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„Stadt im Garten“ statt „Gartenstadt“

Ursprünglich war der kleine Inselstaat Singapur eine grüne Dschungeloase. Doch wo früher nur wenige Fischerfamilien lebten, ist in den vergangenen 200 Jahren eine dichtbesiedelte Finanzmetropole entstanden: Rund fünf Millionen Menschen leben in der Stadt, die trotz unzähliger Wolkenkratzer die grünste Großstadt Asiens geblieben ist.

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Doch das genügt der Regierung nicht - seit 2011 gilt laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) die Parole: Aus der „Gartenstadt“ soll eine „Stadt im Garten“ werden. Dazu gehört u. a. das spektakuläre Parkprojekt „Gardens by the Bay“. Die drei künstlichen Grünanlagen erstrecken sich am Meeresufer entlang teilweise auf künstlich aufgeschüttetem Land. Der erste Teil, dessen spektakuläre Solartürme „Supertrees“ schon in der Planungsphase für Aufsehen sorgten, ist nun fertiggestellt.

Baustelle der Supertrees in Singapur

AP/Wong Maye-E

Auf einer Brücke können Besucher des Parks, hier in der Fertigstellungsphase, die Aussicht genießen

Bäume als Regenwasser- und Sonnenkollektoren

Die 18 künstlichen, baumähnlichen Gebilde sind unterschiedlich hoch, die größten erreichen eine Höhe von 50 Metern. Sie dienen als vertikale Gärten mit tropischen Kletterpflanzen, Farnen und Epiphyten (Aufsetzerpflanzen). Zudem sollen sie Regenwasser und Solarenergie für die Versorgung und Beleuchtung des Parks sammeln. Die Erhaltung des ersten Gartens alleine kostet laut „FAZ“ jährlich rund 54 Millionen Singapur-Dollar (33,7 Mio. Euro) - 30 Prozent davon trägt die Regierung.

An der Bay South sind mit „Flower Dome“ und „Cloud Forest“ zudem zwei riesige Gewächshäuser, wintergartenähnliche Glaskuppeln, entstanden. „Flower Dome“ bedeckt eine Grundfläche von 1,2 Hektar und „Cloud Forest“ 0,8 Hektar - zusammen sollen sie das größte vollklimatisierte Niedrigenergie-Glasgebäude der Welt sein. Im Inneren wachsen Pflanzen aus aller Welt, durch die riesigen Glasfronten ergibt sich zudem ein überwältigender Blick auf die Skyline der Großstadt.

Kein Vergleich mit Dubai und Co.

Auch wenn der Futurismus und die Geschwindigkeit, mit der in Singapur Projekte wie diese umgesetzt werden, an Bauten in den Arabischen Emiraten erinnern, distanziert man sich in Singapur davon. „Wir sind nicht Dubai: Wir sagen dem Architekten nicht, Geld spielt keine Rolle“, stellte Mah Bow Tan, Singapurs früherer Minister für Nationale Entwicklung, in der „FAZ“ klar.

So hätten die Unternehmensberatungen Ernst & Young sowie Deloitte Studien verfasst, die belegen, um wie viel Prozent ein neuer großer botanischer Garten den Wert des umliegenden Landes steigen lasse. Von zehn bis 30 Prozent Wertzuwachs ist die Rede, Details hält der Stadtstaat jedoch unter Verschluss.

Baustelle der Supertrees in Singapur

AP/Wong Maye-E

Im Hintergrund des Parks liegt das Marina Bay Sands Hotel mit dem weltgrößten Dachswimmingpool

Hochkarätige Finanzunternehmen binden

Schon jetzt ist es Singapur gelungen, dass 95 Prozent aller Einwohner eine Grünfläche oder einen Park in weniger als 400 Meter Abstand erreichen. 1,3 Millionen Bäume säumen die Straßen der modernen Metropole. Die Investition in die Lebensqualität der Stadt folgt einem einfachen Hintergedanken: Nur wer optimale Bedingungen für die Bevölkerung anbietet, lockt Finanzunternehmen an, die ihren hochbezahlten Mitarbeitern nicht nur gute Gehälter bieten müssen, sondern auch einen attraktiven Wohnort. So gesehen ist die Begrünung mehr als nur Prestige für Singapur - längst sind die Stadtoasen ein Wirtschaftsfaktor für den Staat.

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