Verschwörungstheorien auf beiden Seiten
Normalerweise sind die Geschichte oder ein Inselstreit Grund für die schwierigen Beziehungen zwischen Japan und Südkorea. Doch diesmal sorgt der Song „Gangnam Style“ des südkoreanischen Rappers Psy für Zündstoff.
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Nachdem der Hit in japanischen Blogs verunglimpft und zudem unterstellt wurde, die massenhaften Klicks im Internet seien manipuliert worden, schoss das Institut für die Verbreitung südkoreanischer Kultur (Korean Wave Research Institute, KWRI) nun zurück. Die „Verschwörungstheorien“ um den auf YouTube erschienenen Clip seien vergleichbar damit, „einen Weltrekord beim Marathon infrage zu stellen“, sagte der Präsident des Instituts, Han Koo Hyun. Das Verhalten der Japaner komme dem „neidischer und eifersüchtiger Volksschulkinder“ gleich.
Den einzigen Hit, mit dem Japan derzeit auf YouTube punkten kann, bezeichnete er als „grotesk und lächerlich“. In dem japanischen Hit füllt eine junge Japanerin Minzzuckerln in eine Sodaflasche, bis diese überschäumt. Der Clip sei „typisch“ für den Geschmack der Japaner bei Musikvideos.

Reuters/Tim Wimborne
Seit er seinen Song im Juli auf YouTube veröffentlicht hat, tourt Psy unermüdlich mit seinem Hit um die Welt
Internationaler Charthit in Japan kaum bekannt
Der Song „Gangnam Style“ mit einem exzentrischen Tanzstil, der an einen Reiter auf einem Pferd erinnert, wurde auf YouTube mittlerweile rund 530 Mio. Mal angeklickt. Der Hit stürmte unter anderem die Charts in den USA und in Großbritannien; in Japan dümpelt er aber auf den unteren Plätzen herum.
Eine bereits fix geplante japanische Version des Hits wurde nie verwirklicht, nachdem die ersten Medienreaktionen verhalten bis negativ ausfielen. Verwunderlich ist das insofern, als sich K-Pop normalerweise in Japan größter Beliebtheit erfreut. Es sei eine Verschwörung japanischer Medien, mutmaßen südkoreanische Blogs. Die Japaner würden absichtlich und aufgrund von politischen Spannungen wenig über „Gangnam Style“ berichten.

APA/EPA/Tracey Nearmy
Der 35-jährige Rapper aus Südkorea wurde über Nacht zum internationalen Star
Ban Ki Moon als größter Fan
Dennoch, Psys wohl prominentester Fan ist ebenfalls Südkoreaner und sieht den Song als Mittel zur Völkerverständigung. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon lobte „Gangnam Style“ unlängst ausdrücklich und bekannte sich als Fan. „Es braucht keine Sprachen in der Welt der Musik. Das ist die Macht der Musik, das ist die Macht des Herzen“, sagte der 68-Jährige in Paris der Nachrichtenagentur AFP. „In dieser Zeit der Instabilität und Intoleranz können wir die Musik nutzen, um einander besser zu verstehen.“
Ban hat sich den „Pferdetanz“ nach eigenen Angaben bereits mehrmals im Internet angeschaut. „Ich bin sehr stolz darauf, dass dieser Auftritt geliebt wird und schon von Hunderten Millionen Menschen angeschaut wurde.“ Auch könne er es gut verkraften, dass er nun nicht mehr der bekannteste Südkoreaner auf der Welt sei, sagte der UNO-Generalsekretär. Psy, dessen bürgerlicher Name Park Jae Sang ist, habe mit seinem Song die südkoreanische Popkultur und den Humor seines Landes einem weltweiten Publikum nahegebracht.
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