In Umfragen fast gleichauf
Nach einer kurzen Pause wegen des Wirbelsturms „Sandy“ hat der US-Wahlkampf am letzten Wochenende vor der Wahl am Dienstag seinen Höhepunkt erreicht. In den Umfragen liegt US-Präsident Barack Obama hauchdünn vor seinem Herausforderer, dem Republikaner Mitt Romney. Die Entscheidung wird in den „Swing-States“ fallen - und dort vor allem in Ohio und Florida.
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Drei Tage vor der Wahl touren die Präsidentschaftskandidaten nonstop durch die wahlentscheidenden Schlüsselstaaten, um dort bei ihren letzten Auftritten die Wähler auf ihre Seite zu bringen. In den meisten der „Swing-States“ liegt Obama knapp in Führung, im Durchschnitt liegen die Werte aber nur im Kommabereich auseinander. So führte Obama am Freitag mit 47,4 Prozent vor Romney mit 47,3 Prozent. Nur in den entscheidenden Bundesstaaten Ohio und Florida schaut es für Obama besser aus.

AP/Charles Dharapak
Romney bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire mit seinem Enkelsohn im Arm
Obamas Vorteil in Ohio wackelt
Als einer der wichtigsten Bundesstaaten gilt Ohio. Noch niemals in der Geschichte der USA zog ein Republikaner ins Weiße Haus ein, ohne Ohio für sich gewonnen zu haben. Auch 2004 verhalfen die Bürger des „Buckeye State" an der Grenze zu Kanada dem damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten George W. Bush ins Weiße Haus. Doch die Wirtschaftskrise hat dem Bundesstaat schwer zugesetzt und Obamas umstrittene Rettung der Chrysler-Werke brachte ihm viele Sympathiepunkte. Laut einer NBC/"Wall Street Journal“-Umfrage führt Obama mit 51 zu 45 Prozent.
Die „Swing-States“
Dabei handelt es sich um US-Bundesstaaten, die keiner Partei eindeutig zuzurechnen sind. Dazu zählen Ohio, Wisconsin, Pennsylvania, Virginia, North Carolina, Iowa, New Hampshire Nevada, Colorado und Florida.
Doch auch Obamas Gegner in Ohio sind mächtig. Denn neben der Autoindustrie sind vor allem die Kohlebergwerke die größten Arbeitgeber. Und die hat sich Obama durch schärfere Emissionsauflagen für Kohlekraftwerke zum Feind gemacht. Die Kohlelobby macht in Ohio sowie in den benachbarten Bundesstaaten Pennsylvania, West Virginia und Kentucky mobil gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) schreibt. Die Verbündeten der Kohlelobby sind diesmal die Republikaner.

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Gerade in den „Swing-States“ ist Obama auf das Wohlwollen der Wähler angewiesen
Das weiß auch Obama - und versprach daher in seinem Auftritt in Springfield (Ohio), dass er im Fall einer zweiten Amtszeit mit den Republikanern im Kongress zusammenarbeiten werde. Aber wenn der „Preis vom Frieden in Washington“ Vereinbarungen bedeute, die etwa Studienhilfen kappen und Gesundheitsversicherern mehr Macht geben würden, dann sei das „ein Preis, den ich nicht zu zahlen gewillt bin“. „Ich bin weit davon entfernt, diesen Kampf aufzugeben“, sagte Obama weiter. „Ich habe immer noch eine Menge Kampfeslust in mir. Ich werde nicht müde.“
Großer Andrang bei den Wahllokalen in Florida
An Schlaf ist für Obama in den nächsten Tagen nicht zu denken. Allein am Samstag und Sonntag werden er und sein Team zwischen neun besonders heiß umkämpften Staaten hin- und herpendeln: darunter auch Florida, neben Ohio der vielleicht zweitwichtigste Bundesstaat auf dem Weg ins Weiße Haus. 2008 gewannt Obama in Florida haushoch, doch Romney hatte zuletzt vor allem unter den kubanischen Exilanten starken Zulauf. Das Rennen bleibt hier besonders spannend.

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Lange Schlagen vor einem Wahllokal in Florida
Doch viele Bürger, denen Obama auf seiner Tour begegnen wird, haben ihre Stimmen längst abgegeben. Traditionell hat der heißumkämpfte Bundesstaat im Südosten der USA viele Frühwähler. In den vergangenen Tagen bildeten sich vor den Wahllokalen lange Schlangen. Die Wartezeiten betrugen oftmals zwei bis vier Stunden, wie unter anderem der Sender ABC am Samstag berichtete. Das könnte als positives Zeichen für Obama gewertet werden, denn Frühwähler stimmen eher für Demokraten, wie Auszählungen der letzten Wahlen zeigten. Obama führt hier in Umfragen hauchdünn mit 49 zu 47 Prozent.
Romney muss wieder Boden gutmachen
Aber auch Romney wirft noch einmal alles in die Wahlschlacht. Am Samstag trat er im Örtchen Newington in New Hampshire auf, danach waren Abstecher in die ebenfalls stark umkämpften Bundesstaaten Iowa und Colorado geplant. In Dubuque in Iowa könnten die beiden Rivalen sogar fast übereinander stolpern: Obama will dort kurz nach Romney auftreten.
In New Hampshire warf Romney Obama vor, seine politischen Gegner zu „dämonisieren“. In einem neuen Wahlwerbespot nahm sich Romneys Mannschaft eine Äußerung des US-Präsidenten bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio vor. Obama hatte dazu aufgerufen, der Wut auf die Republikaner nicht durch Buhrufe Ausdruck zu verleihen, sondern lieber wählen zu gehen, da Wählen „die beste Rache“ sei. „Ich rufe das amerikanische Volk stattdessen auf, aus Liebe zum Land zu wählen“, sagt Romney in dem Spot vor Anhängern in Ohio.
Doch Romney hat es nicht leicht. Durch die Sturmkatastrophe ist Obama in den Medien deutlich präsenter - und erntete von vielen Seiten Lob. Selbst ein Abstecher Obamas zur Bundesbehörde für Katastrophenschutz (FEMA) in Washington fand großes mediales Echo, zuletzt empfahl sogar der ehemals republikanische und seit 2007 parteilose New Yorker Bürgermeister, Michael Bloomberg, die Wiederwahl Obamas.
Arbeitslosenzahlen nicht wahlentscheidend
Und auch die neuesten Arbeitslosenzahlen lieferten Romney nicht die erhoffte Munition für seine letzten Wahlauftritte. Zwar stiegen die Zahlen wieder leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent an, doch damit blieben sie unter der für Obamas Lager so wichtigen psychologischen Grenze von acht Prozent.
Die schwache Wirtschaft und hohe Arbeitslosigkeit waren von Anfang an die dominierenden Themen des Wahlkampfes. Romney lastet Obama Versagen auf beiden Gebieten an. Die Arbeitslosenquote war allerdings im September erstmals seit langem unter die Achtprozentmarke gesunken - und blieb auch im Oktober darunter.
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