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Großneffe von John F. Kennedy

Das markante Kinn, die Lachfältchen um die strahlenden Augen, der typische Blick - der Rotschopf kann seine Herkunft nicht verleugnen. Sein legendärer Familienname elektrisiert die Amerikaner nach wie vor. Nun bringt er ihn auf die politische Bühne zurück: Joseph „Joe“ Kennedy III. zieht in den Kongress ein.

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Der Großneffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy und Enkel von dessen Bruder Robert „Bobby“ Kennedy gewann seinen Wahlbezirk in Massachusetts. Der 32-Jährige Spross aus Camelot, wie der Sitz der Kennedys in Hyannis Port genannt wird, setzt nach kurzer Pause ein 64 Jahre altes Familiengeschäft fort. Zuletzt hatte sein Onkel Patrick, ein Sohn des verstorbenen Senators Ted Kennedy, sein Mandat im Repräsentantenhaus Ende 2010 niedergelegt.

Joseph Kennedy bei Siegesrede

AP/Bizuayehu Tesfaye

Joe Kennedy bei seiner Antrittsrede

Auch Joes Vater, Joseph Patrick Kennedy II., hatte für die Demokraten im Repräsentantenhaus gesessen - der älteste Sohn des ermordeten JFK-Bruders Robert durfte dort ganze fünfmal einziehen.

Wirtschaft und Jus studiert

Joe Kennedy studierte an den Eliteuniversitäten Stanford und Harvard Wirtschaft und Jus. Zudem diente der junge Kennedy im Friedenskorps, der Entwicklungshilfeorganisation, die JFK gegründet hatte. Wie sein Großvater Robert arbeitete Joe als Anwalt und engagierte sich für sozial schwach gestellte Familien, die er beriet. 2006 managte er mit seinem Zwillingsbruder Matt erfolgreich den Senatswahlkampf für Großonkel Ted Kennedy. Nun war es für Joe an der Zeit, selbst in das Familiengeschäft einzusteigen. Und zwar hundertprozentig. In Interviews erklärte er, wenn ein Kennedy in die Politik gehe, dann müsse er sich absolut sicher sein, schließlich verpflichtet der Name dazu.

Kongress weiter gespalten

Unabhängig vom Einzug Joe Kennedys hat sich an der Kräfteverteilung im Kongress nichts geändert. Präsident Barack Obama muss weiter mit gespaltenen Mehrheitsverhältnissen regieren: Die Republikaner kontrollieren das Repräsentantenhaus, die Demokraten haben die Mehrheit im Senat. Obama muss also auch in seiner zweiten Amtszeit damit rechnen, dass seine Gesetzesvorhaben blockiert werden.

Der Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, konnte seinen Sitz behaupten. Der 62-Jährige hatte nach dem haushohen Sieg der Konservativen bei der Kongresswahl 2010 die Demokratin Nancy Pelosi in diesem Amt abgelöst. Mehrheitsführer im Senat bleibt der Demokrat Harry Reid. „Nun, wo die Wahl vorbei ist, ist es Zeit, (...) zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden“, erklärte Reid nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses. „Das amerikanische Volk hat der Strategie der Behinderung, des Stillstands und der Verzögerung eine deutliche Absage erteilt.“

Die Republikaner hatten bei den Kongresswahlen 2010 von den Demokraten die Mehrheit mit 242 zu 193 Sitzen übernommen und konnten Obamas Politik dadurch mehrmals ausbremsen.

Abfuhr für radikale Abtreibungsgegner

Immerhin konnten die Demokraten zwei radikale Abtreibungsgegner der Republikaner aus dem Feld schlagen. Der demokratische Kongressabgeordnete Joe Donnelly holte den Senatssitz für den Bundesstaat Indiana. Er setzte sich gegen Richard Mourdock durch. Der Anhänger des rechtskonservativen „Tea-Party“-Flügels hatte im Wahlkampf mit seinen Behauptungen über „gottgewollte Empfängnis nach Vergewaltigungen“ für einen Proteststurm gesorgt.

Auch sein Gesinnungsgenosse Todd Akin aus dem Bundesstaat Missouri erhielt eine Abfuhr. Die demokratische Senatorin Clair McCaskill verteidigte ihren Sitz gegen den Konservativen, der im Wahlkampf gesagt hatte, dass Frauen nach einer Vergewaltigung körpereigene Abwehrmechanismen hätten, um ungewollte Schwangerschaften und so auch Abtreibungen zu vermeiden.

Und erstmals zog eine Senatorin in den Kongress, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennt: die Demokratin Tammy Baldwin aus Wisconsin. Sie zählt für viele Beobachter zu den großen Zukunftshoffnungen der Partei - einige sehen sie bereits als ideale Kandidatin für die kommenden Präsidentschaftswahlen.

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