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Armee rüstet nach

Die syrische Luftwaffe reagiert auf die zunehmend professionelle Bewaffnung der Rebellen mit dem Einsatz von Täuschkörpern. In den vergangenen Wochen hatte die Zahl der Angriffe der Rebellen auf Hubschrauber und Kampfflugzeuge zugenommen.

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Ein Mitglied der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der Provinz Idlib berichtete nun am Freitag von „Fäden, die von Kampfflugzeugen und Hubschraubern über dem Umland von Maarat al-Noaman und Salkin abgeworfen wurden und die sich dann wie ein Spinnennetz am Himmel ausgebreitet haben“. Diese auch Düppel genannten „Fäden“ können radargesteuerte Raketen des Gegners von ihrem Ziel ablenken.

Streumunition eingesetzt?

Die Opposition legte zudem neue Fotos vor, die beweisen sollen, dass die Luftwaffe in Idlib in den vergangenen Tagen Streumunition eingesetzt habe. Die Aufnahmen sollen im Bezirk Sakarib gemacht worden sein. Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, sagte in einem Interview mit dem englischen Programm des in Katar beheimateten Nachrichtensenders al-Jazeera: „Wir versuchen immer noch, diese Informationen zu überprüfen.“

Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hatte sich am Donnerstag besorgt zu Berichten über den Einsatz von Streumunition in Syrien geäußert. Diese wird von vielen Staaten geächtet, weil sie nur wenig zielgenau ist und weil nicht explodierte Munition auch lange nach dem Ende eines Konflikts noch eine Gefahr für Zivilisten darstellt.

Neuer Anlauf Brahimis

Unterdessen traf Syrien-Vermittler Lakhdar Brahimi zu seinem zweiten Besuch in Damaskus ein. Nach Angaben aus Syrien will er in den kommenden Tagen Gespräche mit der Regierung und mit der vom Regime geduldeten Opposition führen.

Der algerische Krisendiplomat vermittelt im Auftrag der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Brahimi hat eine Waffenruhe während des islamischen Opferfestes in der kommenden Woche vorgeschlagen. Westerwelle unterstützte den Vorschlag: „Das wäre ein wichtiger humanitärer Hoffnungsschimmer für die Menschen in Syrien.“

Rebellen: Wieder Dutzende Tote

Am Freitag töteten die Regimetruppen nach Angaben von Aktivisten 50 Menschen. Am Vortag hatte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte landesweit 240 Tote gezählt, darunter 61 Angehörige der Regierungstruppen. Das oppositionelle Nachrichtenportal All4Syria berichtete, in den ersten zwei Wochen dieses Monats seien 233 Soldaten und Offiziere der Armee getötet worden. Wegen des nur eingeschränkten Zugangs für ausländische Journalisten sind die Angaben von Rebellen- wie Regimeseite kaum überprüfbar.

Erneut Scharmützel an türkischer Grenze

Auch an der türkisch-syrischen Grenze kam es am Freitag erneut zu militärischen Auseinandersetzungen. Die türkische Armee habe Ziele in Syrien beschossen, nachdem zwei von dort abgefeuerte Granaten auf türkischem Territorium eingeschlagen seien, berichtete der türkische Fernsehsender TRT. Wo genau der Vorfall sich ereignete, ließ der staatliche Sender offen.

Berichte über Opfer gab es nicht. Die Türkei hat in den vergangenen Wochen wiederholt Vergeltung für Granatenbeschuss aus Syrien geübt, bei dem Anfang Oktober fünf türkische Zivilisten getötet wurden. Assads Armee bekämpft in der Grenzregion Rebellen, die seit eineinhalb Jahren einen Aufstand gegen ihn führen.

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