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Anschlag auf hohen Sicherheitsbeamten

Bei der Explosion einer Autobombe in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Freitag mindestens acht Menschen getötet und 78 weitere verletzt worden. Der Anschlag habe sich in einem christlichen Viertel im Osten der Stadt ereignet, berichtete die libanesische Nachrichtenagentur ANI.

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Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah an Ort und Stelle zwei zerstörte Gebäude, eines davon stand in Flammen. Rettungskräfte brachten blutüberströmte Verletzte aus den Gebäuden. Das libanesische Fernsehen zeigte Bilder von ausgebrannten Autos und Trümmerteilen auf den Straßen. Innenminister Marwan Tscharbel begab sich an den Anschlagsort, auch die Armee wurde in das Viertel Aschrafija geschickt.

Opfer war Gefolgsmann von Hariri

Die Attentäter hatten offenbar ein bestimmtes Opfer im Visier: Laut Angaben der Polizei und der Regierung wurde nämlich einer der höchsten Sicherheitsbeamten des Landes, Wissam al-Hassan, bei dem Anschlag ermordet. Der Chef des Polizeigeheimdienstes war hauptverantwortlich für die Vereitelung eines Bombenattentats, die zur Verhaftung eines mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verbündeten libanesischen Politikers führte.

Brennendes Autowrack

AP/Hussein Malla

Mehrere Autos brannten in den engen Straßen aus

Hassan war ein Vertrauter des libanesischen Oppositionschefs Saad Hariri, der Assad feindlich gegenübersteht. Zudem war Hassan bereits ein enger Gefolgsmann von dessen Vater, dem 2005 ermordeten Regierungschef Rafik al-Hariri, gewesen. Al-Hassan leitete auch die Ermittlungen zu dessen Ermordung. Seine Recherchen legten eine Verwicklung Syriens und der Hisbollah in den Mord nahe.

Ende des Jahres sollte Hassan Chef der Polizei werden. Empörte Anhänger Hassans strömten im ganzen Land zu Protesten gegen den Anschlag auf die Straßen. Die Explosion ereignete sich zu einem Zeitpunkt, da die Spannungen zwischen den verschiedenen libanesischen Fraktionen aufgrund des Syrien-Konflikts ohnehin bereits stark gestiegen sind.

Der Vertreter der Falangisten, Sami Gemayel, der ein erbitterter Gegner von Syriens Präsident Baschar al-Assad ist, verurteilte den Angriff scharf. „Lasst den Staat seine Bürger beschützen. Wir werden in dieser Angelegenheit keine Verzögerung mehr hinnehmen. Wir haben bereits ein Jahr lang gewarnt. Genug ist genug“, so der Parlamentsabgeordnete, dessen Bruder 2006 ermordet worden war.

Blitzschnelles syrisches Dementi

Der zur oppositionellen Zukunftsbewegung gehörende Abgeordnete Nihad al-Maschnuk sagte: „Die Explosion von Aschrafija ist eine Botschaft des syrischen Regimes, das dabei ist, sich aufzulösen. Es ist eine Botschaft, mit dem Ziel, die Libanesen in Angst und Schrecken zu versetzen.“

Feuerwehr löscht brennendes Autowrack

AP/Hussein Malla

Feuerwehrleute versuchen im Trümmergewirr, das Feuer zu löschen

Die syrische Regierung wies jede Verantwortung von sich. Schon wenige Minuten nach dem Anschlag im Nachbarland veröffentlichten die staatlichen syrischen Medien eine Stellungnahme von Informationsminister Omran al-Soabi. Dieser verurteilte den Anschlag als „feigen Akt des Terrorismus“.

Mitten in Stoßzeit

Die Explosion ereignete sich mitten während der Stoßzeit an Freitagen, wenn viele Eltern ihre Kinder von der Schule abholen. Nach der Explosion, der eine schwarze Rauchwolke über der Stadt folgte, liefen Anrainer in Panik herum und suchten nach Angehörigen, während andere dabei halfen, Verletzte in die Rettungsautos zu tragen. Die Spitäler riefen zum Blutspenden auf.

Gefährliche Verbindungen

Im Krieg im benachbarten Syrien, das sich bis heute - gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung - als Schutzmacht des Libanon versteht, stehen einander vor allem sunnitische Aufständische und die aus Alawiten und Schiiten bestehende Armee gegenüber. Die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten, die im Libanon trotz des Endes des blutigen Bürgerkriegs im Jahr 1990 nie aufhörten, wurden durch den Aufstand in Syrien neu angefacht.

Soldaten sperren Gefahrenzone ab

APA/EPA/Nabil Mounzer

Einsatzkräfte riegelten den Ort des Attentats ab

Im Hintergrund steht dabei vor allem die Ermordung des früheren sunnitischen libanesischen Regierungschefs Rafik Hariri im Jahr 2005. Hariris Anhänger machen seither Syrien und seinen libanesischen Alliierten Hisbollah dafür verantwortlich.

Hisbollah kämpft in Syrien

Zudem ist die Hisbollah seit Monaten in Syrien aufseiten der Regimetruppen im Kampf gegen die Aufständischen aktiv. Die Gegner der vom Iran finanzierten Hisbollah warnten diese, dass deren Schützenhilfe für Assad die Spannungen im Libanon entlang der Bürgerkriegsparteien neu anheizen wird.

Das letzte Bombenattentat in Beirut ereignete sich 2008. Dabei wurden drei Menschen getötet. Zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Unterstützern Assads war es heuer im Libanon allerdings bereits mehrmals gekommen - insbesondere in der im Norden gelegenen Stadt Tripoli.

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