Apple befeuert das Weihnachtsgeschäft
Rechtzeitig vor Weihnachten gibt es das iPad von Apple wie erwartet jetzt auch eine Nummer kleiner. Der US-Konzern hat am Dienstagabend im California Theatre in der Innenstadt von San Jose, der größten Stadt im Silicon Valley, das seit langem erwartete, kleinere Modell vorgestellt - sowie völlig überraschend auch eine schnellere Version des erst wenige Monate alten iPads.
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Das iPad mini bekommt einen Bildschirm mit einer Diagonale von 7,9 Zoll (rund 20 cm) und dem iPad-üblichen Seitenverhältnis von 4:3, wie Apple-Marketingchef Phil Schiller ankündigte, und ist damit etwas größer als die Sieben-Zoll-Tablets der Wettbewerber im Taschenformat. Die Auflösung liegt bei 1.024 mal 768 Pixeln, die Pixeldichte bei 163 ppi (pixel per inch). Damit liegt das neue iPad mini hinter der Konkurrenz wie etwa dem Nexus 7 von Google mit 216 ppi.
Die Maße des iPad mini betragen 13,5 Zentimeter mal 20 Zentimeter bei einer Dicke von 7,2 Millimetern. Das Gewicht beträgt rund 310 Gramm, die Akkulaufzeit soll laut Apple bei zehn Stunden liegen. Eine Fünf-Megapixel-Kamera auf der Rückseite kann 1.080p-HD-Videos aufnehmen. Die FaceTime-Kamera auf der Frontseite unterstützt 720p. Auch der umstrittene neue Lightning-Stecker wurde verbaut.
Je nach Ausstattung lässt sich das Gerät mittels WLAN oder Mobilfunk (EDGE, UMTS, LTE) mit dem Internet verbinden. In Österreich wird die von Apple genutzte LTE-Frequenz jedoch nicht unterstützt. Die WLAN-Version des iPad mini soll in weiß und schwarz am 2. November auch hierzulande auf den Markt kommen, die Mobilfunkversion zwei Wochen später. Der Preis für das Modell mit WLAN und 16 GB Speicherplatz liegt bei 329 Euro. Die Mobilfunkversion mit 16 GB kostet 459 Euro. Mit 32 bzw. 64 GB ist der Preis jeweils um 100 Euro höher.

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Das große und das kleine iPad im Vergleich
Attacken gegen Nexus 7
Apple-Marketingmanager Schiller griff während der Präsentation des iPad mini immer wieder Konkurrent Google mit dem Nexus 7 an. Er bemängelte das kleinere Display, die dickeren Ränder sowie die Kunststoffverarbeitung. Auch würden Apps auf dem iPad besser dargestellt, so Schiller. Google hat für nächste Woche ebenfalls eine Pressekonferenz vorbereitet, man darf also auf Reaktionen gespannt sein. Die beiden Geräte mögen zwar bei der Bildschirmdiagonale jetzt in einer Liga spielen, preislich kann das iPad mini dem Nexus 7 Tablet (199 Euro) vorerst jedoch nicht gefährlich werden.
Apple überließ das Marktsegment kleinerer Tabletcomputer bisher komplett der Konkurrenz - alle bisherigen iPad-Generationen hatten einen 9,7 Zoll großen Bildschirm (24,6 cm). Damit fuhr Apple auch ganz gut: Der Marktanteil wird auf 60 bis 70 Prozent geschätzt, Apple knackte vor zwei Wochen die Marke von 100 Millionen verkauften iPads, wie Konzernchef Tim Cook bekanntgab. Allerdings sorgten der Onlinehändler Amazon mit seinem Kindle Fire und Google mit einem Nexus-Tablet auch für Aufsehen in der Sieben-Zoll-Klasse.
Nach halbem Jahr schon veraltet
Die wirkliche Überraschung des Abends war jedoch die Neuauflage des normal großen iPads mit 9,7 Zoll Bildschirm (24,6 cm). Das neue iPad der vierten Generation ist demnach mit dem wesentlich schnelleren Prozessor A6X ausgestattet, auch die WLAN-Geschwindigkeit soll sich auf bis zu 150 MBit/s verdoppelt haben. Der Preis liegt nun bei knapp 500 Euro für die 16-GB-Version mit WLAN. Das Mobilfunkmodell kostet 629 Euro.
Für gewöhnlich bringt Apple im Jahresrhythmus neue Generationen seiner Produkte auf den Markt. Mit der Vorstellung des schnelleren iPads zum gleichen Preis - nur sechs Monate nach dem letzten iPad - riskiert Apple, viele seiner aktuellen iPad-Nutzer zu verärgern. Das von Cook so gelobte hohe Innovationstempo von Apple droht die Kunden zu überfahren, sie kommen mit dem Kaufen schlicht nicht mehr nach.

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Tim Cook zeigt die neuen iMacs
Neue iMacs
Zugleich erneuerte Apple wenige Tage vor dem Start des neuen Betriebssystems Windows 8 des Konkurrenten Microsoft seine Mac-Computer. So wurde der Desktoprechner iMac extrem verschlankt - an der Kante misst das Gehäuse nur fünf Millimeter -, auf ein optisches Laufwerk (CD/DVD) hat Apple offenbar zugunsten der Schlankheit verzichtet.
Eine markante Innovation ist das „Fusion Drive“, eine Kombination aus schnellem Flash-Speicher (128-GB-SSD) und herkömmlicher Festplatte (ein oder drei Terabyte), die Inhalte intelligent zwischen den beiden Speichern verteilt und nach außen hin wie ein Laufwerk erscheint. Der Desktop-iMac mit 27 Zoll und 2,9 GHz kostet ab Dezember 1.580 Euro, mit 27 Zoll und 3,2 GHz auf 2.050 Euro. Das 21,5-Zoll-Modell soll ab November ab 1.350 Euro auf den Markt kommen.
Neu vorgestellt wurde auch das MacBook Pro 13 Retina mit einer Auflösung von 2.560 mal 1.600 Pixel. Das Gehäuse ist 1,9 Zentimeter dick, das Gewicht beträgt 1,62 Kilogramm. Der Akku soll bis zu sieben Stunden Betrieb schaffen. Das neue Retina-Macbook ist ab 1.750 Euro (mit 128 GB Flash-Speicher) zu haben und kostet damit rund 500 Euro weniger als das 15-Zoll-Modell mit ähnlich hoher Pixeldichte. Aufgefrischt wurde auch der günstigste Apple-Computer, der Mac mini.
275.000 Apps für das iPad
Die Präsentation wurde von Apple live im Internet übertragen. Cook überschüttete die Zuschauer zunächst mit neuester Statistik, bis er nach knapp einer Stunde das iPad mini vorstellte. Apples App Store enthält demnach inzwischen mehr als 700.000 Programme - davon seien 275.000 für den iPad-Bildschirm angepasst. Die Kunden haben inzwischen 35 Milliarden Apps heruntergeladen. Apple habe Softwareentwicklern bereits 6,5 Milliarden Dollar überwiesen.
Mit Apples SMS-Alternative iMessage wurden bisher 300 Milliarden Nachrichten abgesetzt. Jede Sekunde würden 28.000 Mitteilungen versandt, so Cook. Auf die neue Version des Betriebssystems iOS 6 sind rund einen Monat nach dem Start etwa 200 Millionen Nutzer von iPhone und iPad umgestiegen.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Die Erneuerung der iPad-Reihe durch Apple ist nur der Beginn einer ganzen Reihe an Tablet-Neuvorstellungen. Unter anderem kommen noch diese Woche zum Start des Betriebssystems Windows 8 die Surface-Tablets von Microsoft auf den Markt. Von Google wird ein großes Nexus-Tablet erwartet, auch andere Tablets mit Android-Software stehen in den Startlöchern. Das alles bringt den bisherigen klaren Primus Apple langsam, aber stetig unter Druck.
Die Marktforschungsfirma Gartner rechnet damit, dass der iPad-Marktanteil im kommenden Jahr auf 44 Prozent sinken könnte. Als Gewinner sehen die Experten dabei vor allem Windows, das in ihrer Rechnung von drei auf 13 Prozent vorrücken kann. Android inklusive des Kindle Fire, das mit einer abgezweigten Version des Google-Systems läuft, bleibt demnach bei rund 40 Prozent.
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