„Hart, aber fair“
Die 120.000 Beschäftigen der Maschinen- und Metallwarenindustrie erhalten ab 1. November um bis zu 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Der Mindestlohn steigt auf 1.636 Euro brutto. Der Metallerabschluss weist traditionell den Weg für die Kollektivverträge aller anderen Branchen und wurde heuer in besonders zähem Ringen erreicht.
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Die Verhandlungsrunde hatte am Donnerstag um 17.00 Uhr begonnen, der Kompromiss war am Freitag nach einem 17-stündigen Verhandlungsmarathon erreicht. Zu Beginn der Verhandlungen hatte es noch nach einem raschen Ende im Streit ausgesehen, über Nacht trat jedoch die Wende zum Kompromiss ein. Beide Seiten sprachen danach von einem guten Kompromiss für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und die Stärkung der Kaufkraft der Beschäftigten.
Thema Arbeitszeit ausgeklammert
Konkret steigt der Mindestlohn für Geringverdiener um 3,4 Prozent, für Besserverdiener um 3,3 Prozent. Der Ist-Lohn erhöht sich bei unteren Einkommensbeziehern um 3,3 Prozent, besser bezahlte Mitarbeiter erhalten 3,0 Prozent mehr. Die Lehrlingsentschädigung wird um 3,4 Prozent angehoben, die Aufwandsentschädigung um 3,0 Prozent. Die Inflationsrate liegt bei 2,7 Prozent. Die Arbeitnehmer hatten anfangs ein Plus von 5,0 Prozent gefordert, die Arbeitgeber höchstens 2,8 Prozent angeboten.

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Ein klassischer Kompromiss
Das heiß umkämpfte Thema Arbeitszeit wurde aus den Verhandlungen vorerst herausgenommen, damit soll sich nun eine Expertengruppe beschäftigen. Damit sind beide Seiten - das Gesicht wahrend - aus einer festgefahrenen Situation herausgekommen. Die Industrie musste sich von ihrem Herzensthema Arbeitszeitflexibilisierung verabschieden, die Gewerkschaften wiederum mussten sich mit einem niedrigeren Abschluss als im Vorjahr zufriedengeben, wo noch im Schnitt ein Lohnanstieg von 4,2 Prozent erreicht wurde.
Versöhnliches Ende nach langer Nacht
Beide Seiten zeigten sich nach einer harten Verhandlungsnacht versöhnlich. Der Abschluss sei „hart, aber fair“, meinte Pro-Ge-Chefverhandler Rainer Wimmer für die Gewerkschaften. Veit Schmid-Schmidsfelden sprach für die Arbeitgeber von einem Abschluss, der die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erhalte. Offen bleibt, wie sich der Teilabschluss auf die anderen Metaller auswirkt: Erstmals hatten die Arbeitgeber heuer separate Verhandlungen mit allen einzelnen Teilbranchen durchgesetzt.

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Schmid-Schmidsfelden, Wimmer und Proyer nach einer langen Nacht
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) lobte den Abschluss als „Signal dafür, dass man den Standort Österreich gemeinsam weiterbringt“. Er unterstrich vor allem, dass es zu einer „Einigung am Verhandlungstisch ohne Streiks“ gekommen sei.
Funktioniert „Auseinanderdividieren“?
Dass der Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) heuer nicht gemeinsam mit den anderen fünf Fachverbänden der Metallindustrie verhandelt hat, hat sich aus der Sicht der Arbeitgeber „jedenfalls ausgezahlt“, da man so „auf die speziellen Bedürfnisse des FMMI besser eingehen“ habe könne, wie Schmid-Schmidsfelden nach dem Teilabschluss gegenüber Journalisten sagte. Die erste Verhandlungsrunde im nächsten Fachverband, den Nichteisenmetallern, startet bereits am Freitag um 14.00 Uhr.
Während auf Industrieseite ein frisches Verhandlungsteam antritt, müssen bei den Gewerkschaften nach dem nächtlichen Verhandlungsmarathon die beiden Chefverhandler Wimmer und Karl Proyer (GPA) erneut ins Rennen. An Elan und Trotz gegen die Taktik, die Branche auseinanderdividieren zu wollen, scheint es ihnen nicht zu fehlen – auf die Frage, mit welcher Forderung die Gewerkschaft in die Verhandlungen geht, meinte Proyer trocken: „Fünf Prozent“.
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