicht setzt der 42-jährige Regisseur auf Bewährtes, Enttäuschungen ausgeschlossen.

Szene aus dem Film Seven Psychopaths zeigt Colin Farrell, Sam Rockwell, den Hund Bonny the ShihTzu und Christopher Walken

Luna Filmverleih

Colin Farrell als Marty, Sam Rockwell als Billy und Christopher Walken als Hans

Hübsch, cool und versoffen

In der Hauptrolle ist wie schon bei „Brügge sehen ... und sterben?“ Colin Farrell zu sehen. Er spielt den irischen Drehbuchautor Marty, der in den Tag hinein lebt - beziehungsweise in den Tag hinein säuft. Hübsch ist er, cool angezogen ist er, durchtrainiert ist er. Intellektuell wäre er gerne, aber das geht sich nicht ganz aus. Und er versteht sich als Pazifist.

Dumm nur, dass Marty seinem Agenten ein Drehbuch mit dem blutrünstigen Titel „7 Psychos“ versprochen hat - und da einen gewaltfreien Plot hinzubekommen, scheint schwer möglich, vor allem, wenn man schon nach dem Frühstück den ersten Whiskey kippt. Marty braucht Inspiration, und zu der will ihm sein bester Freund Billy (Sam Rockwell) verhelfen.

Die Suche nach den „Psychos“ ...

Viel darf man über die Details der Handlung nicht verraten, weil aufgrund der zahlreichen Höhepunkte und der etwas zerfledderten Handlung allerorten Spoiler drohen, die der Spannung Abbruch tun könnten. „7 Psychos“ ist ein Episodenfilm und folgt dennoch einem roten Faden. Denn die Suche Martys nach seinen sieben Gewalttätern verläuft auf verschlungenen Pfaden.

Einige der Psychopathen und ihre Geschichten entspringen Martys Fantasie. Weil die etwas beschränkt ist, hilft Billy nach, der als professioneller Hundeentführer mehr Erfahrung und mehr kriminelle Energie hat. Und dann hilft auch noch Hundeentführerkollege Hans mit, gespielt von Christopher Walken. Die Psychopathen nehmen Form an, als Zuschauer sieht man verschiedene Varianten ihrer Taten.

Szene aus dem Film Seven Psychopaths zeigt Tom Waits mit Hasen und Revolver in der Hand

Luna Filmverleih

Tom Waits als Zachariah mit seiner Liebsten, gespielt von Amanda Mason Warren

... und wie man sie wieder loswird

Gleichzeitig entführen Billy und Hans ausgerechnet den Hund von Mafia-Boss Charlie (Woody Harrelson). Und von nun an muss sich Marty keine Sorgen mehr um Stoff für seine filmische Blutorgie machen. Zumal auch noch Zachariah, ein von Tom Waits gespielter Ex-Serienkiller (der jahrelang Serienkiller gekillt hat) auf der Bildfläche erscheint. Und sind am Ende sogar Billy und Hans waschechte Psychopathen?

Es vermengen sich also tatsächliche mit mutmaßlichen und eingebildeten Irren, da kann man als Zuschauer zwischendurch den Überblick verlieren. Zudem funktioniert der Film nicht wirklich als gewitzte Genrekomödie, was wohl geplant war - zu tief und unsubtil fliegen die Witzchen, die auch durch eine Ex-post-Ironisierung nicht gerettet werden können. Insgesamt wurde der Film im englischsprachigen Raum gut aufgenommen, aber vereinzelt verteilten Qualitätsmedien Ohrfeigen.

Nahrung für die Geier

„7 Psychos“ kann dennoch ohne Umschweife all jenen empfohlen werden, die keine Niveaudünkel hegen und schrägen Humor schätzen. Für den garantieren nicht zuletzt Tom Waits als himmelschreiend komischer Zachariah und Christopher Walken als traurig-zynischer Hans. Wer wird den Showdown am Ende überleben? Die Antwort darauf steht sowohl im fiktiven als auch im echten Drehbuch. Nur so viel: Die Geier werden nicht verhungern in der Wüste.

Simon Hadler, ORF.at

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