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„Starke“ Präsidenten einer „starken“ USA

In der Nacht auf Dienstag sind sie das letzte Mal in einem offiziellen Rahmen zusammengekommen - und sie haben einander nicht mit Samthandschuhen angefasst: US-Präsident Barack Obama ging aus der dritten und letzten TV-Debatte vor der Präsidentschaftswahl Umfragen zufolge als Sieger gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney hervor.

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Noch einmal jubelte das Publikum, als die beiden die Bühne, diesmal in Boca Raton (Florida), betraten. Wieder sagte Romney lächelnd etwas zu Obama, während die beiden einander die Hände schüttelten. Romney schluckte zu Beginn ständig - er sah deutlich nervöser aus als bei der ersten Debatte, Außenpolitik zählt laut Beobachtern nicht zu seinen Stärken. Obama wirkte entspannter - als Präsident ist er eingearbeitet.

Romney sagte, er freue sich auf einen humorvollen Abend, solange es sich nicht um unfreiwilligen Humor handle. Was folgte, war jedoch eine über weite Strecken ernste, konzentrierte Debatte. Laut einer Erhebung von CBS News nach der Diskussion gewann Obama mit 53 zu 23 Prozent gegen Romney. Auch eine CNN-Umfrage sieht den Präsidenten vorn: 48 Prozent der zuvor unentschlossenen Wähler sahen Obama als Sieger, 40 Prozent Romney. Von Anfang an gab sich Obama als angriffslustiger „Commander in Chief“ (Oberbefehlshaber) - angriffslustig vor allem gegen Romney. Der ändere seine Meinung wie ein Fähnchen im Wind und sei außenpolitisch instinktlos.

TV-Debatte mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, US-Präsident Barack Obama und Moderator  Bob Schieffer

APA/EPA/Win McNamee

Eineinhalb Stunden Schlagabtausch in der TV-Arena - zum dritten und letzten Mal

Pferde, Bajonette und der Kalte Krieg

Vor allem zwei rhetorische Volltreffer landete Obama, als er - an der Grenze zur Untergriffigkeit - Romney auf die Schaufel nahm. Der hatte sich beschwert, dass die Marine weniger Schiffe habe als 1917. Das hatte er bereits zuvor mehrfach kritisiert - Obama war also vorbereitet. Der konterte, dass die US-Armee auch weniger Pferde und Bajonette habe als früher. Die Welt ändere sich, das Militär werde moderner. Heute gebe es „solche Dinger, die wir Flugzeugträger nennen“, und „Schiffe, die unter Wasser tauchen“, also U-Boote.

An anderer Stelle behauptete Obama, Romney habe noch vor Monaten gesagt, Russland sei die größte Gefahr für Amerika. Obama: „Wir haben keinen Kalten Krieg mehr.“ Er freue sich, dass Romney nun wie in vielen Dingen auch diesbezüglich seine Meinung geändert habe und jetzt Al-Kaida als größte Gefahr sehe. Romney wies Obamas Vorwurf zurück. Er habe Russland nur als größte geopolitische Herausforderung bezeichnet, einen nuklear aufgerüsteten Iran jedoch als größte Gefahr.

Geografischer Patzer Romneys

Romney seinerseits warf Obama vor, Schwäche zu zeigen. Durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik sei zu wenig Geld für das Militär vorhanden. Und er trete in der Region des Nahen und Mittleren Ostens nicht entschieden genug auf. Obama brachte die Sprache hingegen immer wieder auf die Tötung von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden durch US-Soldaten - dadurch habe das Land bewiesen, wehrhaft und stark zu sein. Nun gehe es nach einer Dekade der Kriege darum, für das „Nation-Building“ daheim zu sorgen - das Geld also für Amerikas Zukunft zu verwenden.

Romney erlaubte sich bei der Debatte einen schweren Lapsus. Als er den Iran mit dem Irak verwechselte, verbesserte er sich selbst noch in der Sekunde. Danach sorgte er aber mit einer geografischen Äußerung für Verwirrung. Romney sagte: „Syrien ist der einzige Verbündete des Iran in der arabischen Welt. Es ist seine Verbindung zum Meer.“ Was Romney dabei ausblendete: Der Iran hat selbst eine Hunderte Kilometer lange Küste - sowohl zum Persischen Golf als auch zum Arabischen Meer. Und er grenzt nicht an Syrien. Die Aussage sorgt im Internet bereits für Spott.

Angriff gegen Iran „letztes Mittel“

Obama setzte darauf, auch als demokratischer Kandidat Stärke zu zeigen. Immer wieder erwähnte er, Oberbefehlshaber zu sein. „Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird der Iran keine Atomwaffen erhalten“, sagte er. Außerdem betonte der Präsident seine Unterstützung für den engen Verbündeten Israel, der sich durch das iranische Atomprogramm direkt bedroht sieht. „Ich werde an der Seite Israels stehen, wenn es angegriffen wird“, sagte er.

Romney kritisierte dagegen, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Israel unter Obama verschlechtert hätten. Die „Spannungen“ seien „sehr bedauerlich“, sagte er. Der Republikaner erklärte, das iranische Atomprogramm sei „inakzeptabel“. Als Präsident werde er sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran einsetzen. Außerdem müsse die iranische Führung international weiter isoliert werden. „Und natürlich ist eine militärische Aktion das letzte Mittel“, sagte Romney.

„Amerika muss stark sein“

Obama und Romney machten beide klar, dass sie eine weltweite Führungsrolle für die USA beanspruchen. „Amerika muss stark sein. Amerika muss führen“, sagte Romney. Ganz ähnlich Obama: „Die Welt braucht ein starkes Amerika.“ Die USA seien jetzt aber stärker als vor vier Jahren.

Zudem habe er nach der Bush-Ära die Beziehungen zu vielen Staaten und Verbündeten verbessert, sagte Obama. Dazu zähle auch Europa. Auch mit Israel gebe es etwa derzeit eine so enge Zusammenarbeit wie noch niemals zuvor. Jetzt „können wir damit beginnen, Amerika wieder aufzubauen“, fügte Obama im Hinblick auf interne Probleme wie die schlechte Infrastruktur in den USA hervor. Nach gut einer halben Stunde ging die Debatte erwartungsgemäß auf Innenpolitik über.

Handshake zwischen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und US-Präsident Barack Obama

Reuters

Herzlicher Abschied der beiden Kandidaten

Kandidaten gelöst nach letzter Debatte

Romney zählte erneut seinen Fünfpunkteplan auf, mit dem er die hohe Arbeitslosigkeit senken und die Wirtschaft entlasten wolle. Zudem bekräftigte er, die große Gesundheitsreform von Obama nach seinem Amtsantritt größtenteils rückgängig machen zu wollen. Der Präsident griff seinen Herausforderer dafür an, zu starke Einsparungen im Bildungssektor vornehmen zu wollen.

Der Moderator Bob Schieffer (75) versuchte, die Diskussion wieder auf die Außenpolitik zu lenken. Doch die Sprache kam immer wieder auf innenpolitische und wirtschaftliche Themen, die in den USA traditionell weit eher wahlentscheidend sind. Besonders in diesen Fragen wurde die Debatte hart geführt. Zum Abschied gab es dennoch viel Schulterklopfen und Lachen zwischen den Kandidaten. Auch die Familien kamen zusammen. Obama und Romney schienen gelöst, herzten ihre Frauen und schüttelten Hände mit dem Publikum. Nun folgt das 14-tägige Wahlkampffinish - und dann entscheiden die Wähler.

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