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Umfrage als Argumentationshilfe

Die Studenten sind beim Thema Studiengebühren gespalten. Jeweils knapp ein Viertel plädierte bei einer von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) am Dienstag in Wien präsentierten Umfrage für die gänzliche Abschaffung der Gebühren bzw. eine Einführung für alle Studierenden.

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45 Prozent wollen Gebühren an Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH) nur bei starker Überschreitung der Mindeststudiendauer, während Fachhochschulen (FH) selbst über Gebühren entscheiden sollen. Neun Prozent plädieren für Gebührenfreiheit an Unis und PHs und wollen FHs selbst entscheiden lassen.

„Studiengebühren sollen nicht Normalfall sein“

Insgesamt heißt das allerdings, dass sich eine Mehrheit von über 70 Prozent Studiengebühren unter gewissen Bedingungen vorstellen kann. In Auftrag gegeben hatte die Studie die ÖH, die nun in Argumentationsnotstand gerät, wie das Ö1-Mittagsjournal am Dienstag berichtete - mehr dazu in oe1.ORF.at. An der vom Institut für Jugendkulturforschung im September und Oktober durchgeführten Onlinebefragung nahmen 1.015 Studierende teil. „Studiengebühren sollen nicht der Normalfall sein“, interpretierte Manfred Zentner vom Institut für Jugendkulturforschung die Ergebnisse. „Eine klare Mehrheit ist dagegen.“

Zentner: Studierende schlecht informiert

„Aber es gibt eine Bereitschaft, wenn man Fehler macht - also die Mindeststudiendauer überschreitet - zu bezahlen“, so Zentner. Zentner versuchte das im Ö1-Mittagsjournal damit zu begründen, dass die Studierenden schlecht informiert und von Medienberichten über Bummelstudenten beeinflusst seien. „Der Großteil der Studierenden geht davon aus, dass man ohne Studiengebühren ein Studium in der Mindeststudienzeit absolvieren kann.“ Das sei in vielen Studienrichtungen aber nicht realistisch.

Beim Thema Zugangsbeschränkungen sprechen sich 46 Prozent der Befragten für einen komplett offenen Hochschulzugang für alle Personen mit einer Studienberechtigung aus. 30 Prozent wollen Beschränkungen an allen Hochschultypen. 24 Prozent plädieren für einen offenen Unizugang, wollen aber Beschränkungen an Kunstunis, PHs und FHs.

ÖH: Es braucht keine Studiengebühren

Für den ÖH-Vorsitzenden Martin Schott (Fachschaftslisten/FLÖ) zeigt die Umfrage, dass die Studenten flächendeckende Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen „eindeutig ablehnen“. Als das derzeitige Modell eingeführt wurde, sei das schließlich von der Regierung als Abschaffung der Studiengebühren verkauft worden. Demnach sei nach seiner Lesart die Mehrheit der Studierenden auch in der Umfrage gegen Gebühren. „Es braucht in Österreich keine Studiengebühren. Ein kleiner Fortschritt zum jetzigen Status wäre, wenn die Regierung wieder Rechtssicherheit und Planbarkeit für die Studierenden schafft“, so Schott im Ö1-Mittagsjournal.

Unterschiedliche Standpunkte in Koalition

Das ist auch das Ziel der Verhandler vor der Regierungsklausur von SPÖ und ÖVP am Freitag, so das Ö1-Journal. Eine klare Regelung, die das derzeitige Chaos angesichts der ausgelaufenen gesetzlichen Regelung beendet, soll geschaffen werden. SPÖ-Bildungssprecherin Andrea Kuntzl will dabei die bisherige Regelung verlängern, Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle will darüber hinaus die Möglichkeit höherer Beiträge.

Unzufriedenheit mit Eingangsphase

Negativ wahrgenommen wird von den Studierenden in der Umfrage die derzeitige Umsetzung der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP). Zwei Drittel sind der Ansicht, dass diese zu Studienabbrüchen vieler Studenten führen wird. Problematisch werden vor allem „Knock-out-Prüfungen“ und die lebenslange Sperren bei Nichtbestehen der STEOP für ein Fach bewertet. Als positiver Aspekt der STEOP wird der Überblick über die wesentlichen Inhalte und den weiteren Verlauf des Studienfachs gesehen.

Grundsätzlich haben die Studenten eine positive, optimistische Einstellung in Bezug auf ihre berufliche Zukunft: Rund zwei Drittel gaben an, dass die Aussage „Mit meinem Studium werde ich ganz sicher den Job bekommen, den ich haben will“ sehr bzw. eher zutrifft. Allerdings verspüren die Studierenden auch einen hohen Leistungsdruck. Knapp 60 Prozent meinten, eher bzw. sehr stark unter Druck zu stehen.

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