„Extrem anfällig“
Seit fast einem Jahrzehnt haben Wissenschaftler der Stadt New York gesagt, dass steigende Meeresspiegel, häufigere Überflutungen und mehr Extremwettersituationen die Gefahr für die Millionenmetropole erhöht haben, das berichtete die „New York Times“ („NYT“) am Mittwoch.
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Die Warnungen seien im Vorjahr noch lauter geworden, nachdem infolge des Tropensturms „Irene“ die U-Bahn hatte gesperrt werden müssen und Lower Manhattan teils überflutet worden war. Am Tag nach dem verheerenden Wirbelsturm „Sandy“, der ganze Viertel unter Wasser setzte und für großflächigen Stromausfall sorgte, hätten die Vertreter der Stadt erstmals begonnen, öffentlich über größere Veränderungen in der Infrastruktur nachzudenken, um die gefährdeten Küstenabschnitte der Stadt zu schützen.
Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, kündigte an, man werde über ein Dammsystem und Sturmbarrieren nachdenken. „Beim Aufbau der Stadt wurden solche Situationen nicht erwartet. Wir sind nur ganz wenig über dem Meeresniveau“, so Cuomo. Dieser wolle nun mit Vertretern der Stadt und des Bundes über das weitere Vorgehen beraten. Die „NYT“ spricht angesichts der budgetären Engpässe und der Kosten von rund zehn Milliarden Dollar (7,7 Mrd. Euro) von einer potenziell „entmutigenden Aufgabe“. Doch weiter nichts zu tun könnte noch teurer kommen.
Meeresspiegel wird rascher steigen
Das Wasserniveau an New Yorks Küsten sei im letzten Jahrhundert alle zehn Jahre um rund 2,5 cm gestiegen. Erwartet werde aber, dass künftig das Wasser um 15 cm je Jahrzehnt steigen werde. Damit würde sich das Überschwemmungsrisiko für die Stadt deutlich erhöhen. „Die Stadt ist allein wegen ihrer geografischen Lage extrem anfällig für zerstörerische Stürme - und der Klimawechsel erhöht das Risiko noch weiter“, so Ben Strauss von der Klimaforschungsgruppe an der Universität von Princeton.
Bürgermeister Michael Bloomberg sei zwar für seine Haltung pro Umweltschutz bekannt. Die „NYT“ zitiert allerdings einen namentlich nicht genannten Verwaltungsbeamten, der betonte, es sei bisher schwierig gewesen, von theoretischen Planungen zu einer konkreten Umsetzung zu kommen. Demzufolge ist es eine „berechtigte Frage“, ob New York sich ausreichend für Katastrophenfälle vorbereitet hat. „Wir hatten bisher einfach Glück ... Erst wenn etwas passiert, sind die Leute bereit, dafür zu zahlen.“
WWF: „‚Sandy‘ Folge des Klimawandels“
Für den WWF ist der Wirbelsturm „Sandy“ unterdessen ein alarmierendes Wetterextrem in einer langen Reihe globaler Stürme rund um die Welt, die immer heftiger und häufiger auftreten, schrieb die Umweltorganisation in einer Aussendung vom Mittwoch. „Wenn die Erde dermaßen über fossile Brennstoffe mit Kohlendioxid aufgeladen wird, dann ist das so wie das Dopen eines Sportlers, der dadurch immer stärker wird“, hieß es in einer Stellungnahme des WWF-Klimaexperten Karl Schellmann.
Künftig heftigere Stürme
Der steigende Meeresspiegel und die veränderten Wettermuster werden auch zukünftig zu stärkeren Stürmen und heftigeren Regenfällen führen. Wirbelstürme im Atlantik sind zwar im Herbst nichts Neues, aber „Sandy“ wurde zusätzlich durch die wärmeren Meeresoberflächentemperaturen im Oktober aufgeheizt. Diese zählten laut WWF zu den wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen an der mittelatlantischen US-Küste.
Zusätzlich wurde der Westkurs des Supersturms durch eine Hochdruckwetterlage beeinflusst, die auf das stark verringerte Meereis in der Arktis zurückzuführen ist. „Nach den Berechnungen der Klimawissenschaft werden wir uns darauf einstellen müssen, dass Wetterextreme wie ‚Sandy‘ zukünftig die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein werden“, prognostizierte Schellmann.
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